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Optisch ist die Miniermotte ein recht niedliches Tierchen, doch ihre Larven richten großen Schaden an. Foto: Olaf Leillinger/wikimedia
27.04.2017
Haus & Garten

Miniermotten an Ziergehölzen

Versteckter Fraß an Blättern

Miniermotten sind eine Familie der Schmetterlinge. Die Falter sind sehr klein, haben schmale Flügel, die häufig gefranst sind. Die Raupen dieser Motten fressen im Inneren der Blätter das Pflanzengewebe soweit aus, dass nur noch die Ober- und Unterhaut übrig bleibt. An diesen Stellen verfärbt diese sich dann meist bräunlich. So kann man die Fraßstellen als Flecken oder Gänge erkennen. Bei manchen Arten sind sie so transparent, dass im durscheinenden Licht die Schädlinge oder ihre Kotreste deutlich zu erkennen sind. Von den zahlreichen Arten stellen wir hier die Kastanienminiermotte, Fliederminiermotte und Rosenminiermotten mit ihren auffälligen Schadbildern vor.

Auffällig minierte Kastanienblätter

Durch die Fraßtätigkeit der nur 1 bis 4 Millimeter langen Larven der Kastanienminiermotte Cameraria ohridella ab Mitte Mai im Inneren der Blätter entstehen zunächst typische rundliche Platzminen, die dann eine lang gestreckte, meist von den Blattadern begrenzte Gestalt annehmen. Im durchscheinenden Licht kann man selbst mit bloßem Auge die Larven bzw. deren Kotreste sehen. Bei einem starken Befall fließen die einzelnen Blattminen ineinander über. So entstehen dann größere minierte Bereiche, die bis zu Dreiviertel der Blattfläche betreffen können. Innerhalb des Baums zeigt sich im unteren schattigen Kronenbereich ein stärkerer Befall als im oberen Bereich. Der obere Bereich wird meist erst durch die 2. und weitere Generationen stärker besiedelt. Stark befallene Blätter verfärben sich rotbraun, vertrocknen und krümmen sich von den Blatträndern bzw. -spitzen nach unten ein.

Wirtspflanzen der Kastanienminiermotte sind vor allem die weißblühende Rosskastanie. Die rotblühende Kastanie wird allgemein nicht befallen. Die Tatsache, dass ein starkes Auftreten vor allem bereits in der 1. Generation zum vorzeitigen Absterben des Laubs führen kann, macht den Schädling so gefährlich. Durch einen mehrjährigen Befall werden solche Bäume geschädigt und in ihrer Vitalität beeinträchtigt. Kommt es erst spät im Jahr zu einem starken Auftreten, ist zu erwarten, dass die Bäume die Schäden für einige Jahre tolerieren. Allerdings geht das mit einem Zuwachsverlust einher, einer Schwächung der Gehölze und erhöhter Anfälligkeit für andere Schadeinflüsse.

Von den bis zu 5 Millimeter großen Motten werden die Eier blattoberseits, meist im Bereich der Blattrippen, aber selten an der Mittelrippe abgelegt. Die ausgewachsenen Larven verpuppen sich in den Blättern in einem Gespinst. Jährlich treten allgemein eine bis zu drei Generationen auf. Die Tiere der letzten Generation überwintern in der Puppenwiege. Mit dem Blattfall gelangen sie auf den Boden.

Abhilfe: Das konsequente Entfernen und Beseitigen des Falllaubs im Herbst ist nach wie vor die wichtigste Maßnahme, um die Population zu reduzieren. Das mit den Puppen besetzte Laub kann sowohl durch Verbrennen als auch durch Kompostieren entsorgt werden. Beim Kompostieren ist allerdings auf das sorgfältige Abdecken des Komposthaufens mit Erde und Erreichen einer optimalen Rotte mit entsprechender Wärmeentwicklung zu achten, damit ein Schlüpfen der Motten verhindert wird. Es ist auch möglich, das Laub bis zum Juni des nächsten Jahres in den geschlossenen Plastiksäcken aufzubewahren. Die dann schlüpfenden Motten sterben schließlich ab. Danach kann das Laub kompostiert werden.

Örtlich wurde beobachtet, dass Blaumeisen die Larven als willkommene Futtergrundlage für sich entdeckt haben und sie diese aus den Blättern picken.

Flecken und gerollte Blätter am Flieder

Auf den Blättern werden ab Frühsommer großflächige, unregelmäßige braune, teilweise zusammenschrumpfende Flecken sichtbar. Hier sind die Blätter im Inneren von jüngeren grünlich-weißen bis gelblich-weißen Raupen der Flieder(minier)motte – Xanthospilapterix (Gracillaria) syringella – weggefressen. Dabei entstehen anfangs breite, hellgrün durchscheinende Miniergänge. Sie werden dann zu Platz- oder Blasenminen erweitert. Die Blätter verformen sich. Ältere Raupen rollen mit einem Spinnfaden die Blätter von der Blattspitze nach unten ein. In diesen Blattwickeln sind die bis 7 Millimeter langen Larven und Kotkrümel zu finden. Die Blätter verkrüppeln und können schließlich vollkommen vertrocknen.

Ab Mai schlüpfen aus den überwinterten Puppen die in der Flügelspannweite 12 bis 14 Millimeter großen Falter. Die Flugzeit dieser 1. Generation dauert von April bis Juni. Die Raupen verlassen nach einer Fraßzeit von einigen Wochen die Blätter zur Verpuppung in einem Gespinst am oder im Boden. Seltener geschieht dies in Blattwickeln oder Triebachsen. Die 2. Generation der Schmetterlinge fliegt von Juli bis August. Die Raupen dieser Generation verpuppen sich im Oktober und überwintern.

Die Fliedermotte ist ein häufiger und fast in jedem Jahr, allerdings in unterschiedlicher Stärke, auftretender Schädling. Außer Flieder werden auch Liguster, Schneebeere, Deutzie, Forsythie und Esche befallen.

Abhilfe: Meist ist eine Bekämpfung nicht erforderlich. Die 1. Generation wird häufig übersehen, weil deren Schadfraß oft nur sehr gering ist. Durch die 2. Generation können Schäden entstehen, die zu Schmuckwert-Beeinträchtigungen an den Pflanzen führen, was bei der dann fortgeschrittenen Jahreszeit nicht mehr so bedeutsam ist. Wenn nötig, berät der amtliche Pflanzenschutzdienst über mögliche Mittel zur Bekämpfung.

Miniermotten an Rosen auffällig, aber selten schädlich

Bei einem Befall mit der Rosenblattminiermotte (Tischeria angusticolella) erscheinen auf den Blättern weiße, unregelmäßige, blasenförmige Platzminen. Sie werden verursacht von kleinen grünen Räupchen in den Blättern. Der dunkelpurpurbraune Falter hat eine Flügelspannweite von 8 bis 9 Millimetern und tritt jährlich in zwei Generationen auf. Die Raupen der 1. Generation schädigen zum Sommeranfang Juni/Juli und die der 2. Generation von September bis Oktober. Bisher wurde örtlich nur ein sporadisches Auftreten, auch an Wildrosen, beobachtet.

Die Raupen einer weiteren Rosenblattminiermotte (Stigmella [Nepticula] centifoliella) sind 2 bis 3 Millimeter groß, bernsteinfarben und verursachen in den Blättern schmale, häufig geschlängelte Gänge, in denen deutlich eine schwarze Kotspur zu erkennen ist. Die goldbraunen und purpurfarbenen Falter haben eine Flügelspannweite von nur 4 Millimetern. Sie treten meist in zwei Generationen pro Jahr auf und fliegen ab April/Mai und im August. Die Eier werden an der Blattunterseite abgelegt und die Eiraupen bohren sich in das Blatt ein. Ähnliche Fraßschäden verursacht auch die Miniermottenart Stigmella [Nepticula] anomalella.

Abhilfe: Meist ist das Schadbild von Miniermotten an Rosen sehr auffällig, beeinträchtigt aber selten den Schmuckwert, sodass spezielle Maßnahmen nicht notwendig sind.

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