Leuchtend gelbe „Biogas-Energiepflanze“
Die Durchwachsene Silphie wird bis zu 3 Meter hoch. Ihre Stängel sind vierkantig und sehr stabil. Die Blattpaare sind am Stängel so verwachsen, dass sie einen kleinen Becher bilden, in denen sich Tau und Regenwasser sammelt. Im Englischen wird die Silphie deshalb cup plant, Becherpflanze, genannt. Die Blüten der Durchwachsenen Silphie sind gelb und mit ihren 6 bis 8 Zentimetern Durchmesser im Verhältnis zur Länge der Pflanze relativ klein. Nichtsdestotrotz locken sie ein Heer von Insekten an und bieten gute Bienennahrung und Tracht.
Die Pflanze blüht ab Juli bis in den September hinein, dann also, wenn viele andere Blütenpflanzen schon abgeblüht sind und etwa der Raps als Bienennahrung schon abgeerntet ist. Die jährlichen Honigerträge können über 150 Kilogramm pro Hektar betragen. Zuerst wurde die Durchwachsene Silphie in Deutschland als Futterpflanze angebaut. In der Landwirtschaft erlangte das aber keine größere Bedeutung. Bei Kleingärtnern und Hobby-Landwirten hingegen punktet die extensive Nutzpflanze, Kleintiere wie Meerschweinchen oder Kaninchen fressen sie sehr gern, ebenso wie Schafe oder Ziegen.
Interessante Energiepflanze
Die gelb blühende Pflanze ist eine gute Ergänzung zu Mais in den Biogasanlagen und kann diesen teilweise ersetzen. In den Erträgen reicht sie nicht ganz an den Mais heran, doch eine gute Auflockerung im Kulturen-Mix bietet sie allemal. In den letzten drei Jahren hat sich der Anbau der Durchwachsenen Silphie in Deutschland stetig erhöht. Während sie 2018 noch auf knapp 1300 Hektar Fläche stand, waren es 2020 schon knapp 2100 Hektar. Sie kommt relativ gut mit Trockenheit zurecht, weil sie durch ihre Blattbecher das Wasser effizient nutzt, während Mais auf das Bodenwasser angewiesen ist und bei Trockenheit daher schnell dürr wird. Mehrjährige Feldversuche in Bayern haben allerdings gezeigt, dass hohe Silphie-Erträge neben einer guten Wasserversorgung auch nährstoffreiche Böden bedingen und dass mit Mais vergleichbare Trockenmasse-Erträge nur selten erreicht werden.
Samen aussäen oder Jungpflanzen pflanzen
Als Energiepflanze genutzt, beträgt die Biomasse der Durchwachsenen Silphie ab dem zweiten Anbaujahr zwischen 13 und 20 Tonnen pro Hektar. Sie kann als Dauerkultur über zehn Jahre auf der Fläche verbleiben und jedes Jahr geerntet werden. Dadurch wird die Bodenerosion fast vollständig vermieden. Zwar stellt die Durchwachsene Silphie keine besonderen Ansprüche an die Vorfrucht, doch macht sich eine gute Unkrautunterdrückung der Vorfrucht bezahlt, da die Pflanze im ersten Jahr langsam wächst und nur eine bodenständige Rosette bildet. Diese ist aufgrund der geringen Masse noch nicht erntewürdig.
Sät oder pflanzt man die Durchwachsene Silphie allein aus, dann hat sie zunächst noch keine große Konkurrenzkraft gegenüber Unkraut, was Herbizide oder maschinelles Hacken notwendig macht. Am Anfang gab es Probleme mit der Vermehrung beziehungsweise großflächigen Aussaat auf dem Feld. Die Pflanzen liefen oft nicht in der gewünschten Anzahl auf, Fehlstellen auf dem Acker waren die Folge. Deswegen wurden in Folge keine Samen mehr ausgesät, sondern kräftige Jungpflanzen ausgepflanzt. Das Pflanzverfahren ist aber mit 8.000 Euro bis 10.000 Euro pro Hektar sehr teuer. Diese Kosten müssen sich für den Landwirt in der Anbauphase von zehn bis 15 Jahren wieder amortisieren.
Donau-Silphie: Im Mischanbau mit Mais
Seit ein paar Jahren setzen Biogasanlagen-Betreiber auf das „Donau-Silphie-Verfahren“: Hier werden im ersten Jahr Silphie und Mais gemeinsam ausgesät. Die Silphie-Untersaat entwickelt sich dann im Schatten der Maispflanze und startet nach deren Drusch im zweiten Jahr durch, da sie bereits bei niedrigeren Temperaturen mit dem Wachstum beginnt. Auch das Unkraut-Problem wird durch das Donau-Silphie-Verfahren“ gelöst: Sät man beide Kulturen gemeinsam aus, wächst die Silphie sozusagen im Schatten der Maispflanze geschützt heran. Zwar liegt der Ertrag des Silomaises nur bei etwa 75 Prozent des reinen Maises, doch überwiegen die Vorteile dieses Verfahrens bei weitem die Nachteile.
Viele ökologische Vorteile
Seit 2018 können Silphie-Flächen als „ökologische Vorrangflächen“ ausgewiesen werden. Mit der Silphie lassen sich etwa gut Biotope vernetzen, da sie vielen Insekten und Vögeln Nahrung und Unterschlupf bietet. Neben Honigbienen gehören auch Mistbienen sowie Erd- und Steinhummeln zur Bestäubergemeinschaft. Auch wird der inzwischen seltene Insekten und Kleinsäuger fressende Neuntöter von der gelben Blütenpracht angelockt. Das Bodenleben profitiert ebenfalls von der Durchwachsenen Silphie als Dauerkultur: Als Folge der fehlenden Bodenbearbeitung und vermehrtem Eintrag an organischer Substanz ist die Aktivität der Bodenmikroorganismen und der Regenwürmer erhöht.
Krankheiten und Schädlinge sind im Übrigen bei der neuen Energiepflanze bisher nicht bekannt. Der Anbau der Durchwachsenen Silphie wird seit 2018 mit Ausgleichszahlungen aus dem EU-Agrarhaushalt zum Beispiel in Wasserschutzgebieten unterstützt, da sie „greeningfähig“ ist (Greening = Klima- und Umweltschutz förderliche Landbewirtschaftungsmethoden). Die Durchwachsene Silphie kommt nämlich mit relativ wenig Stickstoff als Dünger aus. Neu ist auch die Verwendung der Durchwachsenen Silphie als Rohstoff zur Papierherstellung. Hierzu wurde 2020 eine Pionieranlage zur Faserherstellung in Betrieb genommen. Aus den Silphie-Fasern sollen zukünftig Verpackungen für Lebensmittel entstehen.
Fazit
Ihr hoher Biomasse-Ertrag und die gute Silierbarkeit machen die Durchwachsene Silphie zu einer guten Ergänzung von Silomais im Energiepflanzen-Mix. Auch ihr landschaftskultureller Wert, ihre Eignung als Bienenweide und viele andere Vorteile wie Bodenruhe, Blütenangebot und geringer Aufwand an Dünger und Pflanzenschutzmitteln machen sie interessant. Bei all den Vorteilen darf aber nicht vergessen werden, dass es eine gebietsfremde Pflanze aus Nordamerika ist und auch eine Silphie-Monokultur nicht dieselbe ökologische Wertigkeit wie Blühstreifen oder Brache hat. Im Hinblick auf den Erhalt der biologischen Vielfalt sollte die Durchwachsene Silphie daher nicht auf bisher ungenutzten oder extensiv genutzten Flächen angebaut werden, sondern als Ergänzung und Ersatz auf bisherigen Maisflächen.