 
  Winterschlaf auf dem Bauernhof?
Ackerbau bedeutet mehr als säen und ernten. Die Weichen für das kommende Jahr werden im Winter gestellt.
„Wenn ich im November den Winterweizen eingesät habe, ist auf dem Acker erst mal Schluss bis Ende Februar“, sagt Eric Krull. Er bewirtschaftet in Mammendorf bei Magdeburg einen 300 Hektar großen Ackerbaubetrieb mit Winterweizen, Raps, Zuckerrüben und Körnermais. Der 37-jährige Landwirt kann nun seinen Tagesablauf selbst bestimmen, ohne vom Wetter dirigiert zu werden.TÜV für Pflanzenschutzgeräte
„Zunächst bringe ich meine Maschinen in Ordnung. Alles wird sauber gemacht und durchrepariert. Denn nichts ist ärgerlicher als die Frühjahrsbestellung wegen unnötiger Defekte zu unterbrechen.“ Das gilt auch für sein Pflanzenschutzgerät, mit dem er in der Vegetationszeit Pflanzenschutzmittel gegen Unkräuter (Herbizide), pilzliche Erkrankungen der Kulturpflanzen (Fungizide) und Insekten (Insektizide) vorgeht. „Wenn ich 40 Gramm eines in Wasser gelösten Pflanzenschutzmittels auf 10 000 m2 verteilen will, muss die Technik absolut exakt funktionieren“. Die regelmäßige Wartung der Pumpe, der Leitungen und der Sprühdüsen ist für Krull und seine Berufskollegen selbstverständlich. Alle zwei Jahre werden die Geräte zudem in Rahmen einer TÜV-Prüfung auf „Herz und Nieren“ getestet.
Managementaufgabe Landwirtschaft
Im Winter rückt auch die Büroarbeit in den Vordergrund. „Der Computer ist mein wichtigstes Hilfsmittel. Mit einem Schlagkarteiprogramm dokumentiere ich sämtliche Maßnahmen auf dem Acker.“ Die Aufzeichnungen sind einerseits wichtig für das innerbetriebliche Qualitätsmanagement. Denn nur so kann der Handelspartner die Produkte bis zur Aussaat zurückverfolgen. Andererseits ermöglichen die verrechneten Daten einen genauen Überblick über Gewinne oder Verluste in den verschiedenen Betriebszweigen. So lassen sich Schwächen abstellen, indem zum Beispiel zu großer Arbeitsaufwand durch schlagkräftigere Maschinen verringert wird. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang der Vergleich mit ähnlichen Betrieben. Dies geschieht im Rahmen von Arbeitskreisen, die von Spezialberatern geleitet werden. Der Internet-Zugang ist für zukunftsorientierte Betriebsleiter ein „Muss“. Er ermöglicht unter anderem einen Überblick über die aktuellen Märkte für Betriebsmittel und landwirtschaftliche Erzeugnisse. Auch Landwirt Krull möchte darauf nicht mehr verzichten: „Wenn die Preise gut sind, verkaufe ich die eingelagerten Weizen- und Maispartien.“
„Fortbildung ist eine Investition in die Zukunft",
sagt Krull. „Deshalb besuche ich im Winter an zwei bis drei Tagen in der Woche verschiedene Informationsveranstaltungen. Zum Beispiel vom Pflanzenschutzamt oder den Herstellern von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Dabei geht es nicht nur um neue Produkte, sondern auch um deren umweltgerechte Anwendung, die Einhaltung aktueller Vorschriften, Maßnahmen in Wasserschutzgebieten oder neue Abdrift mindernde Düsentechnik. Nur dann, wenn ich mich hier auf dem Laufenden halte, kann ich wirtschaftlich und gleichzeitig umweltschonend arbeiten.“ Darüber hinaus gehören auch die Themen Arbeitsschutz oder der sparsame Umgang mit Treibstoff zum Fortbildungsprogramm. „Mit der richtigen Fahrtechnik kann ich ungefähr 15 Prozent Diesel sparen.“ Bei einem Gesamtverbrauch von über 20 000 Litern auf seinem Ackerbaubetrieb entspricht das 3 000 Liter.
So viel wie nötig, so wenig wie möglich
Im Spätwinter prüft Eric Krull, wie weit die Kulturen auf den Äckern entwickelt sind. Der Weizen kommt oder befindet sich bereits in der Bestockungsphase, in der Nebentriebe angelegt werden. Haben die Pflanzen jetzt zu wenig Nährstoffe, bilden sie nur einzelne unterentwickelte Nebentriebe. Haben sie zu viele Nährstoffe, entstehen zu viele üppige Nebentriebe. Beides wirkt sich negativ auf die weitere Entwicklung aus. Im Februar nimmt Krull von seinen Äckern zahlreiche Bodenproben. Er bildet jeweils eine Mischprobe je Acker und lässt diese in einem Analyselabor auf Stickstoff- und Schwefelgehalte untersuchen. Anhand der Ergebnisse und seiner Beobachtungen kann er so viel düngen, wie die Pflanzen für ein optimales Wachstum benötigen. Mehr Nährstoffe als notwendig kosten nur unnötig Geld.
Ackerbauern schauen sich spätestens zum Vegetationsbeginn die Unkräuter und Ungräser in ihren Kulturen an. Folgende Fragen sind zu beantworten: Wie viele „unerwünschte“ Pflanzen sind zu finden, um welche Arten handelt es sich und wie weit sind sie bereits entwickelt? Dem entsprechend entscheiden die Praktiker, ob eine Gegenmaßnahme erforderlich ist, welche Mittel eingesetzt werden können und wie hoch diese dosiert werden müssen.
 
   
  