Jahrespressekonferenz 2008: Düngemittel: immer teurer, immer knapper?
„Die Zuspitzung der Welternährungssituation zeichnet sich schon seit längerem ab. In den letzten acht Jahren war in nur einem Jahr die Getreideproduktion höher als der Verbrauch. Mittlerweile haben die Lagerbestände den tiefsten Stand seit 25 Jahren erreicht“, erklärte Hermann Kuhlmann von der YARA GmbH & Co. KG und Vorsitzender des Fachbereichs Pflanzenernährung im Industrieverband Agrar e. V. (IVA), vor der Presse in Frankfurt. Die steigenden Preise bieten einen Anreiz zur Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion – und zu einer höheren Nachfrage nach Düngemitteln.
Mineraldünger sichern die Welternährung
Die weltweit zur Verfügung stehende Ackerfläche kann kaum noch ausgedehnt werden. Eine Erhöhung der Nahrungsmittelproduktion ist daher nur über steigende Flächenerträge möglich, das heißt über eine intensivere Pflanzenproduktion mit entsprechendem Düngereinsatz.
Politische Vorgaben für die Biokraftstoffproduktion verstärken die Nachfrage nach Agrarrohstoffen und damit den Bedarf an Düngemitteln.
Die UNO betrachtet es als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, Hunger und Unterernährung in der Welt deutlich zu verringern. Eine höhere landwirtschaftliche Produktion geht nicht ohne verstärkte Mineraldüngung. Kuhlmann zitierte in diesem Zusammenhang den Generaldirektor der Welternährungsorganisation (FAO), Jaques Diouf, der im Dezember 2007 öffentlich erklärt hatte: „Mineraldünger werden benötigt, um die Welt zu ernähren.“ Mit Hilfe der mineralischen Stickstoffdüngung wird bereits heute Nahrung für die Hälfte der Weltbevölkerung erzeugt.
Die weltweite Nachfrage nach Mineraldüngern ist denn auch im letzten Jahr weiter gestiegen. Der Absatz nahm 2006/2007 über alle Nährstoffe um rund fünf Prozent zu und erreichte 164 Millionen Tonnen. Besonders stark wächst der Düngemittelverbrauch in Asien und Lateinamerika.
Auch in Zukunft ausreichend Düngemittel verfügbar
Die starke Nachfrage hat schon im vergangenen Jahr alle Nährstoffe deutlich verteuert. „Kurzfristig wird dies so weitergehen, da Kapazitätserweiterungen ihre Zeit brauchen. Längerfristig verspricht der Bau neuer Produktionsanlagen Entspannung“, prognostizierte Kuhlmann. Wegen der steigenden Energiekosten sei aber von einem weiterhin hohen Preisniveau auszugehen. Die Landwirte dürften mit den höheren Düngerpreisen zurechtkommen. Zwar haben sich die Düngungskosten, z. B. im Weizenanbau, im Laufe des letzten Jahres fast verdoppelt, wesentlich stärker sind aber die Getreidepreise gestiegen.
Intensive Landwirtschaft schützt das Klima
Optimale Intensität im Ackerbau bedeutet, die vorhandene Ackerfläche bestmöglich zu nutzen. Das setzt unter anderem voraus, die Pflanzen ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. „Die Ökobilanz der Getreideproduktion fällt bei optimaler Intensität sowohl hinsichtlich der Energieeffizienz als auch der Klimawirkungen der mineralischen Stickstoffdüngung positiv aus“ betonte Kuhlmann.
Die CO2 Bindung in Korn und Stroh ist bei ökonomisch optimaler Düngung am höchsten. Eine Modellkalkulation zeigt: Bei intensiver Bewirtschaftung können auf einem Hektar 92,5 Dezitonnen Weizen erzeugt werden; dabei werden etwa 1,5 Tonnen CO2 freigesetzt. Bei extensiver Bewirtschaftung bräuchte man für 92,5 Dezitonnen Weizen 4,5 Hektar und würde über zehn Tonnen CO2 freisetzen.
Beim Vergleich zwischen extensiver und intensiver Landwirtschaft werden die Energieverbräuche oder Treibhausgas-Emissionen oft auf die Ackerfläche bezogen. Pro Hektar sind die Emissionen bei extensiver Produktion natürlich niedriger als bei intensiver. Bei begrenzter Fläche stellt sich diese Frage allerdings nicht, da eine bestimmte Erntemenge erzeugt werden muss, um alle zu ernähren. „Es kann also nur das Ziel sein, jede Einheit Produkt mit möglichst geringen Emissionen herzustellen. Dann schneidet die intensive Bewirtschaftung deutlich besser ab als die extensive Landwirtschaft“, erklärte Kuhlmann.
Düngemittelmarkt Deutschland: Marktversorgung gesichert
In Deutschland verringerte sich der Absatz von Stickstoffdüngemitteln im Düngejahr 2006/2007 (Juli/Juni) um rund 10 Prozent auf knapp 1,6 Millionen Tonnen N.
Wegen der ausgeprägten Trockenheit im April 2007 hatten die Landwirte ihre Ertragserwartung reduziert und die Stickstoffdüngung entsprechend verringert.
Überraschend war der erneute Rückgang bei Phosphatdüngern um 3,4 Prozent auf knapp 265.000 Tonnen P2O5. Dies war die niedrigste Absatzmenge in Deutschland seit 1950. Der Absatz von Kalidüngern stabilisierte sich mit 443.000 Tonnen K2O auf niedrigem Niveau. Das entspricht einem Plus von knapp 4 Prozent.
„Für die laufende Saison erwarten wir bei Stickstoff einen Absatz von etwa 10 Prozent über dem Vorjahr, was dem Verbrauch eines normalen Jahres entspricht. Auch für Phosphat und Kali sehen wir Wachstumspotenzial. Beim aktuellen Preisniveau für Getreide und andere Feldfrüchte lohnt sich für den Landwirt eine optimierte, intensivere Düngung. Die Marktversorgung mit Düngemitteln in Deutschland ist gesichert“, betonte Kuhlmann.
Der Gesamtumsatz der Düngemittel-Industrie in Deutschland stieg - vor allem preisbedingt - im Jahr 2007 auf 2,4 Milliarden Euro (Vj.: 2,07 Mrd.). Davon entfielen auf den Inlandsumsatz 1,05 Milliarden Euro, was einer Zunahme um 12,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr (937 Mio.) entspricht. Die Exporterlöse erreichten 1,35 Milliarden Euro (Vj.: 1,13 Mrd.).
 
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