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Der Verbrauchermonitor wird regelmäßig vom BfR erhoben, um das Wissen und die Ängste der Verbraucher abzufragen. Foto: BfR
10.04.2018
Umwelt & Verbraucher

Wir fürchten die falschen Gefahren

Ergebnisse des BfR-Verbrauchermonitors 2017 zur gesundheitlichen Risikowahrnehmung

Welche gesundheitlichen Risiken sind den Verbrauchern bekannt? Was beunruhigt sie? Diesen Fragen geht zum mittlerweile fünften Mal der BfR-Verbrauchermonitor nach – eine repräsentative Bevölkerungsbefragung des Bundesinstituts für Risikobewertung.

Auch in dieser fünften Ausgabe des Verbrauchermonitors zeigt sich, dass Risiken unter- beziehungsweise falsch eingeschätzt werden. Eines der besonders unterschätzten Probleme ist die Lebensmittelhygiene im Privathaushalt. So wurde in der Umfrage nach Krankheitserregern im Lebensmittelbereich gefragt. „Während Salmonellen den meisten bekannt sind, hat nur eine Minderheit von Campylobacter gehört“, fasst BfR-Präsident Professor Dr. Andreas Hensel das Ergebnis zusammen, „dabei ist Campylobacter in Deutschland mittlerweile der häufigste bakterielle Erreger von Darminfektionen.“ Mehr als 100 000 Erkrankungen gehen jedes Jahr in Deutschland auf das Konto von Bakterien, Viren oder Parasiten in Lebensmitteln; die Dunkelziffer dürfte noch sehr viel höher liegen. Deshalb sind beim täglichen Arbeiten in der Küche Sauberkeit und Hygiene so wichtig.

Die Befragung hat gezeigt, dass Lebensmittelhygiene im Privathaushalt im Verbraucherbewusstsein kaum eine Rolle spielt: Zwar finden 42 Prozent der Befragten die Küchenhygiene in der Gastronomie beunruhigend, aber nur 17 Prozent machen sich über ihre eigene Küche Gedanken.

Missverständnisse aufklären

Die BfR-Wissenschaftler möchten mit der Umfrage vor allem herausfinden, ob und wie weit die öffentliche Wahrnehmung von ihrer wissenschaftlichen Einschätzung gesundheitlicher Risiken abweicht. Solchen Fehleinschätzungen oder Missverständnissen wollen sie dann mit verstärkter Aufklärungsarbeit entgegenwirken. Immer wieder zeigt sich nämlich, dass Probleme in der Bevölkerung weitgehend unbekannt sind – wie zum Beispiel Pyrrolizidinalkaloide in Tees und Honig – oder als unbedenklich eingestuft werden, wie die Lebensmittelhygiene im Privathaushalt. Andere Risiken dagegen werden viel stärker gewichtet als die eigentlichen Gefahren, die davon ausgehen.

Insgesamt hat die Umfrage ergeben, dass die Mehrheit der Befragten Lebensmittel für sicher hält. Als größte gesundheitliche Risiken werden Rauchen, Klima- beziehungsweise Umweltbelastung und ungesunde oder falsche Ernährung genannt. Die Bekanntheitsskala an Reizthemen führen die Bereiche Salmonellen, gentechnisch veränderte Lebensmittel, Antibiotikaresistenzen und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln an.

Die Studie ist auf der BfR-Webseite abrufbar (>> PDF, 900 KB).

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