Unangenehme Zeitgenossen: Feuerameisen breiten sich in Nordamerika aus
 
  Unangenehme Zeitgenossen: Feuerameisen breiten sich in Nordamerika aus
Bioinvasoren aus Südamerika verursachen in den USA Schäden in Milliardenhöhe. Ihre Verschleppung nach Europa ist unwahrscheinlich, ausschließen kann man sie aber nicht.
Feuerameisen verursachen in den USA Milliardenschäden. Durch ihr Gift kamen schon einige Menschen ums Leben. In den USA versuchen Wissenschaftler, dem aggressiven Insekt mit Viren und einer Fliegenspezies beizukommen.Bedroht die Feuerameise Europa?
Dr. Thomas Schröder, Experte des Julius Kühn-Instituts für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit, hält es für wenig wahrscheinlich, dass Feuerameisen mit Pflanzenimporten nach Europa eingeschleppt werden, denn diese sind nur ohne Boden oder Pflanzsubstrat erlaubt. Deutlich höher könnte das Risiko durch Hobby-Ameisenhalter sein, denn mittlerweile sind exotische Ameisen als Haustier in Mode. In Internetforen ist zu lesen, dass nicht alle im Handel erhältlichen Arten eindeutig identifiziert seien. Immer wieder ist auch von Ausbrüchen die Rede. Bei der Roten Feuerameise könnte das katastrophale Folgen haben.
Die „Unbesiegte“ mit den zwei Gesichtern
In den urbanen Regionen sind die aggressiven Insekten nützlich: Sie dezimieren Kakerlaken, Zecken und Flöhe. In der Landwirtschaft dagegen schaden sie mehr als sie nützen. Nach Informationen des Landwirtschaftsministeriums kosten sie die Landwirte jährlich sechs Milliarden US-Dollar. Feuerameisen stammen ursprünglich aus Brasilien. Ihren Namen verdanken sie den stechenden, schmerzhaften Stichen, die sie ihren Opfern zufügen. Sie sind auch unter dem Namen „Diebsräuber“ bekannt, weil sie die Nester anderer Ameisenstaaten plündern. Der wissenschaftliche Name der Roten Feuerameise, Solenopsis invicta, bedeutet die „Unbesiegte Feuerameise“. Sie ist die aggressivste ihrer Art. Vor 70 Jahren gelangte sie vermutlich mit Erdtransporten in die USA.
Gefahr für den Menschen
Auch wenn sie bei der Schädlingsbekämpfung helfen, sind Feuerameisen in Haus und Hof ein Problem. Ihre Stiche sind ausgesprochen schmerzhaft und können bei Allergikern Schocks auslösen. Zudem sind die nur drei bis sechs Millimeter großen Insekten sehr angriffslustig. Nach Informationen von SpiegelONLINE haben sie in den USA bereits mehrere Menschen angegriffen. Dabei folgen die Ameisen einem erfolgreichen Schlachtplan: Zunächst krabbeln die Angreifer in großer Zahl auf das Opfer, dann stechen sie wie auf Befehl gleichzeitig zu. Vermutlich geben Duftstoffe, so genannte Pheromone, das Signal. Mit ihren Kiefern verletzen die Ameisen die Haut und spritzen dann das giftige Alkaloid Solenopsin in die Wunde. Zunächst färben sich die Bissstellen rot; später entstehen eitrige Pusteln.
Riesige Völker
In den USA hat die Rote Feuerameise keine natürlichen Feinde und konnte sich deshalb ungestört ausbreiten: Ihre Populationsdichte ist dort zehn Mal größer als in ihrer Heimat Brasilien.
Mittlerweile bevölkert sie 13 Staaten von Virginia bis Kalifornien. Dadurch sind auch Nützlinge, insbesondere aber andere Ameisenarten, in Gefahr. Im Süden der USA hat die Rote Feuerameise die heimischen Arten Solenopsis xyloni und Solenopsis geminata fast vollständig verdrängt. Neue Kolonien können innerhalb weniger Monate zu mehreren tausend Tieren heranwachsen. Offenbar stehen die Kolonien auch in Kontakt und agieren gemeinsam. Laut Wikipedia wurde die bislang größte Ameisenkolonie im australischen Melbourne entdeckt. Ihren Durchmesser schätzt man auf 100 Kilometer.
Mit Fliegen und Viren bekämpfen
Bislang ist gegen die Rote Feuerameise „kein Kraut gewachsen“. Amerikanische Wissenschaftler experimentieren mit einem Virus und einer Fliegenart aus Südamerika. Das Virus kommt in einem Fünftel der Wildpopulationen der Roten Feuerameisen vor und tötet sie langsam. Die Wissenschaftler wollen ein virushaltiges Insektizid entwickeln. Ein weiteres Forschungsobjekt sind die so genannten Enthauptungs-Fliegen. Diese sehr kleinen Fliegen sind in Südamerika heimisch. Sie legen ihre Eier auf die Ameisen. Die Larven wandern dann in deren Kopf und ernähren sich dort vom Gewebe. In der Folge fällt der Ameisenkopf vom Körper ab. Nach Abschluss ihrer Entwicklung schlüpft die Fliege aus der abgetrennten Kopfkapsel und der Kreislauf beginnt von neuem. Die Wissenschaftler prüfen nun, ob die Fliegen tatsächlich nur die Rote Feuerameise „enthaupten“. Ob sie in den USA künftig eingesetzt werden, ist noch ungewiss.
 
        
                 
   
   
   
  