11.10.2005

Viel Sonne – der Turbo für die Reben

Je mehr Öchsle, desto mehr Alkohol im Wein. Aber der Geschmack hängt nicht allein von Öchsle-Graden ab.

Die sonnige Witterung von Ende August bis Mitte September wirkte wie ein Turbo für die Reben. Die bis dahin normal entwickelten Trauben legten pro Tag um ein bis zwei Öchsle zu. Je mehr Öchsle, desto mehr Alkohol kann der fertige Wein enthalten. Aber, wenn pilzliche Krankheitserreger Fäulen verursachen, dann leiden darunter die sortentypischen Geschmacksnuancen.

Vorausgesetzt Petrus spielt weiterhin mit, erwarten die Winzer einen guten Weinjahrgang 2005. Die Hauptlese erstreckt sich von Mitte September (z.B. Portugieser, Müller-Thurgau) bis in den Oktober (z.B. Riesling) und bei Eisweinen bis in den Winter. Der Geschmack hängt jedoch nicht nur von den Öchsle-Graden ab. Nur gesunde Reben liefern auch gute Weinqualitäten. „Wenn pilzliche Krankheitserreger Fäulen verursachen, dann leiden darunter die sortentypischen Geschmacksnuancen. Muffige, bittere oder erdige Aromen sind aber unerwünscht“, so Dr. Karin Reiß, von Syngenta Agro. Besonders betroffen davon ist der Weißwein. Im Rotwein können Pilze zudem noch zu Farbveränderungen führen.

Regional unterschiedlicher Pilzbefall

Die verschiedenen Pilzkrankheiten sind in diesem Jahr in Abhängigkeit vom Wettergeschehen regional sehr unterschiedlich aufgetreten. So waren die Reben im Rheingau verstärkt durch Falschen Mehltau, in Rheinhessen durch Echten Mehltau oder an der Mosel durch Schwarzfäule gefährdet. Reiß vertraut hier auf gezielte Pflanzenschutzmaßnahmen: „Wird das richtige Mittel zum richtigen Zeitpunkt mit der optimalen Anwendungstechnik ausgebracht, haben Winzer und Verbraucher die größtmögliche Sicherheit.“

In der Wartezeit bauen sich die Pflanzenschutzmittel ab

Die Wartezeit zwischen der Ausbringung von Pilzbekämpfungsmitteln und der Lese beträgt je nach Mittel zwischen 14 und 56 Tagen, bei den für die Abschlussbehandlungen zugelassenen Mitteln zwischen 21 und 35 Tagen. In dieser Zeit bauen sich die Wirkstoffe der Pilzbekämpfungsmittel restlos ab. Winzer können aus diesem Grund unmittelbar vor der Ernte nicht mehr auf einen neuen Befall reagieren. Also gilt im September und Oktober das „Prinzip Hoffnung“. Denn kräftige Regenschauer lassen die zuckersüßen Beeren aufplatzen. Und das führt zu so genannten Sekundärfäulen: Schimmelpilze (unter anderem Penicillium, Aspergillus und Trichothezium) dringen über die Verletzungen ein und machen die Beeren für die Weinherstellung sogar unbrauchbar.