Netze in Landwirtschaft und Gartenbau sind nichts Neues, um Nutzpflanzen vor Witterung oder Schädlingen zu schützen. Wichtigstes Merkmal ist bisher die Maschengröße – je kleiner, desto schlechter passen selbst winzige Insekten hindurch. Japanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass auch die Farbe der Netze nicht unwichtig ist.
Rote Netze können Insektenbefall in Gemüsekulturen verringern
In einer Studie fand ein japanisches Wissenschaftlerteam heraus, dass rote Netze Insekten weitaus besser fernhielten als herkömmliche weiße oder schwarze. Das Rot wirke demnach wie ein Stoppschild auf die Insekten – die eigentlich gar keine Rezeptoren für die rote Farbe in ihren Augen hätten. Dennoch: die „optische Schädlingsbekämpfung“ verringert den Einsatz von Insektiziden um 25 bis 50 Prozent, ergaben die Untersuchungen von Wissenschaftlern des Kyoto Prefectural Agriculture, Forestry and Fisheries Center und der Universität Tokio.
Unsichtbares Stoppschild
Der Studie vorausgegangen war eine Entdeckung aus dem Jahr 2015: Damals beobachteten Wissenschaftler, dass der Befall mit bestimmten Schädlingen abnimmt, wenn Nutzpflanzen mit rotem Licht (Wellenlänge 650 bis 750 Nanometer) bestrahlt werden. Und das, obwohl dieses Lichtspektrum für Insekten eigentlich gar nicht sichtbar ist. Das Team um Masami Shimoda von der Universität Tokio nutzte nun für seine Untersuchungen ganz oder teilweise rot gefärbte Netze. Die wurden über Lauchzwiebeln (Kujo negi) gespannt, ein traditionelles Gemüse in der Region Kyoto, das gern vom Zwiebelthrips (Thrips tabaci) heimgesucht wird. Das Ergebnis: Sowohl in Labor- als auch in Feldversuchen gelang mit roten Netzen die Abschreckung der Insekten deutlich besser als mit herkömmlichen – auch wenn die Maschen größer waren als die Insekten selbst. Anschließende Feldversuche an Zwiebelkulturen, die vollständig oder nur teilweise mit roten Netzen bedeckt waren, zeigten 25 bis 50 Prozent weniger Insektizid-Bedarf als in unbedeckten Beeten.
Die Wissenschaftler hoffen, dass die Umstellung der Netzfarbe von schwarz oder weiß auf rot dazu beitragen könnte, den Einsatz von Insektiziden zu verringern.. „Diese neuen roten Netze sind zwar zunächst teurer als Pflanzenschutzmittel, aber sie sind wirtschaftlich, weil sie über Jahre hinweg eingesetzt werden können“, sagt Professor Masami Shimoda von der Graduate School of Agricultural and Life Sciences an der Universität Tokio.
Schwer zu bekämpfende Schädlinge
Thripse kommen weltweit vor, befallen zahlreiche Nutzpflanzen und übertragen gefährliche Viren. Zudem sind sie häufig resistent gegen Insektizide. Umso wichtiger sind die Ergebnisse der Studie, die je nach Maschenweite und Netzfarben (rein rot, rot-weiß oder rot-schwarz) den Thrips-Befall auf bis zu ein Achtel reduzierten. Warum aber funktioniert die Abschreckung, obwohl die meisten Insekten keine roten Fotorezeptoren in ihren Augen haben, weshalb sie die Farbe Rot kaum erkennen können?
Das Forscherteam hat eine Vermutung: Das Facettenauge der Thripse bestehe aus drei Typen von Fotorezeptoren – UV-empfindlich, blau-empfindlich und grün-empfindlich. Es könne nun sein, dass die langwellige Komponente des vom Netz reflektierten Lichts die grünen Fotorezeptorzellen der Thripse stimuliert. Dazu, erklären die Wissenschaftler, seien nun weitere Analysen nötig. Gleichzeitig möchte man auch die Wirkung auf andere Schädlinge testen.
Quelle: nature.com/scientific reports
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