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Walnussfruchtfliege auf grüner Nuss. Foto: Dahlbender/Hensel, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR)
11.12.2012
Umwelt & Verbraucher

Wo die Walnussfruchtfliege drin ist, hört der Genuss auf

Eine kleine Fliege mit großer Schadwirkung ist in Europa auf dem Vormarsch

Die Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa) hat einen weiten Weg zurückgelegt. Vom Südwesten der USA verbreitete sie sich zunächst in den großen kalifornischen Walnussgebieten. In den 1980er Jahren ging es weiter über den Mittelmeerraum nach Europa. An den Alpen war erst einmal Endstation. Die nachlassende Kälte-Barriere am Alpenkamm erlaubte es der Walnussfruchtfliege jedoch, über die Schweiz und Österreich bis nach Deutschland vorzudringen. Vor rund 15 Jahren nahm die Wanderung ihren Anfang. Seit 2005 ist die Invasion nicht mehr aufzuhalten. Entlang der Rheinschiene hat sich die Fliege inzwischen bis nach Nordrhein-Westfalen vorgekämpft.

Die Walnussfruchtfliege ähnelt in ihrem Aussehen und Lebenszyklus der heimischen Kirschfruchtfliege und ist auch mit dieser verwandt. Die Weibchen der Walnussfruchtfliege legen die Eier als Gelege unterhalb der Epidermis von unreifen Nüssen ab, wo nach etwa fünf Tagen die gelblichen Larven schlüpfen und für drei bis fünf Wochen im Fruchtfleisch der Walnuss fressen, also in der grünen Schale, die die Nuss umhüllt. Ausgewachsen verlassen die madenartigen Larven die Walnüsse, lassen sich zu Boden fallen und graben sich einige Zentimeter tief in den Erdboden ein, wo sie sich verpuppen und überwintern. 

Die meisten Fliegen schlüpfen von Juli bis September des nächsten Jahres - einige verbleiben auch für zwei oder mehr Jahre im Boden. Befallene Nüsse färben sich schwarz und werden schmierig. Die äußere Schale löst sich nicht mehr von der holzigen Nuss und auch die innere Qualität ist so beeinträchtigt, dass die Früchte nicht mehr verzehrt werden können. Verwechslungsgefahr besteht mit den Symptomen des ähnlich aussehenden Bakterienbrandes und der Marssonina-Krankheit (Pilzbefall). In Südbaden trat das schädliche Insekt in den beiden vergangenen Jahren so massiv auf, dass es zu Ernteausfällen bis zu 100 Prozent kam. 

Bekämpfung noch schwierig, aber es gibt Hoffnung

Die Bekämpfung des Schädlings ist sehr schwierig. Verschiedene Fang- bzw. Abwehrmethoden mit Netzen zeigen keine durchschlagenden Erfolge. Der Massenfang über beleimte Gelbtafeln, das Aufsammeln befallener Nüsse oder ein Abdecken des Bodens mit Folie bringt auch keinen nennenswerten Erfolg. Natürliche Feinde kennt die Walnussfruchtfliege nicht. In Deutschland ist derzeit auch kein Insektizid für die Bekämpfung zugelassen. Nur Landwirte dürfen ein entsprechendes Mittel auf Antrag einsetzen. 

"Attract and kill" (anlocken und töten) - davor sollten sich die Walnussfruchtfliegen ab 2014 in Acht nehmen. Obstbauexperten hoffen, mit diesem neuen Verfahren auch einzelne Bäume gezielt schützen zu können. Dabei werden eine Köderflüssigkeit und das Insektizid mit Wasser gemischt und in die Bäume gespritzt. Die Fliegen naschen vom tödlichen Cocktail und sterben, bevor sie ihre Eier ablegen können. Dann sollte einem ungetrübten "Nuss-Genuss" nichts mehr im Wege stehen.