 
  Technischer Fortschritt in der Lebensmittelkontrolle
Auch die Rückstandsanalytik in der amtlichen Lebensmittelkontrolle profitiert von den jüngsten technischen Errungenschaften.
Die hochmodernen Analysegeräte erlauben es der amtlichen Lebensmittelkontrolle heute, die Untersuchungen mit kleineren Probemengen und ohne aufwändige Reinigungsverfahren kostengünstig durchzuführen. Was früher einen Tag dauerte, schafft man heute oft innerhalb einer Stunde. Dr. Willi Gilsbach, Leiter der Sachgebiete „Rückstandskontrolle“ und „Spezielle Analytik“ des Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen gibt einen Überblick über die beeindruckende Entwicklung in den letzten 30 Jahren.Ende der 70er Jahre stellten die Einführung der Gelchromatografie zur Aufreinigung von Pflanzenextrakten und die Kapillargaschromatografie zum Nachweis der Pestizidrückstände einen Riesenfortschritt gegenüber den damals üblichen Methoden dar. Mit diesen Techniken wurde es möglich, erheblich mehr Wirkstoffe mit einem Analysegang zu erfassen. Bei der Gelchromatografie werden die Stoffe nach ihrer Molekülgröße getrennt. Große Moleküle in den Erntegütern, wie zum Beispiel die Pflanzenfarbstoffe Chlorophyll oder Carotinoide, werden auf diese Weise ganz unproblematisch von den kleineren Pestizidmolekülen getrennt. Die Gaschromatografie mit Kapillaren statt mit „gepackten“ Säulen erlaubt eine bessere Auftrennung von Stoffgemischen und damit einen besseren Nachweis der Rückstände (s. Rüständen auf der Spur). Beide Neuerungen vereinfachten auch die Aufbereitung der Proben, weil viele Pflanzeninhaltsstoffe nun das Messergebnis weniger störten.
Auch bei den Detektoren, die bei den gaschromatografischen Verfahren dem Nachweis der Pestizidmoleküle dienen, gab es eine rasante Entwicklung. Bis in die 90er Jahre überwogen die „klassischen“ Detektoren*, mit denen man jeweils nur ganz bestimmte Stoffgruppen ausmachen konnte. Sie wurden von massenspektrometrischen Detektoren (MS) mehr und mehr verdrängt, denn damit kann man viele unterschiedliche Substanzen bei geringem Zeitbedarf sicher identifizieren.
Die Einführung der Flüssigchromatographie (LC) in den 80er Jahren brachte den nächsten Durchbruch. Da mit ihr auch schwerflüchtige Stoffe analysiert werden können, wurde die aufwändige Umwandlung der Pestizidrückstände in einen leicht verdampfbaren, für die GC-Analytik geeigneten Zustand überflüssig.
Einen Quantensprung in der Rückstandsanalytik hat sicherlich die LC-MS/MS gebracht, die in den letzten 5 Jahren in die Rückstandsüberwachung eingeführt wurde. Mit dieser Technik konnte der Untersuchungsumfang ein weiteres Mal deutlich erhöht werden. Darüber hinaus lassen sich geringere Spuren als früher sicher nachweisen und die Messungen konnten drastisch beschleunigt werden.
* Dazu zählten so genannte ECD (Elektroneneinfang-Detektoren) oder PND (Phosphor- und Stickstoff empfindliche Detektoren), mit denen man halogenhaltige bzw. phosphor- und stickstoffhaltige Verbindungen nachweisen konnte.
 
  