Ein Waldspaziergang im Sommer führt oft an wildwachsenden Brombeeren vorbei. Reife Früchte verführen zum Naschen, sie schmecken angenehm süßsauer und saftig. Wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, kann sie auch ganz ohne lästige Stacheln selbst anbauen oder tiefgekühlt einkaufen. Leider halten sich frische Brombeeren nur einen bis zwei Tage.
Konsequente Erziehung verhindert Wildwuchs
Wissenswert
Wildwachsende Brombeeren sind ein Phänomen: Hat eine Pflanze einmal Fuß gefasst, besiedelt sie innerhalb kurzer Zeit den ihr zur Verfügung stehenden Raum und bildet ein undurchdringliches Dickicht aus Ruten und Stacheln. Die Pflanzen entwickeln nämlich mehrere Meter lange unterirdische Ausläufer und treiben daraus aus. Außerdem bewurzeln sich die bogenförmigen Ruten und entwickeln neue Sprosse, sobald sie den Boden berühren.
Hobbygärtner haben daher Bedenken, die Pflanze in den eigenen Garten zu holen. Doch die Kulturformen sind leichter zu beherrschen. Vielfach ohne Stacheln und mit weniger Ausbreitungsdrang ausgestattet, lassen sie sich an Spalieren oder Spanndrähten anbauen. Trotzdem geht es nicht ohne konsequente Erziehung und richtiges Schneiden. Um die Sträucher sollte außerdem eine dicke Teichfolie als Wurzelsperre bis auf 30 Zentimeter Bodentiefe eingezogen werden.
Im Garten sind Brombeeren eine ideale Naschkultur, weil sie über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen reife Früchte tragen. Die Kulturformen sind mit 2 bis 3 Zentimetern Durchmesser etwas größer als die wilden Arten. Sie passen sehr gut zu süßen Desserts wie Eis, Rote Grütze und Quarkspeisen, bereichern Rumtöpfe oder lassen sich zu Konfitüren, Fruchtsoßen oder Säften verarbeiten. Die Früchte haben allerdings einen kleinen Wehrmutstropfen: Die kleinen Steine, in denen sich die Samen befinden, sind nicht jedermanns Sache. Sie bleiben gerne in Zahnzwischenräumen hängen.
Für die dunkelrote, dunkelblaue oder manchmal fast schwarze Farbe der Früchte ist der hohe Anthocyangehalt verantwortlich. Der Farbstoff wirkt nach dem Verzehr antioxidativ und entzündungshemmend. Erwähnenswert sind außerdem die hohen Gehalte an Kalium und Eisen sowie den Vitaminen A, E und C. Nicht zu unterschätzen sind die Blätter: Daraus zubereiteter Tee lindert mit seinen ätherischen Ölen und Gerbstoffen Magen-Darm-Beschwerden.
Wer übrigens trotzdem lieber von wilden Sträuchern pflückt, sollte die höher am Strauch hängenden Früchte wählen. Bei den Früchten in Bodennähe besteht das Risiko, dass sie mit Fuchskot verschmutzt sind. Darin können sich Eier des Fuchsbandwurms befinden, der bei Menschen schwere Krankheitsverläufe auslöst.
Herkunft und Ansprüche
Die Brombeere (Rubus fruticosus) ist in den gemäßigten Klimabereichen weltweit beheimatet. Sie besitzt eine große Artenvielfalt. Alleine in Europa sind mehr als 2000 Arten bekannt. Wilde Brombeeren sind in Mitteleuropa oft auf sonnigen Waldlichtungen, an Waldrändern oder Böschungen zu finden. Sie mögen kalkarme, humusreiche und gut durchlüftete Böden. Gut mit Wasser versorgte Pflanzen bringen größere Früchte hervor.
Anbau
Brombeeren mit aufrechtem Wuchstyp können im Meterabstand gepflanzt werden. Bei Arten mit langen waagerechten Ruten sollten es jedoch 3 bis 4 Meter sein. Die Ruten müssen regelmäßig beschnitten und an Drähten oder Spalieren angeleitet werden. Die Früchte entstehen an den Seitentrieben der zweijährigen Ruten. Brombeeren bestäuben sich selbst, deshalb trägt auch ein einzelner Strauch im Garten Früchte. Wenn mehrere Sträucher vorhanden sind, fällt die Ernte pro Strauch aber höher aus.
Pflanzenschutz und Düngung
Obstbauern und Gärtner müssen auf Pilzkrankheiten wie Brombeerrost, Falscher Mehltau, Rutenkrankheit und Graufäule achten und sie rechtzeitig mit zugelassenen Mitteln und Abschneiden der kranken Ruten bekämpfen. Vorbeugend helfen gut durchlüftete Bestände und eine bedarfsgerechte Düngung. Die Brombeermilbe ist der wichtigste Schädling. Die Rubus-Stauche, eine durch Bakterien ausgelöste Erkrankung, kann nur durch sofortiges Roden eingedämmt werden.
Ernte
Die Früchte sind erntereif, wenn sie sich leicht vom Zweig lösen lassen. Dabei spielt die Farbe eine untergeordnete Rolle. Die Ernte beginnt im Juli und zieht sich wegen der nach und nach reifenden Früchte über sechs bis acht Wochen. Brombeeren im Folientunnel sind zwei bis drei Wochen früher reif, sodass heimische Brombeeren von Juni bis Oktober im Handel sind. Reife Früchte sind weich und wegen ihrer dünnen Haut sehr empfindlich. Frischware hält sich im Kühlschrank nur einen bis zwei Tage. Deshalb geht ein großer Teil der Ernte in Tiefkühlprodukte.
Zahlen
Brombeeren sind im Erwerbsgartenbau eine ausgesprochene Nischenkultur. 2016 wurden sie auf 144 Hektar angebaut (zum Vergleich Erdbeeren 2020: 12 859 Hektar; Zahl: Destatis), davon 83 Hektar in Baden-Württemberg (Zahlen: Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Rheinland-Pfalz). Der Durchschnittsertrag lag 2020 bei 6,6 Tonnen pro Hektar (Zahl: statista.com). Frischware wird unter anderem aus den Niederlanden und Ungarn eingeführt, die Tiefkühlware stammt überwiegend aus den Balkanstaaten.
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