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Zuckerrüben können bei idealen Bedingungen bis zu 1,5 Kilogramm Zucker pro Quadratmeter erzeugen. Quelle: Wiedenau
05.08.2008
Umwelt & Verbraucher

Süß, aber wetterfühlig: Zuckerrüben 2008 im Wechselbad

Das Frühjahrswetter machte die Rübensaat zum Eiertanz

25 Grad Celsius, viel Sonne und ab und zu ein Regenschauer – das ist für viele genau das richtige Wetter. Auch die Zuckerrübe fühlt sich bei diesen Bedingungen pudelwohl und quittiert das mit besonders süßen und großen Knollen. Doch das ungewöhnliche Wetter seit der Aussaat im April dieses Jahres sorgte bei Zuckerrüben und Landwirten für ein Wechselbad der Gefühle. Hilft eine langfristige Wettervorhersage weiter?

Nervenschonende Jahreszeitenvorhersage?

Der Zuckerrübenanbau ist ein nervenaufreibendes Geschäft. Regen, Sonne, Wind oder Hagel sind die großen Unbekannten. Landwirte haben daher immer ein Ohr am Wetterbericht, um die richtigen Zeitpunkte für die anstehenden Arbeiten zu erwischen. Eine zuverlässige Langzeitprognose wäre natürlich ideal. Seit Februar 2008 bietet der Deutsche Wetterdienst die Jahreszeitenprognose an. Ausgehend von Meeresoberflächentemperaturen, dem Schneebedeckungsgrad oder der Bodenfeuchte am Anfang des Vorhersagezeitraums berechnen die Meteorologen Temperaturtrends für die folgenden Jahreszeiten. Die Trefferquoten können sich für Frühjahr und Sommer durchaus sehen lassen. Doch für konkrete Fragestellungen, wie etwa zum optimalen Aussaatzeitpunkt, sind diese allgemeinen Aussagen noch zu vage. An konkreteren Folgemodellen wird bereits gearbeitet.

Warten auf den Frühling

Die Monate März und April haben uns wettermäßig nicht viel Freude gemacht. Tiefdruckgebiet auf Tiefdruckgebiet zog über Deutschland hinweg. Die Temperaturen lagen nur selten im Wohlfühlbereich. Auch die Landwirte warteten auf den Frühling. Sie saßen bereits ab Mitte März in den Startlöchern, um den optimalen Aussaattermin für ihre Zuckerrüben abzupassen. Doch es verging Woche um Woche ohne die ersehnte beständige Witterungsphase mit gut abgetrockneten Böden. Vielerorts wurden die Zuckerrüben erst Ende April, also vier Wochen nach dem Idealtermin, ausgesät. Immer wieder unterbrachen Regenfälle die Arbeit.

Zuckerrübensamen empfindlich wie Mimosen

Doch statt der „normalen“ Regenschauer mit drei bis acht Litern Regen pro Quadratmeter kam es häufiger zu Starkregen. Mehrfach fielen in den Wochen und Monaten nach der Aussaat 25 bis 50 Liter, also jeweils ein halber mittlerer Monatsniederschlag an einem Tag. Die Bodenkrümel an der Oberfläche lösten sich auf. Die Böden verschlämmten, es fehlte an Luft. Schien anschließend die Sonne, bildete sich eine harte Kruste. Waren die Rüben bis dahin nicht aufgelaufen, hatte das fatale Folgen. Denn im Gegensatz zum robusten Mais haben die empfindlichen Rübenkeimlinge kaum Kraft, um die Kruste zu durchstoßen. Waren die Bestände zu dünn, mussten sie umgebrochen und neu gesät werden. Das hätten sich die betroffenen Landwirte gerne erspart, kostet doch die Bestellung und das Saatgut rund 300 Euro für jeden Hektar.

Regen half bei Unkrautbekämpfung

Dennoch hatte der ergiebige Regen im Süden und Westen Deutschlands auch seine guten Seiten. Die Unkrautbekämpfungsmittel wirkten optimal und nachhaltig, weil die Wirkstoffe mit dem Wasser schnell zu den Unkrautwurzeln gelangten. Konkurrenzpflanzen wurden in die Schranken gewiesen. In den nordöstlichen Bundesländern war es im Mai und Juni deutlich trockener, so dass statt der bodenaktiven Mittel überwiegend blattaktive Substanzen verwendet wurden, die zum Teil weniger wirksam waren.

„Nackte“ Zuckerrüben nach Hagel

Kalt erwischt hat es die Zuckerrüben, die von starken Hagelschlägen Ende Mai und im Juni betroffen waren. Sie büßten einen Großteil ihrer Blattmasse ein. In Extremfällen standen nur noch die nackten Knollen auf dem Acker. Dermaßen geschädigte Zuckerrüben wurden um Wochen in ihrer Entwicklung zurückgeworfen. In den nicht betroffenen Anbauregionen entwickelten sich die süßen Rüben hingegen ganz ordentlich, zum Teil Dank der großen Bodenwasservorräte und der nicht zu hohen Temperaturen sogar richtig gut. Besonders die Blätter sind ungewöhnlich üppig. Entscheidend für die Ernte im Herbst sind allerdings die Knollen – ein reichliches Blattwerk kann hier einen falschen Eindruck vermitteln.

Sonne bringt Zucker

Proberodungen in der Nordhälfte Deutschlands zeigen, dass der Entwicklungstand im Juli etwa dem langjährigen Mittel entsprach oder knapp darunter lag. Ausschlaggebend für das weitere Wachsen und Gedeihen sind auf den gut mit Wasser versorgten Böden jetzt die Sonnenstunden. Denn je mehr Sonne, desto höher ist die Photosyntheseleistung in den Blättern und desto mehr Zucker wird in die Knollen eingelagert. Die zweijährige Pflanze braucht diese Reserven, um im Folgejahr wieder austreiben zu können. Doch zuvor ernten die Landwirte ihre Rüben – bis zu 1,5 Kilogramm Zucker pro Quadratmeter werden darin gespeichert.