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Bei gleicher Intensität sinken die Risiken - so beschreibt das JKI die Tendenz bei der Pflanzenschutzmittel-Anwendung in Deutschland. Foto: Bayer CropScience
28.02.2013
Forschung & Technik

PAPA erfasst Daten zur Pflanzenschutzmittel-Anwendung in Deutschland

Tendenz: Intensität bleibt gleich, Risiken sinken

Im PAPA-Projekt sammelt das Julius Kühn-Institut (JKI) Daten über den Pflanzenschutzmitteleinsatz in Deutschland. Das Projekt ist ein Teil des Nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP). Die jährlichen Erhebungen haben 2011 begonnen und werden bald die ersten Ergebnisse liefern. Der zuständige wissenschaftliche Betreuer Dr. Dietmar Roßberg will zwar noch keine konkreten Zahlen verraten, beschreibt aber im folgenden Interview Hintergründe und Tendenzen.

Was steckt hinter dem einprägsamen Projektnamen PAPA?

PAPA steht für Panel Pflanzenschutzmittel-Anwendung. Es handelt sich um ein bundesweites Netz landwirtschaftlicher Betriebe, in denen seit 2011 jährlich Daten zum Pflanzenschutzmittel-Einsatz erhoben werden. Diese bilden die Grundlage für Rechenmodelle und Statistiken, die im Rahmen des NAPund der EU-weit geltenden „Verordnung (EG) Nr. 1185/2009 über Statistiken zu Pestiziden“ erstellt werden. Die Politik braucht Informationen, wie intensiv Pflanzenschutzmittel in den verschiedenen Kulturen angewendet werden und welche Tendenzen sich abzeichnen. Letztendlich geht es darum, Ansatzpunkte für die weitere Reduzierung der Risiken für Mensch und Umwelt bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln zu finden und die Produkte noch nachhaltiger einzusetzen. Vor allem in so genannten Hotspots, also in Anwendungsbereichen, in denen Handlungsbedarf besteht. 

Welche Betriebe sind in Ihrem Panel?

Es handelt sich um Haupterwerbsbetriebe mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Dazu zählen Ackerbau-, Obst-, Hopfen- und Weinbaubetriebe aus allen Teilen Deutschlands. Wichtig ist für uns, dass die Landwirte ihre Maßnahmen lückenlos und zeitnah dokumentieren. Wir streben eine langfristige Zusammenarbeit mit den Betriebsleitern an, die freiwillig am Panel teilnehmen. Die erhobenen Daten werden anonymisiert, bevor sie verrechnet werden. 

Welche Daten erfassen Sie?

Für den NAP benötigen wir Parameter wie den Behandlungsindex, also die Anzahl der ausgebrachten Pflanzenschutzmittel auf der jeweiligen Anbaufläche, und Angaben zu den eingesetzten Wirkstoffen. Dabei berücksichtigen wir reduzierte Aufwandmengen und Teilflächenbehandlungen. Diese Daten sind auch für eine Risikobetrachtung geeignet. Für die EU-Verordnung stehen quantitative Parameter wie Kilogramm oder Liter Wirkstoff pro Hektar im Vordergrund. 

Wann ist mit den ersten Ergebnissen zu rechnen?

Die Daten der ersten PAPA-Erhebung 2011 sind verrechnet und werden in Kürze veröffentlicht. Sie sind Momentaufnahmen. In mehreren Jahren können wir aussagekräftige Zahlenreihen liefern und Entwicklungen aufzeigen. Denn der Pflanzenschutzeinsatz zeigt deutliche Jahresschwankungen. Nach unserer Einschätzung ist dafür überwiegend das von Jahr zu Jahr unterschiedlich hohe Schaderregerauftreten verantwortlich. Mit den ersten Ergebnissen der nach der EU-Verordnung erhobenen Daten ist vorerst nicht zu rechnen. Wenn sie vorliegen, ist bei deren Interpretation Vorsicht geboten. Aufgrund der unterschiedlichen Klimazonen, Böden oder Fruchtfolgen ist der direkte Vergleich zwischen Mitgliedstaaten kaum möglich. So wirtschaften zum Beispiel deutsche und spanische Landwirte unter ganz unterschiedlichen Bedingungen und müssen den Pflanzenschutz daran anpassen. 

Können Sie dennoch schon etwas verraten?

Nach meiner Einschätzung passen die ersten Zahlen zu den Daten, die das JKI im ausgelaufenen NEPTUN-Projekt und in einem Vergleichsbetriebsnetz gesammelt hat. Darin konnten wir feststellen, dass die Pflanzenschutz-Intensität seit dem Jahr 2000 auf einem konstanten Niveau geblieben ist. Die Risikokurve sinkt hingegen stetig. Das geringere Risikopotenzial wird besonders deutlich, wenn wir die heutige Situation mit der von vor 20 oder noch mehr Jahren vergleichen. Die kritischeren Wirkstoffe sind mittlerweile nicht mehr zugelassen und neue Mittel werden noch intensiver auf ihre Umweltwirkungen geprüft, bevor sie auf den Markt kommen. Es zeigt sich auch, dass es zwischen den Landwirten selbst bei vergleichbaren Bedingungen Unterschiede gibt. Während einige Betriebsleiter Pflanzenschutzmittel sehr oder sogar zu sparsam einsetzen, sind andere etwas großzügiger. 

Was bedeuten die JKI-Erkenntnisse für die Verbraucher?

Wenn Landwirte die modernen Pflanzenschutzmittel ordnungsgemäß einsetzen, ist das Risiko für Verbraucher und Umwelt minimiert. Gleichzeitig beeinflussen Verbraucher die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft. Wenn die Mehrzahl große und gesunde Äpfel mit einer glatten Schale bevorzugt, ist das ohne gezielten Pflanzenschutzeinsatz kaum möglich. Die Mittelanwendung ist für die Landwirte kein Selbstzweck, sondern wichtig, um Ertrag und Qualität zu sichern.

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