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Wo taucht der Westliche Maiswurzelbohrer 2012 auf? Foto: Bayer CropScience
31.07.2012
Umwelt & Verbraucher

Maiswurzelbohrer unter strenger Beobachtung

Der "eine-Milliarde-Dollar-Käfer" bedroht Maisanbau in Deutschland – aktuelle Verbreitungskarten im Internet

Während der Maisjahrgang 2012 auf deutschen Äckern scheinbar überall wächst und gedeiht, geht bei Bauern die Angst um. Findet sich der gefürchtete Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera LeConte) in den eigens aufgestellten Fallen? Wenn ja, müssen drastische Maßnahmen ergriffen werden, um ihn bei seiner Ausbreitung nach Norden zu stoppen. Infoportale unterstützen das Krisenmanagement der Pflanzenschutzbehörden und der Maisanbauer.

In allen deutschen Maisanbaugebieten stehen in der Zeit von Juli bis September Tausende Leimtafeln unter ständiger Kontrolle der Pflanzenschutzbehörden. Die Tafeln verbreiten den anziehenden Duft eines Sexuallockstoffs, so dass ihnen männliche Maiswurzelbohrer im wahrsten Sinne des Wortes auf den Leim gehen. Um rechtzeitig reagieren zu können, steht der Käfer in Deutschland bereits seit 1997 unter Beobachtung. Diese Monitorings sind Grundlage für die gezielte Bekämpfung des Käfers. Gesucht wird einer der wichtigsten Maisschädlinge. Experten schätzen, dass er weltweit rund 20 Millionen Hektar Anbaufläche besiedelt. Auf eine Milliarde Dollar wird der jährliche Schaden allein in den USA geschätzt. In Deutschland gefährdet er aktuell rund 0,35 von zwei Millionen Hektar Anbaufläche. Tritt er massenhaft auf, droht Ernteausfall.

Aktuelle Verbreitung

Die Ergebnisse der letztjährigen Monitorings sind unter anderem auf einer interaktiven Karte des neuen Infoportals www.diabrotica.de zu finden. Die Karte zeigt, wie sich der Schädling seit 2007 verbreitet hat. Nach den ersten Funden in Teilen Bayerns und Baden-Württembergs im Jahr 2007 tauchte er 2010 erstmalig in Nordrhein-Westfalen auf. 2011 gab es nur einen kurzen Moment zur Freude: In Nordrhein-Westfalen hatten die Ausrottungsmaßnahmen offensichtlich gegriffen, zumindest ging kein weiterer Käfer in die Fallen. Stattdessen wurden die ersten Funde in Hessen und Rheinland-Pfalz sowie eine massenhafte Vermehrung in Baden-Württemberg verzeichnet. Sobald die ersten Ergebnisse 2012 vorliegen, wird die Karte aktualisiert.

Weil er großen Schaden anrichten kann, ist der Käfer seit 2000 in der EU als Quarantäneschädling eingestuft. Das heißt konkret: Funde müssen den Pflanzenschutzbehörden gemeldet werden. Diese ordnen dann – je nach Situation – Anbauverbote für Mais, Pflanzenschutzmaßnahmen, Säuberungen der Landmaschinen, die von Acker zu Acker fahren, oder Fruchtfolgevorgaben an. Für die betroffenen Landwirte kann dies erhebliche finanzielle Folgen haben. Zum Beispiel dann, wenn sie auf Mais als Futter für ihre Tiere oder als Rohstoff für ihre Biogasanlage angewiesen sind. Einen Überblick über die verschiedenen Quarantänemaßnahmen gibt ein zweites Infoportal: Auf diabrotica.jki.bund.de sind sie umfassend aufgelistet. Auch über Herkunft, Vermehrung, Schadpotenzial, wissenschaftliche Projekte sowie über ein Simulationsmodell zum Schaderregeraufkommen kann man sich dort informieren. Ein guter Service für Maisanbauer.

Bekämpfung mit Hindernissen

Die Internetseite zeigt, wie schwer der kleine Käfer in den Griff zu bekommen ist. Mit Bodeninsektiziden in Granulatform oder mit speziell gebeiztem Saatgut könnten die Larven zwar direkt und sehr wirkungsvoll bekämpft werden. Momentan sind jedoch beide Varianten in Deutschland nicht zugelassen. In der Vergangenheit wurden zeitlich und räumlich begrenzte Ausnahmegenehmigungen für einen Wirkstoff erteilt. Und zwar dort, wo nach dem Pflanzenschutzgesetz „Gefahr im Verzuge" war. So auch im Frühjahr 2012 für Saatmais in Baden-Württemberg. Die erwachsenen Käfer können mit Insektizidbehandlungen im Juli und August bekämpft werden. Dafür sind jedoch spezielle Stelzentraktoren erforderlich, die den Mais, der im Sommer schnell eine Wuchshöhe von zwei Metern und mehr erreicht, beim Überfahren nicht beschädigen. In Deutschland sind sie bisher eine Ausnahmeerscheinung. Gentechnisch veränderter BT-Mais könnte zur Schädlingsabwehr ausgesät werden, allerdings sind diese Sorten derzeit in Deutschland nicht zugelassen. Die wirksamste vorbeugende Maßnahme ist eine ausreichende Maisanbaupause. Wird in aufeinanderfolgenden Jahren Mais nach Mais auf demselben Acker gesät, leben die im Mai und Juni schlüpfenden Larven wie die Maden im Speck.   

Gänsehals weist auf Befall hin.

Die Larven des Maiswurzelbohrers verursachen den Hauptschaden am Mais. Die ersten beiden Stadien befallen die Feinwurzeln, während das dritte Stadium in die Stängel der Pflanzen eindringt. Diese leiden unter Wasser- und Nährstoffmangel, knicken um und bringen deutlich weniger Ertrag. Zum Teil können sie sich wieder aufrichten. Ihr Wuchs ähnelt dann einem Gänsehals. Folgeschäden entstehen durch Schadpilze, die an den verletzten Stellen eindringen können sowie durch erwachsene Käfer, die sich von Narbenfäden und Pollen ernähren.

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