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Der Rasen in der Volkswagen-Arena ist ganzjährig in einem guten Zustand. Foto: VfL Wolfsburg
28.03.2013
Haus & Garten

Rasenpflege: Das Erfolgsrezept eines Profis

Düngen, Mähen, Wässern und .......

Ob in der Champions-League oder in der Bundesliga – die Fußballer der Spitzenclubs spielen selbst im Winter und Frühjahr auf einem makellosen Rasen. Die Realität in deutschen Gärten sieht oft ganz anders aus. Moos und Unkräuter machen sich vielfach dort breit, wo eigentlich Gras stehen sollte. Matthias Eichner ist in der Volkswagen-Arena des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg für die Rasenpflege verantwortlich. Er verrät, wie er es macht und gibt Tipps für Hobbygärtner. 

Herr Eichner, legen Sie eigentlich regelmäßig neuen Rollrasen aus, oder woran liegt es, dass Ihr Rasen immer topp aussieht?

Wir benötigen nur in Extremfällen neuen Rollrasen. Etwa wenn häufiger bei sehr nassem Wetter gespielt wurde oder um stark beanspruchte Stellen wie den 16-Meter-Raum auszubessern. Normalerweise reichen unsere Pflegemaßnahmen aus. Allerdings betreiben wir auch einen erheblichen Aufwand. Pro Woche benötigen wir rund 60 bis 120Stunden für den Rasen in der Arena. In anderen Stadien muss der Rasen zum Teil mehrfach pro Saison ausgetauscht werden. Zum Beispiel, wenn  nur wenig Licht ins Innere fällt. 

Wieso brauchen Sie für die Rasenpflege so viel Zeit?

Meine Kollegen und ich mähen den Rasen dreimal pro Woche. Von Hand – ein Aufsitzmäher ist zu ungenau und verursacht zu viel Bodendruck. Es könnten Fahrspuren entstehen.Wir düngen die Fläche regelmäßig und bessern die beschädigten Stellen aus. Mit dem Striegel und dem Vertikutierer holen wir abgestorbene Pflanzenteile aus dem Bewuchs. Zusätzlich setzen wir für bessere Belüftung einen Ärifizierer ein. Damit werden im Abstand von fünf bis zehn Zentimetern Löcher mit acht bis 32 Millimeter Durchmesser in den Boden gestanzt. Gleichzeitig sanden wir den Boden ab. Der Sand sammelt sich in den Löchern. Dadurch kann der Boden viel Wasser aufnehmen und in tiefere Schichten ableiten. Außerdem wird er dadurch gut belüftet. Wichtig sind allerdings auch die technischen Voraussetzungen im Stadion.  

…und die wären?

Neben der Beregnungsanlage haben wir eine Rasenheizung und ein Beleuchtungssystem. Dadurch wachsen die Gräser selbst im Winter weiter und bleiben grün. In unserem Rasen sind außerdem Kunstfasern eingearbeitet, die der Fläche eine größere Festigkeit verleihen. Die Hauptgräser in einem Stadion sind Wiesenrispe (Poa pratensis), die durch ihre Wurzeln sehr scherfest ist und Deutsches Weidelgras (Lolium perenne), das den Rasen nach Beschädigungen schnell wieder schön grün und dicht macht. 

Nun haben die allermeisten Hobbygärtner keine Rasenheizung. Welche Tipps können Sie in diesen Fällen geben?

Zunächst sollte der Rasen im Frühjahr gedüngt werden. Hier gilt die „100-Grad-Regel“. Wenn die Summe der Tagesmitteltemperaturen seit Jahresbeginn mehr als 100 Grad ergibt, ist der richtige Zeitpunkt für den Starterdünger. Der sollte einen höheren Anteil an Ammonium enthalten, um das Wachstum zügig anzuregen und die Lücken zwischen den Gräsern schnell zu schließen. Eine zweite Düngung sollte im Frühsommer folgen und eine dritte im September oder Oktober. Diese letzte Jahresdüngung sollte mehr kaliumbetont sein, um die Frosttoleranz zu verbessern. Informationen zu den Nährstoffen finden sich auf den Düngersäcken. 

Regelmäßig düngen heißt aber auch regelmäßig mähen…

Ja, das stimmt. Aber wer einen schönen Rasen haben will, kommt am regelmäßigen Mähen nicht vorbei. Ausreichend sind zweimal pro Woche in der Hauptwachstumszeit von April bis Juni und einmal in Zeiten mit schwächerem Wachstum. Die „Zwei-Drittel-Regel“ sollte beachtet werden: Der Rasen darf höchstens auf zwei Drittel der Ursprungslänge zurückgeschnitten werden, sonst regeneriert er sich zu langsam. Außerdem sollte er nie kürzer als vier Zentimeter gemäht werden. Wer das beherzigt, legt das Fundament für eine dichte Grasnarbe. 

Ein Riesenproblem ist in vielen Hobbygärten das Moos. Wie lautet Ihre Empfehlung?

Moos kann verschiedene Ursachen haben. Zu tiefes oder zu seltenes Mähen, feuchte oder stark verschattete Standorte sowie saure oder verdichtete Böden. Hier gilt es an den Ursachen zu arbeiten.Die Moosreste müssen mit einem Striegel ausgekämmt und kahle Stellen mit einem Saatgut-Erde-Gemisch nachgesät werden. Für Standorte im Schatten von Bäumen oder Mauern sind Mischungen mit Lägerrispe (Poa supina) zu empfehlen. MitEisensulfat, das das Moos verbrennt, kann zusätzlich gegengesteuert werden. Der Vertikutierer kann durchaus mehrmals im Jahr sinnvoll sein, er darf aber nur bis knapp über dem Boden arbeiten. Andernfalls öffnet er die Grasnarbe für Unkräuter. Zum einfachen Ärifizieren eignet sich eine Mistgabel, anschließend sollte die Fläche leicht abgesandet werden. Das Schnittgut darf nur bei trockenem Wetter auf der Fläche verbleiben, wenn es gleichmäßig verteilt ist. Falllaub muss im Herbst aber auf jeden Fall runter vom Rasen, weil die Gräser darunter absterben und Kahlstellen entstehen. 

Wie ist Ihre Meinung zum Beregnen?

Vor allem Neu- und Nachsaaten müssen ständig feucht gehalten werden, damit die Samen keimen und sofort anwachsen können. Ansonsten kann ein Rasen auch ein paar Tage Trockenheit vertragen. Wenn er allerdings plötzlich die Farbe von grün nach dunkelgrün wechselt, ist er kurz vor dem Vertrocknen. Dann ist es höchste Zeit zum Gießen. Grundsätzlich sollte der Rasen in den frühen Abendstunden gewässert werden. Es ist besser, ihm alle paar Tage einmal  eine größere Menge Wasser zu gönnen als täglich eine kleine, die gar nicht bis an die Wurzeln gelangt.

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