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Bis zu 160 Tonnen Champignons erntet der Unternehmer pro Woche. Foto: Marco Deckers, Rheinische Pilz-Zentrale GmbH
16.04.2015
Schule & Wissen

Von Beruf "Pilzanbauer"

Spezialisten mit Gespür für Wachstum und Technik

Speisepilze haben heute einen festen Platz im Supermarktregal und auf dem Teller. Im Jahr 2014 ernteten die deutschen Pilzanbauer nach Angaben des Bundes Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer e.V. rund 64 000 Tonnen Champignons und 2 500 Tonnen andere Pilzarten. Etwa 80 Betriebe haben sich in Deutschland auf den Pilzanbau spezialisiert. Einer von ihnen ist der Champignonbetrieb von Marco Deckers (35 Jahre) aus Geldern in Nordrhein-Westfalen. 2004 begann er mit fünf vollklimatisierten Anbauräumen und mit einer Ernte von 35 Tonnen Champignons wöchentlich. Heute erntet er in 20 Räumen 160 Tonnen Champignons pro Woche und beschäftigt zwischen 160 und 180 Mitarbeitern. Dabei legt er Wert darauf, noch selbst auf alle Arbeitsabläufe im Betrieb zu achten und so die Frische und Qualität der Pilze persönlich im Blick zu haben.

Ausbildung zu Pilzexperten mit Aufstiegschancen

Die Zahl der Pilzbetriebe reicht nicht für eine eigene Ausbildungssparte. Daher beginnen künftige Pilzanbauer als Auszubildende im Gemüseanbau und spezialisieren sich später. Marco Deckers berichtet: „Nach dem Abitur habe ich zuerst eine kaufmännische Ausbildung gemacht und dann eine Ausbildung bei einem Pilzzüchter in Holland. Damals gab es dort noch eine eigene Ausbildung für den Pilzanbau. Meine Eltern führen auch einen Champignonbetrieb, dort habe ich natürlich auch gute Einblicke in den Beruf erhalten.“ Die Weiterbildungsmöglichkeiten im Pilzanbau seien gut, beispielsweise könne man den Meister oder Techniker machen. Immer mehr Betriebe würden heute in Gesellschaften geführt, und hier könne man bis zum Geschäftsführer aufsteigen. Hauptsächlich würden Führungskräfte in den einzelnen Sparten des Pilzanbaus gesucht, zum Beispiel in der Substratherstellung oder Kultivierung. „Einen guten Pilzanbauer macht vor allem ein Gespür für das Wachstum der Pilze in Verbindung mit der optimalen Anwendung der modernen Technik aus“ so der Betriebsleiter.

Pilzanbauer: Ein Beruf mit vielen Facetten

„Mein Beruf wird mir nie langweilig“, Der junge Unternehmer erzählt von den verschiedenen Produktionsschritten, bei denen er unterschiedliche Stärken nutzen und seine Interessen ausleben könne. „Bei der Herstellung des Substrats, auf dem die Pilze wachsen sollen, muss ich wissen, wie es zusammengesetzt, aufbereitet und kontrolliert wird. Champignons wachsen auf einem Substrat aus fermentiertem Stroh, Pferdemist und Gips. Die Kunst ist, die Nährstoffe für die Champignons bereitzustellen und die für die Schädlinge zu reduzieren.“ Das Pilzwachstum wird heute mit aufwändiger Computertechnik gesteuert und kontrolliert. „Doch Technik ist immer nur so gut, wie der Mensch, der sie einsetzt. Ich muss genau wissen, welche Einstellungen – das heißt Temperatur, Wassergaben, Luftfeuchtigkeit und Belüftung – zum jeweiligen Wachstumsstand nötig sind. Pilzen die richtigen Lebensbedingungen zu geben, damit sie gleichmäßig und termingerecht wachsen, ist eine spannende Aufgabe“, so der Pilzanbauer. Neben der Erfahrung mit der Pilzkultur seien auch die Marktkenntnisse sehr wichtig. „Meine Betriebsphilosophie ist, frische Champignons nach den Wünschen des Marktes und in bester Qualität zu produzieren. Gute Pilzanbauer kennen ihren Markt und seine wirtschaftlichen Zusammenhänge“.

Besonders wichtig: Sauberkeit und Hygiene im Pilzanbau

Marco Deckers Betrieb richtet sich nach den strengen Vorgaben des International Food Standard (IFS) für Lebensmittelsicherheit und Qualität, einem anerkannten Standard für Lebensmittelhersteller. Dazu gehört, dass alle Mitarbeiter in den Kulturräumen Schutzkleidung tragen, die verhindert, dass sie Krankheitserreger oder Sporen von Schadpilzen in die Kulturen einschleppen. Die Ernteräume werden jeden Tag mit Wasser gesäubert, damit keine Schädlinge von den alten auf die neuen Pilzkulturen übertragen werden. „Am Ende eines jeden Tages muss der gesamte Betrieb sauber sein. Eine der wichtigsten Hygienemaßnahmen ist, Schädlinge in den abgeernteten Kulturen mit etwa 80 Grad heißem Dampf, tot zu dämpfen“, erläutert Deckers. „Fliegen verbreiten die meisten Schädlinge. Wir Pilzanbauer fürchten besonders den Befall unserer Champignons mit Schadpilzen. Im Champignonanbau sind derzeit keine Pflanzenschutzmittel zugelassen.“

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