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Der Klassiker zur Spargelzeit. Foto: Fotolia
18.04.2011
Umwelt & Verbraucher

Der Spargel sprießt – die Spargelsaison wird länger

Vor dem Genuss stehen Investitionen und viel Pflege, denn auch Unkräuter, Krankheiten und Insekten schätzen das Edelgemüse

Wenn der Spargel im Frühjahr in den deutschen Anbaugebieten sprießt, hat das Warten ein Ende. Für die Verbraucher, weil sie das begehrte feine Gemüse wieder frisch aus der Region einkaufen können, aber auch für die Anbauer. Sie sehnen die Spargelzeit herbei. Denn sie investieren zwei bis drei Jahre Arbeit und viel Geld, bevor aus den gepflanzten Spargelwurzeln verkaufsfähige Stangen wachsen. Stechen sie die Spargelstangen zu früh oder vernachlässigen sie die Pflege, wird die Kultur geschwächt und kann im Extremfall absterben.

Lange Anlaufphase

Ähnlich wie bei Obstbäumen brauchen Gärtner und Gemüsebauern bei Spargel einen langen Atem. Wollen sie 2014 den ersten Spargel ernten, dann müssen sie ihn im April 2011 pflanzen, denn im ersten Jahr wird nicht geerntet, und die erste Ernte im zweiten Standjahr beschränkt sich auf eine Stange pro Pflanze. Das schont die Pflanze und regt sie zu intensiverem Wachstum an. Im Jahr 2014 kann der Spargelbauer dann vier Wochen lang ernten. Erst ab 2015 wird die Spargelkultur den vollen Ertrag bringen und kann während der ganzen Saison bis zum 24. Juni beerntet werden. Wird die Pflanze anschließend gut gepflegt, bringt sie sieben bis zehn Jahre lang jedes Frühjahr Ertrag. Experten kalkulieren, dass ein Anbauer zunächst rund 10 000 Euro pro Hektar (100 x 100 Meter) für Anlage, Pflanzenschutz und Düngung investieren muss, bevor er die erste Stange ernten kann. 2010 wurden in Deutschland nach Angaben der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) auf einer Anbaufläche von 18 800 Hektar rund 92 400 Tonnen Spargel gestochen.  

Nicht jeder Boden ist geeignet

Schon vor der Pflanzung werden die Weichen für eine ertragreiche Kultur gestellt. Lockere, humusreiche und sandige Böden in warmen Regionen bieten die besten Voraussetzungen. Sie erwärmen sich schnell und ermöglichen eine frühe Ernte. Mittlerweile gedeiht Spargel aber auch auf lehmigen Böden, sofern sie weder Verdichtungen noch Staunässe aufweisen. Vor der Pflanzung wird der Boden mit Spezialgeräten bis auf 70 bis 100 Zentimeter Tiefe intensiv gelockert und durchmischt. Die Pflanztiefe beträgt circa 25 Zentimeter. Gepflanzt werden ein- bis zweijährige Jungpflanzen, die in spezialisierten Vermehrungsbetrieben herangewachsen sind. Der „Umzug“ der Jungpflanzen zum neuen Standort geht in der Regel nicht ganz ohne Beschädigung der Wurzeln vonstatten. Ein neues Verfahren liegt deshalb im Trend. Statt der Spargelwurzeln (Rhizome) werden Sämlingspflanzen in Erdpresstöpfen ausgepflanzt.   

Unkraut konkurriert um Wasser, Nährstoffe und Licht

Um den jungen Pflanzen einen optimalen Start zu ermöglichen, sollte die Spargelanlage unkrautfrei gehalten werden. Der Anbauer kann dabei aus einer Liste zugelassener Pflanzenschutzmittel wählen. Alternativ kann er die unliebsame Konkurrenz auch mechanisch bekämpfen. Das kann sinnvoll sein, um Verträglichkeitsprobleme bei Sämlingspflanzen zu vermeiden. Im Sommer bilden sich am Spargelkraut Knospen, aus denen im Folgejahr die ersten Stangen wachsen. Diese erntet der Anbauer jedoch nicht. Er lässt sie „ins Kraut gehen“. Das buschartige Spargelkraut wächst bis zu 150 Zentimeter hoch. In den grünen Blättern bilden sich Kohlenhydrate, die als Reservestoffe in die Wurzeln wandern und die Pflanze im Folgejahr erneut austreiben lassen. Deshalb ist gesundes Laub für vitale Pflanzen besonders wichtig. Pilzliche Krankheitserreger wie Spargelrost (Puccinia asparagi), Grauschimmel (Botrytis cinerea) und Spargellaubkrankheit (Stemphylium botryosum) müssen gezielt mit zugelassenen Fungiziden behandelt werden. Wenn Insekten wie Spargelfliege (Platyparea poeciloptera), Spargelkäfer (Crioceris duodecimpunctata) und Spargelhähnchen (Crioceris asparagi) auftreten, sind Insektizide erforderlich. 

Häufeln für langen Spargel

Im Herbst stirbt das Kraut ab. Im November oder Dezember kann es abgeschnitten werden. Im kommenden Frühjahr wiederholen sich die Arbeitsabläufe: Boden erneut lockern und düngen, Unkraut entfernen und Schadpilze und -insekten am Kraut bekämpfen. Erst im dritten Jahr kommt ein entscheidender Arbeitsschritt hinzu: Jetzt häufelt der Anbauer die Spargelreihen vor dem Neuaustrieb mit Erde zu Dämmen an. Auf ihrem Weg zum Licht müssen die Spargelstangen die Erde durchwachsen. Der Damm bestimmt die Länge. Wenn sich an der Oberfläche der Dämme kleine Risse bilden, wissen die Erntehelfer, dass hier bald Stangen zum Vorschein kommen. Ließen sie die Spargelspitzen ans Licht gelangen, würden diese grün und könnten nicht mehr als Bleichspargel verkauft werden. Deshalb stechen sie den Spargel vorher in etwa 20 Zentimetern Tiefe mit einem speziellen Spargelmesser ab. Um die Chlorophyllbildung in den Spargelspitzen sicher zu vermeiden, legen die Bauern lichtundurchlässige Folie auf die Dämme.  

Fußbodenheizung im Kommen

Zeit ist Geld: Solange die Ware im Frühjahr knapp ist, sind die Preise hoch. Deshalb legen Anbauer auch transparente Folien auf die Dämme. Sie lassen zwar das Sonnenlicht durch, reduzieren aber Wärmeabstrahlung von der Erdoberfläche. Sie sorgen im Frühjahr für mehr Wärme im Boden und beschleunigen damit das Wachstum. Da gerade für frühen Spargel sehr hohe Preise gezahlt werden, haben einige Anbauer unter ihren Flächen Rohre verlegt und leiten je nach Witterung warmes Wasser ein. Mit dieser „Fußbodenheizung“ können sie den Erntezeitpunkt nach Belieben steuern. 

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