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Von 2000 bis 2013 ist die Steckrüben-Verkaufsmenge in Deutschland von 600 auf 4500 Tonnen gestiegen. Foto: Pressebüro Deutsches Obst und Gemüse
05.02.2015
Schule & Wissen

Die Steckrübe ist wieder da und voll im Trend

Die Verkaufsmenge des leckeren Wintergemüses hat sich seit 2000 in Deutschland versiebenfacht

Lange Zeit war das Gemüse mit dem „Schlechte-Zeiten-Image“ nahezu in der Versenkung verschwunden. Jetzt feiert die Steckrübe ihr Comeback. Und zwar nicht nur als deftige Hausmannskost, sondern auch in raffinierten Gerichten der Haute Cuisine. Neuzüchtungen mit ihrem feinherb-süßen Geschmack und regionale Herkünfte punkten bei den Verbrauchern. Wer die Kultur im eigenen Garten anbauen möchte, sollte auf ausreichende Wasserzufuhr und auf den Erdfloh achten.

Wissenswert

Der Steckrübenwinter 1916/1917 ist in die deutsche Geschichte eingegangen. Nach einer Missernte bei Kartoffeln wurden die rund 1,5 Kilogramm schweren kugelförmigen Wurzeln des Kohlgewächses zu einer der wichtigsten Nahrungsgrundlage in der Kriegszeit. Not macht bekanntlich erfinderisch: Marmeladen, Suppen, Salate, Aufläufe, Kuchen oder Sauerkraut-Ersatz bis hin zu Kaffee und Mehl – alles wurde aus Steckrüben hergestellt. Auch im Hungerwinter 1946/1947 bewahrten die Rüben so manchen vor dem Hungertod. Offensichtlich hat die Erinnerung an diese schlechten Zeiten gleich mehreren Generationen den Appetit auf das Kohlgewächs verdorben. In der DDR stand Steckrübeneintopf in Schulen und Betriebskantinen allerdings noch viele Jahre auf dem Speiseplan.

Erst seit der Jahrtausendwende zieht die Nachfrage wieder spürbar an. Die Neuzüchtungen des Herbst- und Wintergemüses schmecken einfach besser, und der Trend zu regionalen und saisonalen Erzeugnissen tut ein Übriges. Besonders beliebt sind in Brandenburg die Teltower Rübchen, eine kleinere Variante der Steckrüben. Der Klassiker ist nach wie vor der Eintopf. Darüber hinaus passt die Steckrübe beispielsweise als Gemüsebeilage oder als Püree und Rösti, mit Kräutern und Gewürzen verfeinert, zu Fleisch und Fisch. Sehr lecker sind auch Salate mit Rosinen, Äpfeln und Nüssen.

Beim Einkauf sollte man zu Sorten mit kleinen Knollen und glatter Schale greifen. Die sind im Normalfall weder holzig noch von Schädlingen befallen. Die Rüben enthalten Traubenzucker. Dieser sorgt für einen süßen Geschmack. Mineralstoffe, die Vitamine C, B1 und B2 sowie Beta-Carotin, Glucosinolate und andere sekundäre Pflanzenstoffe machen das Gemüse wertvoll für die menschliche Ernährung. Dank des hohen Wasseranteils liegt der Energiegehalt bei nur etwa 30 Kalorien pro 100 Gramm.

Herkunft und Ansprüche

Die Steckrübe (Brassica napus L. ssp. rapifera.) gehört zur Familie der Kreuzblütler. Der Geruch und die Blattform deuten auf eine Verwandtschaft mit Kohl hin. Die Pflanze ist vermutlich im Mittelalter aus einer Kreuzung von Rübsen und Gemüsekohl hervorgegangen. Steckrüben gelten als eher anspruchslos. Sie sind selbst in Nordeuropa zu finden, denn die Pflanzen können leichte Fröste vertragen. Allerdings benötigen sie reichlich Wasser.

Anbau

Gärtner säen die Samen ab Ende Mai aus oder pflanzen die vorgezogenen Jungpflanzen ab Anfang Juli in Abständen von etwa 40 mal 50 Zentimetern. Es stehen Sorten mit gelbem und weißem Fruchtfleisch zur Auswahl. Vorsicht: Einige weiße Sorten sind ausschließlich für die Tierernährung geeignet. Nach drei bis vier Monaten ist die runde Rübe ungefähr 1,5 Kilogramm schwer. Sie wächst im Unterschied zum verwandten Kohlrabi unterirdisch und hat eine rötlich-braune Schale.

Pflanzenschutz und Düngung

Erdflöhe fressen gerne an den Blättern der Steckrüben und können vor allem junge, konkurrenzschwache Pflanzen schädigen. Die Insekten dürfen mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden. Häufiges Wässern soll ebenfalls helfen. Daneben treten auch weitere aus dem Kohlanbau bekannte Schädlinge wie der Kohlweißling auf, die allerdings in Normaljahren nur wenig Schaden anrichten. Zwischen dem Anbau von Steckrüben und anderen Kohlkulturen sollten mindestens vier Jahre liegen. So beugen Gärtner der Kohlhernie vor. Das ist ein bodenbürtiger Pilz, der die Wurzeln wuchern lässt. Dadurch werden die Leitungsbahnen in der Pflanze unterbrochen und die Blätter vertrocknen. Steckrüben bevorzugen nährstoffreiche Böden. Zu hohe Stickstoffdüngung führt jedoch zu holzigen Knollen.  

Ernte und Lagerung

Die Ernte beginnt im September und reicht bis Ende November. Später verholzen die Rüben. Nach den ersten leichten Frösten schmecken sie etwas süßlicher. Den gleichen Effekt hat eine Lagerung. Dafür sollten die Rüben zuvor entblättert werden. In geeigneten Mieten oder Lagerräumen sind sie mehrere Monate haltbar und versorgen den Markt bis ins Frühjahr hinein. Nach dem Kauf bleiben Steckrüben noch acht bis zehn Tage im Gemüsefach des Kühlschranks frisch.

Zahlen

Der Trend für die Steckrübe zeigt nach oben: Von 2000 bis 2013 ist die Verkaufsmenge in Deutschland von 600 auf 4 500 Tonnen gestiegen (zum Vergleich Kohlrabi 2013: 64 840 Tonnen). Davon kommen etwa 80 Prozent aus heimischer Erzeugung. Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen produzieren 70 Prozent der Inlandsmenge (Zahlen: Deutsches Obst und Gemüse / AMI).  

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