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Ob der Winterweizen die Kahlfröste überstanden hat, wird erst zu Beginn des Pflanzenwachstums klar sein. Foto: Matthias Wiedenau
14.02.2012
Umwelt & Verbraucher

Klirrende Kälte kann Frostschäden in der Landwirtschft verursachen

Auswirkungen werden erst im Frühjahr sichtbar, Schädlinge bleiben uns erhalten

Anfang Februar sanken die Temperaturen in Deutschland verbreitet auf -15 bis -20 Grad Celsius. Welche Auswirkungen hat die sibirische Kälte auf die landwirtschaftlichen Kulturen, und deren Schädlinge?

Nach Aussagen verschiedener Experten werden die Folgen erst zu Vegetationsbeginn genauer abzuschätzen sein. Dann zeigt sich, wie Getreide und Raps die zweistelligen Minusgrade überstanden haben. Raps verträgt nach langsamer Gewöhnung bis zu -15 Grad Celsius, Winterweizen bis zu -20 Grad Celsius. Kahlfröste, also Fröste ohne Schneedecke, haben hingegen regional bereits Schäden verursacht.  

Schnee schützt vor Kälte

Schnee wirkt wie eine wärmende Decke. Seine Wärmeleitfähigkeit ist etwa zehnmal kleiner als die eines nassen Bodens, so dass unter dem Schnee viel mehr gespeicherte Wärme im Boden bleibt. Über der Schneedecke ist es hingegen besonders kalt. 

Die Börsen reagieren bereits auf die drohenden Ernteeinbußen. Von Ende 2011 bis Anfang Februar 2012 sind die Preise für Winterweizen um bis zu 15 Prozent gestiegen. Auch Kartoffeln sind vom kalten Winter betroffen, obwohl sie noch im schützenden Lager liegen. Frühkartoffeln werden in der Pfalz oder in Niedersachsen bereits im Februar unter Folie gepflanzt. In diesem Jahr müssen die Landwirte warten, bis der stellenweise 50 Zentimeter tief gefrorene Boden frostfrei ist. Dadurch verschiebt sich voraussichtlich auch die Ernte nach hinten. 

Schaderreger sind hart im Nehmen

Die extreme Kälte kann Schädlingen zusetzen, zum Beispiel schwachen Ratten und Mäusen. Insekten überwintern häufig als relativ unempfindliche Larven und Puppen im Boden. Bei Schneeauflage droht ihnen kaum Gefahr. Blutläuse überwintern an Obstbäumen. Bei sehr tiefen Temperaturen krabbeln sie in den schützenden Boden. Insekten sind deutlich anfälliger, wenn sie als voll ausgebildete Tiere vom Frost überrascht werden. Die tiefen Februartemperaturen haben die Pilzkrankheiten im Getreide und Raps vorerst „auf Eis gelegt“. Doch ob dadurch der Pflanzenschutzaufwand im Frühjahr sinkt, bleibt abzuwarten. Schon wenige Wochen mit guten Vermehrungsbedingungen machen eine mehrwöchige Entwicklungspause oder auch eine deutliche Dezimierung wieder wett.

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