Fragte man Regenwürmer, sie würden Blühstreifen anpflanzen. Das ist ein Ergebnis einer Untersuchung des Julius Kühn-Instituts (JKI) in Quedlinburg. Dessen Wissenschaftler untersuchten 46 Ackerflächen in sechs verschiedenen Bundesländern und fanden in mehrjährigen Blühstreifen dreimal so viele Regenwürmer wie in den angrenzenden Winterkulturen.
Mehr Bodenleben durch pflanzliche Vielfalt
Artenvielfalt und Biodiversität zu fördern, ist das Ziel guter fachlicher Praxis in der Landwirtschaft. Insbesondere mehrjährige Blühstreifen an den Feldrändern bieten viel Potenzial, unter anderem, weil sie Überwinterungsmöglichkeiten für viele Insekten und Spinnentiere bieten. Der Effekt auf die oberirdische Artenvielfalt ist seit langem bekannt. Dass sich Blühstreifen aber auch auf die Artenvielfalt im Boden auswirken, das haben nun Forschende des JKI anhand des Vorkommens von Regenwürmern belegt.
7526 Regenwürmer von 46 Flächen in sechs Bundesländern
Die Forschenden werteten insgesamt 46 Flächen in Baden-Württemberg, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein aus. Die Regenwürmer wurden mit einer Senföl-Lösung aus dem Boden ausgetrieben, gezählt, gewogen und lebend auf Artniveau bestimmt. Nach der Bestimmung wurden die Würmer wieder freigelassen, damit sie weiterhin ihre nützlichen Funktionen im Boden erfüllen können. „Bereits im Feld waren wir von der enormen Anzahl an Regenwürmern in den Blühstreifen positiv überrascht“, berichtet Dr. Anna Vaupel vom JKI.
Mehr als dreimal so viele Regenwürmer in Blühstreifen
Im Mittel fanden die Forschenden mehr als dreimal so viele Regenwürmer in den Blühstreifen als auf den angrenzenden Ackerflächen. Darüber hinaus beherbergten die Blühstreifen auch mehr Regenwurm-Arten. „Da Regenwürmer im Boden eine Vielzahl wichtiger Ökosystemfunktionen erfüllen, ist dieses Ergebnis in mehr als einer Hinsicht relevant und zeigt, welches Potenzial mehrjährige Blühstreifen für den Bodenschutz haben“, erklärt Dr. Lukas Beule, Leiter der Studie.
Durch ihr Röhrensystem erhöhen die Würmer die Wasserinfiltration des Bodens und beugen so Bodenerosion vor, was angesichts zunehmender Starkregenereignisse ein wichtiger Beitrag zum Bodenschutz ist. Zudem sind Regenwürmer entscheidend am Humusaufbau beteiligt und tragen so zur verbesserten Nährstoffversorgung der Pflanzen bei. Außerdem sind Regenwurmgemeinschaften ein wichtiger Indikator für den generellen Gesundheitszustand von Böden. Als nächstes wollen die Forscher untersuchen, wie weit dieser „Blühstreifeneffekt“ in den Acker hineinreicht und mit welchen Pflanzen man die Blühstreifen weiter verbessern kann, um so das Bodenleben weiter zu fördern.
Quelle: JKI
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