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Axel Müller ist Winzer in Flörsheim-Dalsheim (Rheinland-Pfalz). Foto: Axel Müller
29.11.2012
Umwelt & Verbraucher

"Stressfreie Lese, vielversprechende Weine"

Winzer Axel Müller aus Rheinhessen freut sich auf den Weinjahrgang 2012

"Fruchtig, aromatisch und harmonisch" – so beschreibt Winzer Axel Müller aus Flörsheim-Dalsheim nahe Worms seinen Weinjahrgang 2012. Zusammen mit Ehefrau Birgit bewirtschaftet er dort das fast 400 Jahre alte Familien-Weingut mit zwölf Hektar Rebfläche. Die ersten Flaschen dieses Jahrgangs hat er bereits Ende Oktober abgefüllt. Sie gehen bald auf den Weg zu den Kunden, die über ganz Deutschland verstreut sind.

Herr Müller, wie ist die Lese 2012 verlaufen?

Wir waren sehr zufrieden. Das Wetter war stabil und die Trauben gesund. Deswegen war die Lese stressfrei. Hektischer ist es hingegen, wenn der Krankheitsbefall zunimmt und die Trauben runter müssen. Wir haben in diesem Jahr am 19. September mit der Lese der Sorten Müller-Thurgau und Portugieser begonnen. Am 23. Oktober wurden die letzten Reben geerntet. Das waren die Sorten Riesling und Cabernet-Sauvignon. 

Wie beurteilen Sie Mengen und Qualitäten?

Für unser Weingut kann ich sagen, dass wir durchschnittliche Erträge, aber überdurchschnittliche Qualitäten ernten konnten. Dies scheint auch in Rheinhessen der allgemeine Trend zu sein. Nach meiner Einschätzung ist die Qualität des Leseguts noch etwas besser als 2011. Die sonnigen Monate August und September sind daran wesentlich beteiligt. Aber es ist auch ein Ergebnis unserer Strategie. Wir sind das ganze Jahr im Weinberg, dünnen aus, beschneiden die Reben, regulieren den Ertrag. Wir ernten dann zwar weniger, dafür aber reife und gute Trauben mit hohen Mostgewichten. Die lange und gesunde Reifephase sorgte für feine Fruchtaromen. 

Was bedeutet für Sie Qualität?

Die Trauben müssen vor allem gesund sein. Das ist die Grundvoraussetzung. Aus einem mittelmäßigen Lesegut kann ich keinen Spitzenwein zaubern. Deswegen gehen wir während des Sommers sehr gezielt gegen Pilzkrankheiten wie Oidium, Peronospora und Botrytis vor. Ende Mai kommen meist die ersten Warnhinweise. Dann heißt es zu (be-)handeln, weil eine einmal ausgebrochene Krankheit kaum mehr zu stoppen ist. Die zugelassenen Pflanzenschutzmittel setze ich sehr gezielt ein, schließlich haben sie ihren Preis. Gegen einen weiteren wichtigen Schaderreger, den Traubenwickler, gehe ich mit Pheromonen vor. Die künstlichen Duftstoffe verwirren die Männchen, sodass sie die Weibchen nicht mehr finden. Die Schädlinge können sich nicht vermehren. Weil auch meine Berufskollegen ringsum diese Methode anwenden, ist der Schädling bei uns seit zehn Jahren kein Problem mehr. 

Woher beziehen Sie die Informationen zum Pflanzenschutz?

Wir arbeiten mit einem Ringberater vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz und Industrieberatern zusammen. Außerdem werden regelmäßig Weinbergsrundgänge organisiert, bei denen aktuelle Fragestellungen vor Ort mit den Berufskollegen diskutiert werden. Wichtig sind natürlich auch die eigenen Erfahrungen. Seit 1986 bin ich im Weingut aktiv. Da habe ich schon so manches erlebt und meine Lehren daraus gezogen. 

Wie können Sie die Weinqualität nach der Lese noch beeinflussen?

Da gibt es noch einige Möglichkeiten. Das fängt direkt nach der Lese mit einer schonenden Behandlung an. Die Beeren sollten bis zum Pressen möglichst nicht beschädigt werden. Der Traubenmost und der Jungwein werden bei uns ebenso schonend filtriert. Ein zweiter Faktor ist die Gärung. Die Moste werden zunächst filtriert und dann mit Reinzuchthefe versetzt, um den Zucker in Alkohol umzuwandeln. Wir setzen auf eine langsame Gärung bei relativ tiefen Temperaturen. 15 bis 18 Grad Celsius sind optimal. Sie dauert dann 14 bis 18 Tage. Dadurch werden weniger Alkohol und andere Inhaltsstoffe mit der Kohlensäure nach oben ausgetrieben. Das Ergebnis sind sortentypische Weine mit ausgewogener Alkoholstruktur und betonten Fruchtaromen. Den Gärungsprozess beobachte ich sehr genau, um den richtigen Zeitpunkt zum Stoppen zu finden. Am Anfang sinken die Oechslegrade um vier bis fünf Grad pro Tag, später nur noch um ein Grad. Dann breche ich den Vorgang ab, weil der Wein dann noch etwas Rest-Süße besitzt und harmonischer schmeckt. 

Wann wird der Wein abgefüllt und was passiert dann?

Der erste Wein ist bereits Ende Oktober abgefüllt und etikettiert worden. Dafür eignen sich die Sorten Sauvignon Blanc und Grüner Veltliner. Bei späteren Sorten zieht sich diese Arbeit bis Ende Dezember. Parallel dazu läuft das Weihnachtsgeschäft schon an. Wir bereiten Geschenkpackungen vor und versenden oder liefern die ersten Flaschen des Weinjahrgangs 2012 an unsere Kunden in ganz Deutschland aus.

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