Sieben auf einen Streich waren es im Märchen „Das tapfere Schneiderlein“. Ganz so wie im Märchen ist es nicht, aber vier Ernten auf einen Schlag bietet der mehrjährige Reis, den ein internationales Forscherteam jetzt gezüchtet hat. Er spart Dünger, Wasser und menschliche Arbeit ein.
Mehrjähriger Reis bietet hohes Ertragspotenzial
Reis gehört zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln auf der Welt. Er ist wie auch die meisten anderen Getreidesorten eine einjährige Pflanze und muss weltweit oft mit viel mühseliger Handarbeit jedes Jahr neu angepflanzt werden. Da klingt es fast schon wie im Märchen, wenn es möglich wäre, Reis über mehrere Jahre lang zu nutzen. Dies wäre nicht nur eine Erleichterung für die Reisanbauer, sondern auch eine Entlastung für die Umwelt, weil es Dünger einspart und beispielsweise im Terrassenanbau die Erosion vermindert. Ein internationales Wissenschaftler-Team aus China, Australien und den USA hat genau so eine Reissorte entwickelt. Sie ist in der Lage, bis zu vier Jahre lang gute Erträge zu liefern.
Mehrjährige Pflanzen nutzen Ressourcen besser
Mehrjährige Pflanzen haben im Vergleich zu einjährigen Pflanzen ein tieferes Wurzelsystem, das es ihnen ermöglicht, Wasser und Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten zu mobilisieren. Auch der Boden wird geschont, weil er nicht ständig gepflügt wird und auch längere Zeit mit grünen Pflanzen bedeckt ist. Mehrjährige Pflanzen sparen also Wasser und Dünger ein und haben eine geringere CO2-Freisetzung. Schon seit einigen Jahren forschen Wissenschaftler daher daran, einjährige Pflanzen wie Weizen, Gerste, Hirse, Buchweizen oder Sonnenblumen mehrjährig zu machen. Nun ist dies auch beim Reis gelungen.
Anbau in China und Uganda bisher erfolgreich
Seit 1999 wurde durch interspezifische Hybridisierung aus der einjährigen Sorte Oryza sativa ssp. indica RD23 und dem mehrjährigen Oryza longistaminata, einer Wildreisart aus Nigeria, ein mehrjähriger Kulturreis gezüchtet. Mit der so entstandenen Sorte PR23 (Perennial Rice 23) haben die Forscher ab 2016 Feldexperimente an drei verschiedenen Orten in der chinesischen Provinz Yünnan durchgeführt. Die Erträge betrugen im Durchschnitt 6,8 Tonnen pro Hektar und Anbausaison und waren vier Jahre lang stabil. Dies spart, so die Berechnung der Wissenschaftler, zwischen 68 und 77 Arbeitstage pro Hektar und Anbausaison ein. Sie betonen, dass die Arbeitseinsparungen nicht durch Automatisierung, also den Einsatz von Maschinen und damit von fossilen Brennstoffen zustande kamen, sondern schlicht durch geringeres Arbeitsaufkommen.
Positiv zu Buche schlugen auch die 49,2 Prozent weniger Kosten für neue Saaten, Dünger, Pflanzenschutzmittel und Wasser. Je nach Region und Sorte ergab dies in der Studie einen Gewinn zwischen 17,4 und 161 Prozent in der Zeitspanne von 2016 bis 2020. Seit dem Jahr 2018 ist die neue Reissorte PR23 nun im Handel. 2021 bauten sie mehr als 44 000 Kleinbauern auf mehr als 15 000 Hektar im südlichen China und in Uganda an. Ein neues Forschungsziel ist die weitere züchterische Bearbeitung mehrjähriger Reissorten im Hinblick auf die Resistenz gegen Trockenheit, Kälte und Schädlinge und auch die Verringerung des Methanausstoßes ist im Blick der Pflanzenzüchterinnen und -züchter.
Quelle: pflanzenforschung.de
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