03.06.2005

Wo unser Sonntagskuchen wächst

Begegnungen auf dem Bauernhof wecken gegenseitig Verständnis und Sympathie

Wie wachsen unsere Nahrungspflanzen eigentlich heran? Eine Frage, für die sich heute mehr und mehr Verbraucher interessieren. Viele Landwirte freuen sich darüber und öffnen gerne ihre Hoftore. Ansprechpartner für alle, die raus aufs Land wollen, sind zunächst die jeweiligen Kreisbauernverbände. Dort sind die Betriebe bekannt, die Besichtigungen und andere Aktionen anbieten. Wenn es um Besuche von Schulklassen geht, ist der Verein information.medien.agrar (i.m.a) der beste Anlaufpunkt. Auf dessen Website www.ima-agrar.de gibt es umfangreiche Informationen und Kontaktadressen. Ein weiterer Ansprechpartner ist die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL). Sie koordiniert das bundesweite Höfe-Netzwerk „Landwirtschaft zum Anfassen“.

Offene Hoftore

„Wir wollen Besuchern zeigen, wie auf unserem modernen Betrieb gearbeitet wird.“ Maria und Johannes Lösing aus dem westfälischen Vreden öffnen ihren Hof regelmäßig für Besucher. Sie gehören zu den vielen Landwirtsfamilien, die sich in der Öffentlichkeitsarbeit engagieren. Das eher abweisende Schild am Hofeingang „Vorsicht bissiger Hund“, hat nicht nur bei ihnen längst ausgedient. Stattdessen setzen sie auf offene, ungeschminkte Information. „Wir haben keinen Hochglanzbetrieb. Das wollen und schaffen wir auch nicht. Schließlich wird bei uns gearbeitet. Aber die Hofbesucher können sehen und erfahren, wie es wirklich in der Landwirtschaft zugeht“, sagen Lösings. Und weiter: „Wir zeigen den Leuten, dass der Bauernhof und nicht der Supermarkt der Ursprung unserer Lebensmittel ist.“

Eigene Anschauung im Trend

Schon seit April gibt es wieder Hofbesichtigungen bei Lösings. Das Ehepaar geht mit den Besuchern raus auf die Äcker und zeigt, wie sie Weizen, Mais und Zuckerrüben anbauen. Ab und zu überschneiden sich die Besuchstermine auch mit Arbeiten, die ganz dringend erledigt werden müssen. „Wenn wir nicht abkömmlich sind, dann führen eben unsere Kinder die Besucher über den Hof. Sie machen das ganz ausgezeichnet“, so das Ehepaar.

„Umweltschonender Pflanzenschutz, bedarfsgerechte Düngung, Computerprogramme zur Schaderregerprognose, saubere und tiergerechte Ställe – so hatten wir uns das nicht vorgestellt“, heißt es oft nach einem Besuch. Die Realität auf den Höfen hat eben nichts mit den vielfach negativen Medienschlagzeilen zu tun. Genau so falsch sind nostalgische Vorstellungen über ein beschauliches Landleben wie zu Großvaters Zeiten. Stattdessen zeigt sich, dass Landwirtschaft ein moderner leistungsfähiger Wirtschaftszweig ist. Landwirte sind eben Unternehmer, die langfristig denken, um die Existenzgrundlage ihrer Familie zu erhalten.

Begegnungsort Bauernhof

So wie Maria und Johannes Lösing freuen sich auch die vielen anderen Landwirtsfamilien über jedes Gespräch mit Besuchern: „Wenn man miteinander spricht, entsteht sehr schnell Verständnis und Sympathie.“ Und das gilt für beide Seiten: „Zu uns kommen ja ganz unterschiedliche Besucher. Auch wir können jetzt Lehrer oder Presseleute besser verstehen, wissen, unter welchem Druck sie häufig arbeiten.“ Überall in Deutschland werden Hofbesichtigungen, Tage der offenen Tür, Hoffeste oder auch Projektwochen für abwechslungsreiche Besuche organisiert. Vom zünftigen Frühstück auf Strohballen über eine Hofrallye mit Quizcharakter bis hin zu einem Fachgespräch mit verschiedenen Experten.