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Speisepilze selber zu züchten ist gar nicht schwer – im Garten zum Beispiel. Foto: iStock
11.03.2021
Haus & Garten

Pilze selber züchten

Austern-Pilze, Champignons und Co. aus eigenem Anbau

Speisepilze im eigenen Garten, im Keller oder sogar auf der Fensterbank zu züchten ist gar nicht schwierig. Präparate mit Pilzsporen oder sogar fertig vorbereitete Töpfe, Beutel oder Boxen mit bereits beimpftem Substrat gibt es in großer Auswahl im Fachhandel. Einfach aufstellen, regelmäßig wässern und den Pilzen beim Wachsen zusehen.

Pilze im eigenen Garten oder sogar im Haus zu züchten ist nicht sehr verbreitet. Wer Champignons, Austern-Pilze, Shiitake und Co. liebt, sollte es auf jeden Fall einmal ausprobieren. Denn Pilze sind relativ anspruchslos, sodass die eigene Zucht in der Regel problemlos gelingt. Nur Trockenheit und Hitze sind schlecht für Pilze.

So wachsen Pilze

Vor dem Start einer eigenen Pilzzucht lohnt es, sich mit dem Reich der Pilze und ihren Wachstumsbedingungen ein wenig vertraut zu machen: Die Pilze (Fungi) bilden neben den Tieren und den Pflanzen das dritte große Reich von Lebewesen. Lange wurden sie zu den Pflanzen gerechnet, weil sie wie diese sesshaft sind. Pilze können jedoch keine Photosynthese betreiben und müssen sich daher wie die Tiere durch die Aufnahme organischer Substanzen ernähren. Diese nehmen sie in gelöster Form aus der Umgebung auf, zum Beispiel aus verrottendem Holz oder anderen Pflanzenteilen.

Bei dem, was wir landläufig Pilze nennen, handelt es sich um die sichtbaren Fruchtkörper der Pilze, die oberhalb der Erdoberfläche wachsen. Der größte Teil der meisten Pilzarten besteht aus dem sogenannten Myzel. Dabei handelt es sich um ein wurzelartiges Geflecht im Boden, das nicht nur die Fruchtkörper mit Nährstoffen versorgt, sondern auch der Ausbreitung dient. Wenn Pilze nach einem Sommerregen also sprichwörtlich „aus dem Boden schießen“, hat der eigentliche Pilz unterhalb der Erdoberfläche schon ein weit verzweigtes Myzel gebildet. Während die Myzelien rein vegetativ auch in recht sauerstoffarmen Umgebungen wachsen können, werden die Fruchtkörper nur bei guter Sauerstoffversorgung gebildet. Die Fruchtkörper (Hyphen) sind es auch, die für die Vermehrung der Pilze verantwortlich sind, indem sie Sporen bilden, die wie winzige Samen durch die Luft verbreitet werden.

Das Substrat für die Pilzzucht vorbereiten

Pilze wachsen auf Stroh, auf Holz, auf gepressten Sägespänen und sogar auf Kaffeesatz. Champignons mögen eine Kompost-Dung-Mischung. Einigen anderen Pilzen genügt auch Kokoserde oder ganz normale Gartenerde. Egal, welches Substrat zum Einsatz kommt – für die Pilzzucht müssen Pilzsporen aufgebracht werden. Das kann mit ungewaschenen Pilzresten funktionieren, an denen noch Sporen anhaften. Sporen zum Beimpfen gibt es jedoch auch im Fachhandel. Und wer auf Nummer sicher gehen will, kann auf spezielle Pilzbrut-Produkte zurückgreifen. Das sind unterschiedliche organische Materialien, die bereits mit Pilzmyzel besiedelt sind, zum Beispiel Holzstäbchen beziehungsweise -dübel, Getreidekörner beziehungsweise Körnerbrut oder Substrat-Pilzbrut. Letztere kann etwa aus mit Pilzmyzel besiedelten Holzchips bestehen und somit schon perfekt angepasst sein, wenn sie auf Nährmaterial wie Totholz oder Hackschnitzel aufgebracht wird.

Bei den sogenannten Myzel-Patches handelt es sich um Impf-Pflaster mit Pilzbrut, die einfach auf frisch zugeschnittene Enden von Baumstümpfen oder -stämmen genagelt werden. So wird das Holz schnell vom Pilzmyzel besiedelt, ohne dass in der Rinde befindliche Konkurrenzpilze eindringen können. Welches Substrat und welche Impfmethode bei der Pilzzucht am besten funktionieren, hängt von der Pilzart und vom Standort der Kultur ab.

Pilze im Garten züchten

Im Freiland beginnt die Pilzsaison im Frühjahr, sobald die durchschnittliche Tagestemperatur über 15 Grad Celsius liegt. Gut geeignet für den Garten ist die Pilzzucht auf Holz, zum Beispiel auf Baumstämmen. Diese sollten allerdings noch nicht länger als drei Monate geschlagen sein. Bei älterem Holz besteht die Gefahr, dass es bereits von Konkurrenzpilzen oder anderen Mikroorganismen besiedelt wurde, die das Wachstum des Zuchtpilzes verhindern. Der Durchmesser der Stammabschnitte sollte nicht größer als 40 Zentimeter sein, aber auch nicht kleiner als 20 Zentimeter, damit das Holz nicht zu schnell austrocknet. Dabei wachsen Pilze grundsätzlich auf fast jeder Laubholzart. Die unterschiedlichen Pilzarten haben aber bestimmte Vorlieben, was die Holzarten angeht, von Ahorn, Birke, Buche und Eiche über Erle, Edelkastanie, Pappel und Weide bis hin zu verschiedenen Obstgehölzen.

Zum Beimpfen von Baumstämmen sind die Schnittimpfmethode und die Scheibenimpfmethode zu empfehlen. Bei ersterer wird der Stamm möglichst großflächig eingeschnitten und der Einschnitt komplett mit Pilzbrut aufgefüllt. Bei der zweitgenannten Methode wird die Pilzbrut direkt vollflächig auf einer frischen Schnittstelle verteilt und mit weiterem Holz abgedeckt. An einem schattigen, windgeschützten und möglichst feuchten Ort, bei Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad Celsius, sind die Stämme nach acht bis zwölf Wochen komplett vom Pilzmyzel durchwachsen. Die erste Ernte kann je nach Pilzart, Holzart und Wachstumsbedingungen nach fünf bis 18 Monaten erfolgen. Wer es einfacher haben möchte, findet im Handel auch Holzstücke, die bereits mit den gewünschten Pilzsporen beimpft wurden. Alternativ gedeihen Freiland-Pilze auch gut im Häckselbeet oder auf Strohballen. Dafür eignen sich zum Beispiel Braunkappen, Austernpilze oder Rosenseitlinge. Die Kultur für den Parasol kann sogar einfach im Gartenboden vergraben werden und bildet dort ein Erdmyzel. Zudem sind unterschiedlichste Komplettsets für den Pilzanbau im Garten erhältlich.

Pilzkultur im Haus

Im Haus ist die Pilzzucht ganzjährig möglich. Grundsätzlich bietet ein Kellerraum bezüglich Luftfeuchte und Temperatur die besten Bedingungen. Erst recht, wenn fertig vorgezogene Pilzkulturen zum Einsatz kommen. Diese sollten in einem Raum mit einer Luftfeuchte von mindestens 70 Prozent und einer Temperatur zwischen 15 und 25 Grad Celsius aufgestellt werden. Alternativ eignen sich auch ein Mini-Gewächshaus, eine große Plastikbox oder ein großer Folienbeutel, um diese Bedingungen in anderen Räumen herzustellen. Wird kein Fertig-Zuchtset verwendet, sollte die Pilzkultur während der Besiedlungsphase erst einmal an einem wärmeren Ort vorgezogen werden.

Gut geeignet für einen dunklen, feuchten Keller sind beispielsweise Limonenseitlinge und Champignons. Diese wachsen zum Beispiel auf beimpften Strohballen oder auf Kokossubstrat, welche sie schon nach wenigen Wochen durchwachsen haben. Beide Pilzarten – und noch viele mehr – gibt es auch in fertig bestückten Kulturkisten, die nur aufgestellt und regelmäßig gewässert werden müssen, bevor zwei bis drei Mal hintereinander geerntet werden kann. Mit ihrer kürzeren Wartezeit bis zur ersten Ernte sind diese Fertig-Pilzkulturen ideal für Anfänger. Die gewonnenen Erfahrungen können Hobby-Pilzanbauer später problemlos beim Anbau ohne Zuchtsets nutzen. Im Mini-Gewächshaus oder Folienbeutel auf der Fensterbank fühlen sich zum Beispiel verschiedene Seitlinge, Austern-Pilze und Shiitake wohl, außerdem der italienische Pioppino oder der asiatische Nameko, auch Stockschwämmchen oder Toskanapilz genannt.

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