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Das in Mitteleuropa heimische stark giftige Jakobskreuzkraut besiedelt bevorzugt lückig gewachsene, eher magere Wiesen und Weiden, d. h. mit mäßigem Stickstoffgehalt. Quelle: Dr. Bernhard Werner, LWK Niedersachsen
01.04.2010
Umwelt & Verbraucher

Weidetiere vor giftigem Jakobskreuzkraut schützen

Gepflegte Grasflächen sind die beste Vorbeugung

Das stark giftige Jakobskreuzkraut breitet sich auf Wiesen und Weiden aus, aber auch an Bahndämmen, auf Schuttplätzen, an Straßenrändern von Autobahnen und Landstraßen oder auf öffentlichem Grün. Verwandte Arten bilden die gleichen giftigen Alkaloide, wie etwa das Gemeine Kreuzkraut, das vielfach in Hausgärten auftaucht. Auf Weideflächen meiden Pferde und Rinder das Jakobskreuzkraut, weil es bitter schmeckt und unangenehm riecht. Aber mit Heu oder Silofutter nehmen sie die giftigen Stoffe auf. Die Alkaloide können auch im Honig aus Kreuzkrautpollen vorkommen oder in der Milch von Kühen und Ziegen. Kreuzkräuter sollten deshalb mit Kulturmaßnahmen und geeigneten Herbiziden bekämpft werden.

Verbreitung mit flugfähigen Samen

Das Jakobskreuzkraut, auch Jakobs-Greiskraut genannt, ist eine zwei- oder mehrjährige Pflanze, die im Frühjahr des ersten Jahres flache Blattrosetten bildet. Im Juni/Juli des zweiten Jahres erreichen die Pflanzenstängel mit ihren goldgelben Blütenkörbchen eine Höhe von 30 bis 100 Zentimetern. Die Samen sind ähnlich denen des Löwenzahns flugfähig und verbreiten sich mit dem Wind. Eine einzige Pflanze entlässt durchschnittlich 2 100 Samen. Auf sonnigen, trockenen Standorten finden sie ideale Keimbedingungen.

Wie können Landwirte und Tierhalter ihre Tiere vor dem Kreuzkraut schützen? Vorbeugung, Früherkennung und konsequente Bekämpfung am besten im Rosettenstadium bevor die Stängelblätter herauswachsen, sind der beste Schutz. Im zweiten Jahr müssen befallene Weideflächen noch vor der Blüte geschnitten werden. Nachwachsende Pflanzen sollte man gezielt mit einem geeigneten Herbizid behandeln. Pflanzenschutzdienste bieten hier Beratung an. Eine dichte, geschlossene Grasnarbe beugt wirkungsvoll einer Ansiedlung des Unkrauts vor. Wenn eine Übertragung des Jakobskreuzkrauts von einer öffentlichen Grünfläche auf eine Weidefläche droht, erteilt die zuständige Pflanzenschutzbehörde auf Antrag die Sondergenehmigung zur Bekämpfung auf dem öffentlichem Grün, wo Herbizide im Normalfall nicht erlaubt sind.

Das Kreuzkraut in Hausgärten

In mehr als 100 Senecio-Arten sind die für die Gattung typischen „Senecio-Alkaloide“ enthalten. Beispiele für nahe verwandte Arten des Jakobskreuzkrauts sind das Gemeine Kreuzkraut (S. vulgaris) und das Schmalblättrige Kreuzkraut (Senecio inaequidiens). Das Gemeine Kreuzkraut kommt häufiger in Hausgärten vor, oft in Reinbeständen von Hackfrüchten, Gemüsekulturen, seltener im Getreide und häufiger auch massenhaft auf Schuttplätzen und unbebauten Flächen. Beide werden als giftig beziehungsweise weniger giftig eingestuft. Dem Schmalblättrigen Kreuzkraut begegnet man an Straßenrändern, Bahngleisen und extensiv bewirtschafteten Flächen.

Wieviel Jakobskreuzkraut führt zu Gesundheitsschäden?

Je nach dem Anteil des Jakobskreuzkrauts (Senecio jakobaea) in Heu oder Silage können Tiere, erhebliche gesundheitliche Schäden erleiden oder sogar eingehen. Die gefährlichen Alkaloide der Pflanze und verwandter Arten sind sehr beständig (persistent). Sie reichern sich in der Leber an (kumulieren) und schädigen sie irreversibel. Tiere vertragen unterschiedlich hohe Dosierungen des Alkaloids. Eine ausgewachsene Milchkuh müsste etwa 85 bis 90 Kilogramm Frischmasse des Krauts fressen, um eine tödliche Dosis aufzunehmen. Bei einem Pferd würde schon die Hälfte ausreichen, bei Ziegen und Schafen entsprechend weniger. Soweit die Theorie. Die eigentliche Gefährdung entsteht durch die wiederholte Aufnahme über längere Zeiträume. Dann sind bereits bei weitaus geringeren Mengen Gesundheitsschäden zu erwarten.

Die Dosis macht das Gift: ein Kraut mit medizinischer Vergangenheit Das Gewöhnliche Kreuzkraut oder auch Greiskraut, wurde schon in der Zeit des 1. und 2. Jahrhunderts von zwei bedeutenden griechischen Ärzten (Dioskurides und Galen) als Heilpflanze bei Wunden, Geschwüren und Entzündungen erwähnt. Im Mittelalter schätzte man die Pflanze vor allem gegen Frauenleiden. Selbst in neuerer Zeit fand sie auch bei Nieren- und Leberleiden Anwendung. Soweit das Geiskraut in alten Büchern erwähnt wurde, war oftmals auch das Jakobskreuzkraut gemeint, weil beide Pflanzen in allen Teilen ähnlich wirksame Bestandteile haben. Noch vor 30 Jahren hieß es vage, dass hohe Dosen gefährlich sind. Heute wissen wir mehr über die Folgen der giftigen Alkaloide dieser Pflanzen.