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Die Kräuselkrankheit kann Pfirsich- und Nektarinenbäume so stark schwächen, dass sie absterben. Foto: Heinrich Beltz
22.04.2024
Haus & Garten

Der Kräuselkrankheit ein Schnippchen schlagen

Widerstandsfähige Sorten oder Zwergsorten in Kübeln geeignet

Die Kräuselkrankheit kann Pfirsichbäume stark schädigen oder sogar zum Absterben bringen. Behandlungen mit Pflanzenschutzmitteln sind nicht immer erfolgreich; durch die Wahl widerstandsfähiger Sorten oder die Kultur im Kübel kann man sie effektiv in den Griff bekommen.

Der Verursacher der Kräuselkrankheit ist der Pilz Taphrina deformans, der das Laub von Pfirsich- und Nektarinenbäumen befällt, Kräuselungen hervorruft und dann zum Laubfall führen kann. Bei leichtem Befall treiben die Pflanzen im Sommer durch und ersetzen das abgefallene Laub, aber bei starkem Befall oder schwachem Neuaustrieb können die Pflanzen so stark geschwächt werden, dass sie nach einigen Jahren absterben.

Der Erreger hat eine sehr ungewöhnliche Biologie, die bei den Gegenmaßnahmen eine wichtige Rolle spielt: Über den Sommer sitzt er saprophytisch an den Zweigen, ohne der Pflanze zu schaden. Im Winter wird er dazu angeregt, Sporen zu bilden, mit denen er die jungen Blattanlagen infiziert, sobald die Knospenschuppen beginnen, sich zu öffnen. Dazu brauchte er allerdings eine Periode langanhaltender Feuchtigkeit. Wenn die Temperaturen längere Zeit 16 Grad Celsius übersteigen, geht er wieder in die saprophytische Phase über und infiziert die jungen Blätter nicht mehr, sondern wandert auf die Rinde.

Fungizidspritzungen?

An sehr trockenen Standorten, zum Beispiel an einer Hauswand unter einem Dachüberstand oder in sehr niederschlagsarmen Regionen, drohen keine großen Probleme durch die Kräuselkrankheit. Ansonsten kann man die Pflanzen schützen, indem man vor dem Austrieb Fungizide einsetzt, die die Auskeimung der Sporen im Winter verhindern. Früher, als noch längere Kälteperioden herrschten, war der Behandlungszeitraum Mitte Februar bis Mitte März, und man hatte mit einer bis drei Spritzungen nacheinander meist recht gute Erfolge. Durch den Klimawandel sind die Winter allerdings milder geworden, sodass die Knospen sich je nach Witterung oft schon deutlich früher öffnen und der richtige Zeitpunkt des Fungizideinsatzes leicht versäumt werden kann.

Resistente Sorten

Ein besserer Weg, Probleme durch die Kräuselkrankheit zu vermeiden, ist die Sortenwahl. Es gibt zwar keinen Pfirsichbaum, der völlig immun gegen den Erreger ist, aber Sorten wie 'Benedicte', 'Amsden', 'Revita', 'Pilot', 'Kernechter vom Vorgebirge' (syn. 'Roter Ellerstädter'), 'Harrow Beauty' und 'Weinbergspfirsich' sind so widerstandsfähig (resistent), dass die Kräuselkrankheit an günstigen Standorten keine großen Schäden anrichten kann. Besonders widerstandsfähig scheint die Sorte 'Fruteria' (syn. 'Franziskus') zu sein, die bisher nur äußerst geringen Befall gezeigt hat. Allerdings sind die resistenten Sorten außer 'Harrow Beauty' fast alle weißfleischig. Und bei den Nektarinen scheint es überhaupt keine widerstandsfähige Sorte zu geben. Darüber hinaus haben manche Sorten wie 'Benedicte' und 'Harrow Beauty' nur sehr kleine, unscheinbare Blüten, sodass sie wenig Zierwert besitzen.

Kultur im Kübel

Wer zum Beispiel Nektarinen oder gelbfleischige Pfirsiche trotz ungünstigen (niederschlagsreichen) Standorts ernten will, hat eine weitere Möglichkeit, seine Pflanzen gesund zu halten. Da der Erreger eine lange Zeit Feuchte an den Knospen braucht, um im Winter die Blattanlagen zu infizieren, kann man die Pflanzen in einen Kübel setzen und von Januar bis Ende April unter einen Dachüberstand oder in ein Carport stellen, sodass die Zweige einigermaßen trocken bleiben. Die Topfballen müssen bei Bedarf gegossen werden, vor allem nach dem Austrieb ab April. Ab Mai können die Pflanzen dann ganz normal dem Regen ausgesetzt werden, da die neuen Blätter dann nicht mehr infiziert werden. Wenn der Überwinterungsstandort sehr schattig und geschützt ist, lohnt es sich, die Bäumchen mit ihrem Kübel in Schönwetterperioden in die Sonne zu rücken, damit die Bienen sie finden und bestäuben. Über Sommer lieben Pfirsiche und Nektarinen einen sonnigen Standort, damit ihre Früchte gut ausreifen und ein intensives Aroma bilden. Da normal wachsende Sorten in Kübeln schnell an Wuchskraft verlieren und zum Vergreisen neigen, eignen sich für die Kübelkultur besonders die Zwergpfirsiche wie 'Amber', 'Bonanza', 'Diamond' oder der rotlaubige 'Crimson' (syn. 'Bonfire') sowie Zwergnektarinen wie 'Rubis'.

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