08.05.2007

Jahrespressekonferenz 2007: Düngemittel-Industrie braucht fairen Wettbewerb

Das vergangene Jahr war für die Düngemittel-Industrie in Deutschland insgesamt durch Stabilität gekennzeichnet. „Steigende Energiepreise konnten allerdings nicht durch eine entsprechende Preisentwicklung für Düngemittel kompensiert werden“, erklärte dazu Rudolf Graf von Plettenberg, Geschäftsführer des Düngemittelherstellers fertiva GmbH und Vorsitzender des Fachbereichs Pflanzenernährung im IVA, vor der Presse.

Geschäftsentwicklung 2006

Der Inlandsumsatz der IVA-Mitglieder in diesem Fachbereich lag mit 935 Millionen Euro um sieben Prozent über dem Vorjahr (874 Mio.). Die Exporterlöse erreichten 1,13 Milliarden Euro (Vj.: 1,12 Mrd.). Der Gesamtumsatz der Düngemittel-Industrie in Deutschland stieg damit auf 2,065 Milliarden Euro. Der leichte Zuwachs ist vor allem auf höhere Preise zurückzuführen.

Düngemittelabsatz weltweit und in Europa

Weltweit hat sich der Düngemittelabsatz bei allen drei Hauptnährstoffen in den letzten zehn Jahren deutlich erhöht; bei Stickstoff um knapp zehn Prozent, bei Phosphat um fast 18 Prozent und bei Kali um über 27 Prozent.

„In den kommenden Jahren wird diese Tendenz anhalten. Um die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen, muss die landwirtschaftliche Produktion jährlich um rund zwei Prozent zunehmen“, stellte Graf Plettenberg fest. „Zugleich geht die zunehmende Verstädterung, besonders in Asien, zu Lasten der landwirtschaftlichen Flächen. Dies lässt sich nur durch eine effizientere und intensivere Bewirtschaftung ausgleichen.“ Einen zusätzlichen Wachstumsimpuls erwartet Graf Plettenberg aus dem zunehmenden Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen.

In der Europäischen Union ging der Düngemittelabsatz zurück, besonders deutlich mit durchschnittlich sieben Prozent in den westlichen Mitgliedsstaaten. „Die neuen Mitglieder haben noch einigen Nachholbedarf. Bis 2015 wird deshalb bei Stickstoff noch mit einem leichten Zuwachs gerechnet“, so Graf Plettenberg.

Düngemittelmarkt Deutschland

Im Düngejahr 2005/2006 lag der Absatz für Stickstoffdüngemittel mit 1,78 Millionen Tonnen N auf dem Niveau des Vorjahrs. Bei Phosphat war erneut eine drastische Abnahme um über neun Prozent auf jetzt noch 274.000 Tonnen P2O5 zu verzeichnen. Auch der Kaliabsatz ging um weitere elf Prozent auf 426.000 Tonnen K2O zurück. Der Absatz von Düngekalk sank um drei Prozent auf 1,9 Millionen Tonnen CaO.

In der laufenden Saison hat sich die Auslieferung stark verzögert. Zum einen lagen die Düngerpreise zu Saisonbeginn um fast 30 Euro höher als im Vorjahr. Parallel dazu wurden Importe aus Russland deutlich unter Marktpreisniveau angeboten. „Das hat zu Verunsicherung im Handel geführt“, berichtete Graf Plettenberg. Außerdem waren wegen steigender Getreidepreise Doppelnutzungsläger erst spät geräumt worden. Der Stickstoffabsatz liegt derzeit deutlich unter den Vorjahrszahlen. Es ist fraglich, ob dies noch aufzuholen ist, zumal etliche Kulturen durch die Trockenheit bereits Schaden genommen haben.

Fairer Wettbewerb muss gesichert werden

Deutschland ist die Wiege der Mineraldüngung; die Produzenten hier investieren jedes Jahr zweistellige Millionenbeträge in Forschung und Entwicklung. In den letzten 25 Jahren haben die Unternehmen in Deutschland und in Westeuropa zudem erhebliche Anpassungs- und Restrukturierungsmaßnahmen vollzogen. Über ein Drittel der Kapazitäten wurde abgebaut.

Die Restrukturierung war die Antwort auf den Verbrauchsrückgang, den verschärften und verzerrten internationalen Wettbewerb und die gewachsenen Auflagen und Anforderungen der Gesetzgebung. Dadurch steht die deutsche Düngemittel-Industrie heute weltweit an der Spitze, was Effizienz, Technologie und Umweltstandards betrifft. „Allerdings ist sie mit erheblichen Verzerrungen des Wettbewerbs konfrontiert“, beklagte Graf Plettenberg.

Russland beispielsweise subventioniert seine Düngemittel-Produzenten massiv durch „double pricing“ bei Erdgas. Russisches Gas wird in Europa zum 5- bis 8-fachen des Preises verkauft, der der russischen Industrie berechnet wird.

Bei russischen, ukrainischen und anderen Produzenten wird zudem immer wieder Dumping und Staatsinterventionismus nachgewiesen.

Bedingungen für die Wettbewerbsfähigkeit in Zukunft

Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen ist deshalb ein Stück Zukunftssicherung für unsere Industrie. „Dazu gehören Investitionen in die Infrastruktur, wie der Bau neuer Pipelines, die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Erdgasförderländern zur Erschließung und Vermarktung von Rohstoffquellen und der Ausbau der Kapazitäten zur regionalen Vorratshaltung“, wie Graf Plettenberg darlegte.

Die Energiepolitik liegt in nationaler Zuständigkeit. Deshalb sind die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten gefordert, für mehr Wettbewerb auf den Energiemärkten zu sorgen, insbesondere auf dem Markt für Erdgas.

Internationale Spielregeln für fairen Wettbewerb einhalten

Die Düngemittel-Industrie in Deutschland und Europa ist von Wettbewerbsverzerrungen und staatlichen Eingriffen auch auf den Düngemittelmärkten betroffen. „Die Bundesregierung sollte deshalb bei den G 8-Beratungen und im Rahmen ihrer EU-Ratspräsidentschaft alle Möglichkeiten nutzen, diese Wettbewerbsverzerrungen abzubauen“, forderte Graf Plettenberg.

Geeignete Maßnahmen sind durch die Spielregeln von WTO und EU abgedeckt. Dazu gehören

  • das double-pricing anzuprangern und seine Aufgabe einzufordern,
  • europäische Standards im Umwelt- und Klimaschutz sowie zur sozialen Sicherung von den Handelspartnern einzufordern,
  • die Politisierung der Verfahren zu begrenzen und
  • die Transparenz der Verfahren, zum Beispiel bei Selbstverpflichtungen, zu erhöhen.
     

Eine bestens aufgestellte Industriebranche, die bei Energieeffizienz und Umweltstandards der Spitzengruppe angehört und Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen sichert, darf nicht Opfer Handelsverzerrender Staatseingriffe werden.

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