Rekordernte bei Tafeläpfeln
 
  Rekordernte bei Tafeläpfeln
Nach einem warmen Frühjahr und Regen im Sommer wuchs eine reiche Apfelernte heran
Bei Äpfeln gehen die Meinungen auseinander: Meldungen von Rekord- und Missernten sind dieses Jahr an der Tagesordnung. Tatsächlich sieht es dieses Jahr im Erwerbsobstbau ganz anders aus als auf den Streuobstwiesen. Während bei Tafeläpfeln von Nord- bis Süddeutschland die Obstkisten knapp werden, steigen die Preise für Streuobst und Apfelsaftkonzentrat. Da Apfelsaftkonzentrat überwiegend importiert wird, bekommt die Saftindustrie auch die schlechten Ernten in Osteuropa und China zu spüren.Rund eine Million Tonnen Äpfel
„Dieses Jahr mussten wir die Ernteschätzung von Juli korrigieren“ berichtet Dr. Wilhelm Ellinger, Obstmarktexperte der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle ZMP in Bonn „ Mittlerweile rechnen wir mit einer Tafelapfelernte von etwa einer Million anstatt der geschätzten 950 000 Tonnen.“
	Die Juli-Erwartungen wurden praktisch in allen großen Obstbauregionen im Westen übertroffen: Am Bodensee und auch im Alten Land an der Niederelbe dürften Rekordmengen geerntet worden sein.
	Bei Streuobst sieht es anders aus: Während die Bäume südlich der Donau reichlich tragen, bleibt der Fruchtansatz in den nördlicheren Regionen, Nordbaden und Nordwürttemberg eingeschlossen, hinter den Vorjahren zurück. Die Gründe sind nicht bekannt. Insgesamt leidet der Streuobstanbau aber unter der steigenden Belastung mit Schädlingen, die vom Klimawandel profitieren.
Der große Unterschied: Tafel- und Streuobst
Äpfel sind das Lieblingsobst der Deutschen, im Durchschnitt lässt sich jeder Bundesbürger rund 18 kg Äpfel pro Jahr schmecken, ausschließlich Tafelobst. Aussortierte Tafeläpfel, die Druckstellen oder andere Mängel haben, sowie Streuobst werden zu Konserven, Direktsaft oder Konzentrat verarbeitet. Die Unterschiede zwischen Tafelobst und Streuobst spiegeln sich auch im Preis wider: Tafeläpfel kosten im Schnitt der diesjährigen Saison 37 Euro pro 100 kg, Mostäpfel normalerweise 10 Euro pro 100 kg. Allerdings lassen die schlechten Ernten im Streuobstbau und in Osteuropa und die aus diesem Grund gute Nachfrage die Mostapfelpreise auf bis zu 18 Euro (Erzeugerpreis) steigen.
Gute Ernte trotz Feuerbrand
„Wir erwarten eine Ernte von etwa 300 000 Tonnen Tafeläpfel“ bestätigt Dr. Manfred Büchele, Geschäftsführer vom Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee in Ravensburg. „Das warme Frühjahr hat uns gutes Blühwetter und einen sehr guten Fruchtansatz beschert.“ Im regenreichen August wuchsen die Äpfel auf unsere Wunschmaße heran: optimal ist ein Fruchtdurchmesser von 75 bis 85 Millimeter. „Jeder Millimeter mehr Umfang bringt vier Prozent mehr an Gewicht“ erklärt Dr. Büchele. „Bei einem Zuwachs von fünf Millimetern heißt das 20 Prozent mehr Ertrag.“ Die rund 7 000 Obstbauern am Bodensee können aufatmen. Umso mehr, als im Frühjahr der Feuerbrand am nördlichen Bodenseeufer wütete. 30 Hektar wertvolle Obstanlagen mussten gerodet werden und viele Bauern waren mit den Scheren unterwegs, um befallene Triebe und Zweige abzuschneiden und zu vernichten.
Zu nass für Apfelwickler & Co.
Entwarnung für die Apfelbauern gab es auch im Alten Land: „Nach dem warmen Frühjahr haben wir mit einer Apfelwickler-Plage gerechnet, aber bei dem kühlen, nassen Sommer hatte der Schädling keine Chance“ berichtet Dr. Karsten Klopp vom Obstbau- Versuchs- und Beratungszentrum Jork bei Moorende. Das sogenannte Alte Land an der Niederelbe ist das größte, zusammenhängende Obstbaugebiet Mitteleuropas. Auf rund 10 000 Hektar werden hier Äpfel angebaut.
Frühe Apfelblüte zeigt Klimawandel an
Auch im Rheinland erwarten die Obstbauern im Schnitt eine gute Apfelernte. „Ungewöhnlich war dieses Jahr die frühe Apfelblüte“ berichtet Christine Lessmann, Obstbauberaterin der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, „Normalerweise fällt die Hauptblüte auf Anfang Mai; dieses Jahr blühte es schon Mitte April und früher“.
Die frühe Blüte ist keineswegs eine Laune der Natur, denn nur bei einer ganz bestimmten Temperatursumme kommt es zur Entfaltung der zartrosa Blütenblätter. Pflanzen halten sich so zuverlässig an ihr inneres Barometer, dass eine ganze Wissenschaft, die sogenannte Phänologie, diesen Abläufen und Zusammenhängen gewidmet ist. Danach gilt die frühe Blütenpracht als sicheres Zeichen für den Klimawandel.
 
        
                 
   
   
   
   
  