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Kennzeichen der Berberitze sind die ovalen, rund 1 Zentimeter langen Beeren und die spitzen Stacheln. Foto: Kerstin Riemer / Pixabay
13.04.2023
Schule & Wissen

Berberitze: süß-saure Beere, giftige Restpflanze

War als Zwischenwirt für Getreide-Schwarzrost zwischenzeitlich fast ausgerottet

Die Berberitze hat zwei Gesichter: Auf der einen Seite fallen die dekorativen und gesunden Beeren ins Auge. Sie haben ihr den Beinamen „Zitrone des Nordens“ eingebracht. Auf der anderen Seite ist die dornige Restpflanze giftig. Unterm Strich hat die Pflanze aber viele Pluspunkte.

Wissenswert

Wer hat sie noch nicht gesehen – die etwa 1 Zentimeter langen roten, ovalen Beeren, die in Trauben an den Ästen hängen. Die Früchte sind mit 30 Milligramm je 100 Gramm relativ Vitamin C-reich. Manche Sorten bleiben aber so sauer, dass sie manchmal sogar von Vögeln verschmäht werden und bis ins Frühjahr hinein an den Sträuchern hängen. Kein Wunder also, dass die Berberitze auch unter der Bezeichnung Sauerdorn bekannt ist.

Das im Idealfall fruchtige süß-saure Wildobst hat viele Verwendungsmöglichkeiten. Es ist ein guter Mischungspartner für süßes Obst wie Birnen oder Zwetschgen in Marmeladen. In Chutneys, Soßen, Müslis oder Joghurts bietet das fein-herbe Aroma überraschende Geschmackserlebnisse. In der orientalischen Küche werden die Beeren zum Würzen von Fleisch-, Fisch- und Reisgerichten verwendet.

Ungeeignet für die Küche sind die restlichen Pflanzenteile. Besonders die Wurzelrinde enthält giftige Alkaloide wie Berberin und Berbamin. Diese führen zu Übelkeit, Durchfall oder Nierenreizungen. Richtig dosiert stärken Extrakte der Wurzelrinde aber Galle und Verdauungsorgane, wirken antibakteriell oder senken den Blutzucker- und Blutfettgehalt.

Die bis 3 Meter hochwachsende Berberitze wird aber nicht nur als Obst oder Heilpflanze genutzt. Wegen ihres intensiven und tiefreichenden Wurzelnetzes dient sie als Pionierpflanze auf schwierigen Standorten, zur Böschungsbefestigung oder in Schutzpflanzungen. Sie ist als Heckenpflanze beliebt, weil sie sehr schnittunempfindlich ist und sich in beliebige Formen bringen lässt. Als Zierpflanze ist sie ein willkommener Farbtupfer im Garten. Die gelben Blüten, die roten Früchte und die leuchtend orange oder rote Herbstfärbung des Laubs bereichern das Bild. Wer sich der Berberitze allerdings für die Ernte der Beeren oder Schnittmaßnahmen nähert, sollte dicke Lederhandschuhe tragen. Die meist dreiteiligen Dornen sind nämlich lang und spitz.

Herkunft und Ansprüche

Die Berberitzen sind eine Gattung mit rund 500 Arten, die mit Ausnahme Australiens weltweit verbreitet sind. Die einzige in Deutschland natürlich vorkommende Art ist die Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris). Sie bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte. Deswegen ist sie häufig in lichten Wäldern oder Waldrändern anzutreffen. Kalkreiche Böden sind vorteilhaft. Ansonsten ist sie eher genügsam, was Wasser- und Nährstoffversorgung anbetrifft. Die Gewöhnliche Berberitze wächst von West- und Südeuropa bis hin zum Kaukasus. Skandinavien und die Britischen Inseln zählen nicht zum natürlichen Verbreitungsgebiet.

Anbau

Der Strauch blüht von Mai bis Juni. Es gibt sommer- und immergrüne Sorten. Die immergrünen Berberitzen eignen sich ideal als Wind- und Sichtschutz im Garten, zum Teil verfärbt sich auch bei ihnen die Laubfarbe im Herbst. In Deutschland findet kein gezielter Anbau für die Nutzung der Beeren statt. Wer es aber probieren möchte, sollte die Pflanze ähnlich wie Johannisbeeren regelmäßig schneiden, weil die Früchte am jungen Holz größer sind. Die Hauptanbaugebiete für die kommerzielle Nutzung liegen im Mittleren Osten, Hauptexporteur ist der Iran.

Pflanzenschutz

Die Berberitze ist zwar selbst nicht besonders anfällig gegenüber Schaderregern, sie fungiert aber als Zwischenwirt für den Getreide-Schwarzrost. Dieser bildet an den Getreidehalmen rotbraune Pusteln, die später schwarz werden. Schadpilz-Epidemien verursachen starke Ernteeinbußen. Weil lange Zeit wirksame Gegenmaßnahmen fehlten, wurde die Berberitze bis ins 20. Jahrhundert vor allem in den USA und in Ostafrika, aber auch in europäischen Ländern gerodet und war nahezu ausgerottet. Heute können Züchtungen und Fungizid-Maßnahmen gegen Braunrost auch den Schwarzrost in Grenzen halten. In Deutschland ist er in der Regel nur im Roggen noch eine wirtschaftlich bedeutende Krankheit.

Ernte und Lagerung

Die Früchte reifen ab Mitte August. Sie sind überwiegend leuchtend rot, je nach Sorte aber auch gelb oder rosafarben. Sie dürfen erst im reifen Zustand verzehrt werden. Vorher sind noch schädliche Alkaloide enthalten. Im Handel werden überwiegend getrocknete Beeren, oft als Bestandteil von Früchtetees oder Gewürzmischungen, angeboten.

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