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Gartenbauingenieurin Susanne Haslage betreut die ADR-Prüfung in Hannover. Foto: Angelika Sontheimer
03.07.2014
Haus & Garten

Unter Beobachtung: Rosen im Sichtungsgarten

Gesundheitsprüfung für Rosen

Jedes Jahr werden viele Rosenneuheiten in den Handel gebracht. Um die Neuzüchtungen besser zu beurteilen und das Sortenbewusstsein zu schärfen wurde Mitte der 50er-Jahre die Allgemeine Deutsche Rosenneuheiten-, kurz ADR-Prüfung, eingeführt. Sie orientiert sich an Merkmalen wie Wirkung der Blüte, Duft, Wuchsform, Reichblütigkeit oder Winterhärte. Das wichtigste Bewertungskriterium ist die Widerstandsfähigkeit gegenüber Blattkrankheiten.

Die Gartenbauingenieurin Susanne Haslage ist im Bundessortenamt zuständig für den Sortenschutz an Ziergehölzen, insbesondere Gartenrosen, und betreut dabei auch die ADR-Prüfung am Standort Hannover. Wir haben mit ihr über Betreuung des Rosen-Sichtungsgartens gesprochen.

Was ist die ADR-Prüfung?

Die ADR ist eine Art Wertprüfung für neue Rosensorten, die ohne Pflanzenschutzmittel (Fungizide) über drei Jahre an elf verschiedenen Standorten geprüft werden. Pro Sorte und Jahr werden sechs Mal verschiedene Merkmale der Sorte erfasst, unter anderem die Blattgesundheit, die Reichblütigkeit oder auch der Duft.

Die Sichtungsgärten sind über ganz Deutschland verteilt, von Thiensen in Schleswig-Holstein bis Freising-Weihenstephan in Bayern. Nach drei Jahren entscheidet die Prüfungskommission, die aus den ADR-Prüfern der einzelnen Standorte besteht, ob der Rosensorte das ADR-Prädikat verliehen wird. Dazu muss die Sorte einen bestimmten Qualitätsstandard erreichen. Da der Sortenschutz an Ziergehölzen eine Hauptaufgabe am Standort Hannover ist, stehen die meisten Sorten in der ADR-Prüfung gleichzeitig auch in der Sortenschutzprüfung des Bundessortenamtes, eine Besonderheit des hannoverschen Sichtungsgartens. Für den Sortenschutz gelten allerdings andere Kriterien und Bedingungen, sodass die Prüfungen räumlich voneinander getrennt stattfinden. Der Sortenschutz ist nicht Voraussetzung für die Teilnahme an der ADR-Prüfung.

Wie viele Rosensorten werden jedes Jahr geprüft, wie viele bekommen davon das begehrte Prädikat?

Jedes Jahr werden Rosenneuheiten aus ganz Europa geprüft, allerdings maximal 50 Sorten aller Rosenklassen. Es ist sehr unterschiedlich, wie viele davon das Prädikat bekommen, da gibt es keine bestimmte Quote. Letztes Jahr waren es zum Beispiel acht, davor nur fünf, aber es waren auch schon einmal elf Sorten.

Zurzeit sind in der ADR-Rosen-Liste 157 Sorten enthalten. Dem gegenüber steht eine Zahl von mehr als 2 000 Rosensorten, die seit Bestehen der ADR-Prüfung getestet wurden. Es werden allerdings nicht nur neue Sorten in die Liste aufgenommen. Es kann auch vorkommen, dass einer ADR-Rose das Prädikat wieder aberkannt wird, etwa wenn sie nach einigen Jahren ihre guten Eigenschaften, verliert und nicht mehr so gesund und widerstandsfähig ist.

Wie ist der Versuchsaufbau?

Die einzelnen Sorten werden auf einer circa einen Quadratmeter  großen Fläche aufgepflanzt, drei bis fünf Pflanzen, je nach Wuchstyp. Sie stehen drei Jahre an diesem Platz unter strenger Beobachtung. Nach Abschluss der Prüfungen werden die Pflanzen gerodet, und der Boden macht eine Rosenpause. Das heißt, entweder werden andere Gehölze angepflanzt, oder es wird Gründünger ausgesät. Hierzu eignet sich Tagetes besonders gut, da sie eine abschreckende Wirkung auf schädliche Nematoden hat, die gerne den Rosenuntergrund besiedeln. Im Herbst wird der Boden für die nächste Rosentestung vorbereitet, also vor dem Pflanzen tiefgründig gelockert. Nach einer Bodenprobe erhalten die Rosen Anfang April und nach dem ersten Blütenflor je eine Gabe Volldünger. Im Frühjahr werden sie erstmals zurückgeschnitten, und nach der ersten Blüte erhalten sie den Sommerschnitt. Wir häufeln nicht für den Winterschutz an, und es findet auch kein Pflanzenschutz statt.

Welche Schädlinge und Krankheiten treten auf?

Probleme können durch Blattläuse, Spinnmilben oder auch Blattrollwespen auftreten. Hier wäre es möglich, ein Nützlinge schonendes Präparat anzuwenden. Das Hauptaugenmerk der ADR-Prüfung liegt jedoch bei den pilzlichen Erkrankungen wie Echter und Falscher Mehltau, Rost und Sternrußtau. Hier ist keine Behandlung erlaubt, da die Gesundheit der einzelnen Sorte ein Kernmerkmal bei der ADR-Prüfung ist.

Kann man die Sichtungsgärten besuchen?

Die meisten Sichtungsgärten gestatten den Besuch nur auf Anfrage, da teilweise Rosensorten in der Prüfung stehen, die noch nicht im Handel sind. Deshalb werden auch die Namen nicht verraten. Alle Sorten sind nur mit Nummern etikettiert, damit Besucher und Prüfer nicht erkennen können, welche Sorten sie vor sich haben. Das erleichtert eine neutrale Bewertung.

In den Rosarien Dortmund und Sangerhausen gibt es eine Aufpflanzung der bereits gekürten ADR-Sorten. Hier können Besucher die erfolgreichen Kandidaten bewundern. Viele Sorten gehen erst nach Abschluss der Prüfung mit frischem ADR-Prädikat zum Verkauf in Baumschulen oder Gartencenter.

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