29.03.2011

Holzwurm-Attacken schädigen historische Gebäude

Integrierte Schädlingsbekämpfung schützt

Als Holzwürmer sind holzzerstörende, einheimische Insekten bekannt. Sie lieben Dachstühle und Holzgegenstände, besonders in Kirchen und anderen historisch und kulturell wertvollen Gebäuden. Zu den einheimischen kommen in jüngerer Zeit verstärkt Importholzinsekten aus dem Warentransfer, so Dr. Uwe Noldt, Entomologe und Fachgebietsleiter Holzschäden durch Insekten am Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) in Hamburg. Neben der integriertenSchädlingsbekämpfung mit chemischen und thermischen Methoden empfehlen Experten durch Beobachtung vorzubeugen. Vor allem der gewöhnliche Nagekäfer („Möbelkäfer“, Anobium punctatum) und der Hausbockkäfer (Hylotrupes bajulus) gefährden Kirchenbauten. So wurden zuletzt Inneneinrichtungen und Dachstühle dreier Gebäude in den bayerischen Städten Rieden und Vilshofen durch die wiederholte computergesteuerte Begasung mit Sulfuryldifluorid gerettet.

Kombinieren und nachhaltig handeln

Seltener kommen Begasungsmethoden mit Kohlendioxid und Stickstoff zur Anwendung. Dabei werden Atmosphären geschaffen, die den Sauerstoff verdrängen. „Die integrierte Schädlingsbekämpfung ist entscheidend, weil damit alle gegebenen Bekämpfungsmethoden, kombiniert mit Sanierungsmaßnahmen nach Stand der Technik angewendet werden können“, betont Dr. Uwe Noldt. Die Entscheidung, über geeignete Bekämpfungsmaßnahmen beruht in jedem Einzelfall auf einer genauen Prüfung der örtlichen Gegebenheiten. Es gibt drei Einsatzszenarien: Begasungsverfahren, thermische Behandlungen (mit Hitze oder Kälte), sowie mit zugelassenen Holzschutzmitteln. Zwischen diesen dreien gelte es sorgsam auszuwählen und sie gegebenenfalls um vorbeugende Holzschutzmaßnahmen zu ergänzen.

 Konsequentes Monitoring hilft

Bohrmehl, runde oder ovale Ausschlupflöcher und Larvengänge sind deutliche Anzeichen für einen Schädlingsbefall. Die wichtigsten Trockenholzinsekten neben den beiden oben genannten, Nage- und Hausbockkäfer, sind der gescheckte Nagekäfer („Totenuhr“, Xestobium rufovillosum), der Trotzkopf (Coelostethus pertinax) und die Splintholzkäfer (Lyctidae). Versuche mit natürlichen Feinden wie dem Blauen Fellkäfer (Corynetes coeruleus),der den räuberischen Insekten im Holz oder auch außerhalb nachjagt, seien nicht erfolgreich gewesen, bedauert Noldt. „Deswegen ist ein konsequentes Beobachten (Monitoring) mit Befallsbewertungen zum Beispiel mit Hilfe von Licht- oder Klebefallen oder von Papierabklebungen wichtig.“ Genaue Informationen zu Biologie und Ökologie der Schadinsekten ermöglichen eine gezielte Bekämpfung. Dabei ist die Beobachtung während der Ausschlupfphase der Insekten besonders wichtig. Wenn die Diagnose steht, ist in der Regel schnelles Handeln geboten.

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