 
  Unterschiedliche Anbauverfahren auf dem Prüfstand
Lebensmittel aus konventioneller Landwirtschaft brauchen sich nicht hinter Öko-Produkten zu verstecken
Müssen Verbraucher wirklich ihren Speiseplan auf Bio-Lebensmittel umstellen, um sich gesund zu ernähren? Schonen Bio-Äpfel und Öko-Getreide die Umwelt mehr als Erzeugnisse aus konventionellem Anbau? Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen gingen diesen Fragen auf den Grund. Unter ihnen auch Vertreter von Bio-Forschungseinrichtungen. Ihr Fazit: „.... dass die im Rahmen der bisher betrachteten Qualitätskriterien festgestellten Unterschiede (zwischen ökologischem und konventionellem Anbau) der erzeugten Produkte eher gering sind.“ Bewiesen ist dagegen, dass eine ausgewogene und vielseitige Ernährung gesund ist. Die Senatsarbeitsgruppe der Bundesforschungsanstalten aus dem Geschäftsbereich des Ministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft hat die Ergebnisse im Statusbericht 2003 - Bewertung von Lebensmitteln verschiedener Produktionsverfahren – publiziert.Vergleichende Ökobilanzen wurden bisher kaum erstellt
Zur Qualität eines Lebensmittels tragen unterschiedliche Faktoren bei. Neben den Inhaltsstoffen, dem Genusswert und der Einhaltung gesetzlicher Normen – also der Produktqualität im engeren Sinne - spielt auch die Prozessqualität eine Rolle. Dazu zählen unter anderem die Art und Auswirkungen des Produktionssystems, die Verarbeitung und der Vertrieb. Die Prozessqualität verschiedener Produktionsverfahren kann mit Hilfe von Ökobilanzen verglichen werden. „Allerdings wurden sie zum Vergleich des ökologischen und konventionellen/integrierten Landbaus bislang kaum erstellt. Aussagen, die aus Gegenüberstellungen gewonnen werden, lassen sich nur eingeschränkt verallgemeinern.“
Die Psyche spielt mit
„Abhängig von persönlichen Werteskalen, wird die Lebensmittelqualität von Verbraucherinnen und Verbrauchern individuell unterschiedlich wahrgenommen.“ Dieses Werteempfinden konkretisiert sich in der Kaufentscheidung. Dabei können auch psychologische Faktoren die wahrgenommene Qualität von Lebensmitteln beeinflussen. Wer zum Beispiel davon überzeugt ist, dass ein Lebensmittel besonders umweltverträglich hergestellt worden ist, kann es umso mehr genießen. So können Produkte aus einer nachhaltigen Landwirtschaft die subjektive Lebensqualität erhöhen.
Eher geringe Unterschiede in der Qualität
Unterschiede in der Qualität konnten nur bei wenigen Lebensmitteln festgestellt werden. Zum Beispiel enthält Bio-Blattgemüse im Schnitt weniger Nitrat und mehr die Gesundheit fördernde sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe. Die positive Auswirkung von Gemüse auf die Gesundheit ist allerdings nicht für Produkte aus Bioanbau, sondern für einen möglichst hohen Gemüseanteil an der Ernährung belegt. Kartoffeln, Wein und Getreide unterscheiden sich praktisch nicht hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe oder unerwünschter Rückstände. Studien, die sich mit dem Genusswert befassen, ergaben lediglich bei Äpfeln bessere Ergebnisse für die ökologisch erzeugten Früchte. Hinsichtlich des Eignungswertes schnitt konventionell erzeugtes Getreide aus Qualitätsgründen (weniger Schwärzepilze, bessere Backeigenschaften) besser ab.
Umweltschutz, Flächen- und Energiebedarf
Der Ökologische Landbau erfüllt zwar viele Kriterien des Umweltschutzes in besonderem Maße, dennoch schneidet die Öko-Produktion je nach Produktionsverfahren nicht grundsätzlich besser ab als intensive Verfahren. Ökologische Bewirtschaftungssysteme haben zum Beispiel eine bessere Bodenfruchtbarkeit und eine höhere Biodiversität (Artenreichtum von Flora und Fauna) zur Folge als konventionelle Anbausysteme. Auch das Risiko von belastetem Trinkwasser und einer Eutrophierung der Oberflächengewässer ist im Öko-Landbau geringer. Dagegen ist der Flächenbedarf für die Erzeugung von Lebensmitteln im Bio-Landbau höher. Auch bei der weiteren Verarbeitung von Rohwaren werden für Bio-Produkte mehr Wasser und Energie verbraucht.
Sicherheit zählt
Konventionelle Lebensmittel sind entgegen weit verbreiteter Annahmen genauso sicher wie Produkte aus ökologischer Erzeugung. Der Statusbericht weist darauf hin, dass Umweltgifte und Rückstände in beiden Produktkategorien auftauchen können. Hier bieten die staatlichen Kontrollen, die hohen Qualitätsstandards bei der Lebensmittelerzeugung und freiwillige Qualitätssicherungssysteme den größtmöglichen Schutz des Verbrauchers.
 
   
  