In manchen Jahren liegen Bucheckern im Herbst tonnenweise unter Rotbuchen auf dem Waldboden. Die Früchte sollen in erster Linie den Fortbestand der Art sichern. Sie sind aber auch Winternahrung für Wildtiere. Außerdem dienen sie als Dekoartikel im Haus und mittlerweile wieder der Erzeugung von Speiseöl, das wegen der aufwendigen Ernte und Aufbereitung einen Liebhaberpreis hat.
Rösten verbessert Verträglichkeit
Wissenswert
In Notzeiten, in Mitteleuropa zuletzt nach dem Zweiten Weltkrieg, sind Buchenwälder sehr beliebt. Denn aus den fetthaltigen Früchten der Bäume lassen sich unter anderem Speiseöl oder auch Kaffeeersatz herstellen. Zwischenzeitlich waren die dreieckigen, etwa 1,5 bis 2 Zentimeter großen Nüsse fast in Vergessenheit geraten. Mittlerweile kann man sie aber wieder auf Bauernmärkten, in Reformhäusern oder im Internet erwerben.
Wer sie noch nicht verkostet hat: Je nach Röstgrad schmecken sie ähnlich wie Erd- und Haselnüsse mit einer leichten Kaffeenote. Lecker sind Bucheckern als Snack zwischendurch, als Topping auf Salaten, als Zutat für Brotaufstrich und Pesto oder zu Mehl vermahlen in Brot, Kuchen oder Pfannkuchen. Aus 3 Kilogramm gereinigten, sortierten, getrockneten und mehrfach geschälten Nüssen kann etwa 1 Liter Öl gewonnen werden, das für mehr als 200 Euro zum Kauf angeboten wird. Neben etwa 40 Prozent Fett enthalten die Nüsse vor allem Eisen, Zink und Calcium sowie Vitamin C und B 6.
Bucheckern werden nicht nur aus kulinarischen Gründen geröstet. Das Erhitzen verbessert die Verträglichkeit. Das enthaltene Fagin, auch als Trimethylamin aus zahlreichen Pflanzen bekannt, wird dadurch unschädlich gemacht. Unbehandelte Ware verursacht nämlich besonders bei Kindern, aber auch bei manchem Erwachsenen Übelkeit und Magenkrämpfe. Pferde und Hunde erleiden bereits bei kleinen Mengen Vergiftungserscheinungen. Weniger empfindlich sind hingegen Waldtiere wie Rehe, Wildschweine, Hirsche oder Vögel, die die Nüsse als Winterfutter schätzen. Ebenso wie Eichhörnchen, die sich in Verstecken einen Vorrat anlegen. Weil sie aber immer einige Lager vergessen, tragen sie so zu einer natürlichen Verbreitung der Buchen bei.
Die dreikantigen Nüsse stecken in einer harten Schale. Die springt gelegentlich bereits auf, wenn die Bucheckern im Herbst vom Baum auf den Boden fallen. Ansonsten kann sie nach dem Übergießen mit kochendem Wasser oder nach dem Erhitzen beispielsweise auf einem Grill leicht entfernt werden.
Herkunft und Ansprüche
Bucheckern sind die Früchte der bei uns weit verbreiteten Rotbuche (Fagus sylvatica). Diese Baumart ist nach dem Zurückweichen der letzten Eiszeit vor etwa 10 000 Jahren von Süden nach Mitteleuropa eingewandert. Sie mag die hier vorherrschenden gemäßigten Temperaturen, milden Winter und regelmäßigen Niederschläge. Typisch ist ihre ausgeprägte Schattentoleranz, was sie sehr konkurrenzstark macht. Überließe man die Wälder sich selbst, würden sie mit einem geschätzten Anteil von zwei Dritteln die Zusammensetzung dominieren. Tatsächlich beträgt ihr Anteil aber nur etwa 15 Prozent, was auf wirtschaftliche Gründe zurückzuführen ist.
Anbau
Rotbuchen werden ausschließlich zur Holznutzung gepflanzt, die Bucheckern sind ein Nebenprodukt, das nur von wenigen Sammlern genutzt wird. Frühestens nach 40 Jahren bilden sich die ersten Bucheckern. Nach 120 bis 140 Jahren werden die Bäume gefällt. Im Wald erreichen Rotbuchen eine Höhe von 40 bis 45 Metern und werden bis zu 400 Jahre alt.
Ernte
Bucheckern reifen in den Monaten September und Oktober und fallen zu Boden. Zuvor legen Sammler engmaschige Netze unter den Bäumen aus, die auch in der Olivenernte verwendet werden. So müssen die Früchte nicht einzeln vom Boden aufgelesen werden. Die Erntemenge variiert deutlich. Besonders hoch ist sie nach trocken-warmen Jahren, um danach wieder für mehrere Jahre deutlich abzufallen. Der Fachmann spricht von alternierenden Erträgen. Wer jetzt neugierig geworden und ist und ein paar Bucheckern sammeln möchte, um sie zu probieren, sollte sie zunächst in einen mit Wasser gefüllten Eimer geben. Nur die frischen, gefüllten Bucheckern sinken zu Boden. Die hohlen schwimmen oben auf und können aussortiert werden.
Zahlen
In einem guten Samenjahr produzieren Rotbuchen etwa 3 Tonnen Bucheckern pro Hektar (Quelle: Wald und Holz NRW). Aus 1 Tonne Bucheckern können mehr als 1 Million Buchensetzlinge angezogen werden (Quelle: Forstwirtschaft in Deutschland).
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