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Kohlhernie. Foto: Bayer CropScience
30.08.2011
Haus & Garten

Gefahr aus dem Boden – Kohlhernie

Der infektiöse Schleimpilz ist ein typischer "Fruchtfolgeerreger"

Wenn Kohlpflanzen kümmern, die Blätter sich blaugrün verfärben und bei trockenem Wetter welken, wenn Kopfkohlarten keine Köpfe bilden und beim Blumenkohl Frühblüher auftreten, dann sollte man die Ursachen im Wurzelbereich suchen. Wie man durch zweckmäßigen Anbau und die richtigen Kulturmaßnahmen im Boden lebende Krankheitserreger ausschalten kann, wird am Beispiel der Kohlhernie gezeigt. Anbaupausen können dazu beitragen, den im Boden lebenden Schleimpilz zurückzudrängen. Sorgsamste Hygiene ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Bekämpfung. Am besten ist es vorzubeugen.

Bei der Fahndung nach den Ursachen für die Krankheitssymptome finden sich sachdienliche Hinweise im Bereich der Wurzeln: Diese sind fingerförmig oder klumpenartig verdickt. Die Wucherungen sind innen nicht hohl. Das unkontrollierte Wachstum der Wurzeln stört die Versorgung der Pflanzen mit ausreichend Wasser und Nährstoffen. Auslöser dieser Symptome ist der pilzliche Erreger der Kohlhernie Plasmodiophora brassicae. Besonders häufig sind die Kohlhernieschäden auf Flächen zu finden, auf denen die Kohlgewächse in Monokultur oder sehr enger Fruchtfolge angebaut werden. Vor allem Frühsorten von Blumenkohl und Kohlrabi sind stark anfällig. Wie sehr die Erträge sinken, hängt vom Zeitpunkt der Infektion und vom Befallsgrad ab. Der Pilz lebt im Boden und ist ein typischer Fruchtfolgeerreger. Zoosporen dringen mit dem Bodenwasser in die Wurzelhaare ein und vermehren sich hier. Die Wurzelhaare schwellen keulenartig an. Ein Teil der Zoosporen wird wieder entlassen, verschmilzt zu Zygoten, die die Wurzeln infizieren. Das Gewebe wird zur vermehrten Teilung angeregt. In den dadurch entstehenden knolligen Wurzelverdickungen (Gallen) bilden sich die Dauersporen. Wenn die erkrankten Pflanzenteile im Boden verfaulen, werden diese wieder freigesetzt. Sie sind außerordentlich widerstandsfähig und bleiben im Boden viele Jahre lebensfähig. Aus ihnen können wieder Zoosporen entlassen werden, die neue Pflanzen befallen. 

Strenge Hygiene gegen Verschleppung

Der Kohlherniebefall nimmt seinen Ausgang durch die Verschleppung des Erregers mit verseuchter Erde oder mit befallenen Jungpflanzen. Auch die an verschmutzten Arbeitsgeräten oder am Schuhwerk anhaftende verseuchte Erde kann den Kohlhernie-Erreger verbreiten. Werden herniebefallene Pflanzen verfüttert, können die Dauersporen den Verdauungstrakt der Tiere unbeschadet passieren und mit Stalldung wieder aufs Land gelangen. Wiederholter Kohlanbau auf denselben Flächen mit geringen Anbaupausen erlaubt es dem Erreger sich ungehindert zu vermehren und derart auszubreiten, dass Kohlarten nicht mehr erfolgreich angebaut werden können. In diese Situation können Kleingärtner ebenso geraten wie die Profis in Gemüseanbaugebieten. Der Krankheitserreger tritt bevorzugt in leichten, nur schwach humosen, kalkarmen, verdichteten und zur Staunässe neigenden Böden auf. 

Bekämpfungsstrategie: Erreger aushungern

Ist eine Fläche erst einmal verseucht, so hat der Anbau von Kohlgemüse hier erst einmal für mindestens fünf bis sieben Jahre Pause. Die Anbaupause gilt aber auch für andere kreuzblütige Pflanzen wie Radieschen, Raps, Rübsen, Rettich, Kohlrüben oder die Zierpflanzen Goldlack und Schleifenblume, die ebenfalls Wirte des Erregers sind. Damit nicht genug: Auch die kreuzblütigen Unkräuter wie Hirtentäschel, Ackerhellerkraut, Hederich oder Ackersenf müssen sehr sorgfältig bekämpft werden, damit die Anbaupause den pilzlichen Erreger im Boden „aushungern“ kann. 

Zu den Hygienemaßnahmen in der Anbaupause

gehört auch, sämtliche befallene Wurzelreste vor deren Verfaulen sorgsam von den Beeten zu entfernen und zu vernichten. An Kohlhernie erkrankte Pflanzen dürfen weder verfüttert werden noch auf den Kompost oder Dunghaufen gelangen. In den Anbaupausen sollten möglichst nur saure Dünger zum Einsatz kommen, dazu eine organische Düngung mit Kompost oder Stallmist. Damit sollen für das Auskeimen der Pilzsporen günstige Bedingungen geschaffen werden. Wenn die Sporen dann keine Wirtspflanzen vorfinden, kommt es nicht zu einer Infektion, und die Krankheitserreger sterben ab. 

Vorbeugung bremst den Erreger aus

Baut man Wirtspflanzen an, muss der Boden bis zu einem pH-Wert von 7,2 bis 7,3 aufgekalkt werden. Gaben mit Kalkstickstoff oder Algenkalk sollen das Auskeimen der Dauersporen des Pilzes im Boden hemmen. Wird Kalkstickstoff verwendet, so ist dies bei der nachfolgenden Düngung zu berücksichtigen. Meist reicht die verabreichte Stickstoffmenge aus, um den Bedarf der Pflanzen zu decken. Auf so versorgten Anbauflächen darf weder Stalldung noch Kompost oder Jauche ausgebracht werden. Bei der Pflanzvorbereitung ist es wichtig, den Boden gut aufzulockern und zu durchlüften. Verdichtungen müssen beseitigt werden. Nur gesunde Setzlinge pflanzen, die nicht auf Befallsflächen herangezogen wurden und keine Erreger verschleppen, etwa mit verseuchtem Boden oder Erde, die an Arbeitsgeräten haftet. Für den Haus- und Kleingarten stehen mittlerweile auch zahlreiche Sorten zur Verfügung, die gegenüber der Kohlhernie wenig anfällig oder sogar resistent sind.

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