 
  Rekordernte 2004 - was bedeutet sie für Landwirte und Verbraucher?
Das Jahr nach dem Hitzesommer: Weltweit konnten in allen wichtigen Anbaugebieten Rekordernten eingefahren werden
Ob Getreide, Raps, Kartoffeln oder Zuckerrüben, alles ist 2004 auf deutschen Äckern so gut wie nie zuvor gewachsen. Die Getreidekulturen profitierten von dem guten Bodenzustand, vom Regen zum richtigen Zeitpunkt und einer langen Abreifezeit mit gemäßigten Temperaturen. Im bundesweiten Durchschnitt wurden 8,2 Tonnen Weizen je Hektar geerntet. Im trockenen und heißen Vorjahr waren es gerade einmal 6,5 Tonnen.Im Erntejahr 2004 freuten sich die Hauptexporteure von Getreide wie die EU, Nordamerika, Australien und Argentinien über die guten Ernten. Die Kehrseite der Medaille: Auf Grund des großen Angebots erhielten die deutschen Landwirte viel weniger für ihre Erzeugnisse. Nach einem Höchststand von fast 150 Euro im Februar 2004 je Tonne, geerntet nach dem Hitzesommer 2003, erhielten die Landwirte im Frühjahr 2005 nur noch 100 Euro.
Was bedeutet das für die Landwirte?
Ein Familienbetrieb mit 50 Hektar Weizenanbau erlöste mit seiner guten Weizenernte 2004 über 8 000 Euro oder etwa 6 Prozent weniger als im Vorjahr. Und das bei allenfalls gleich gebliebenen bzw. eher gestiegenen Kosten für Saatgut, Maschinen und anderen Betriebsmitteln. Bei Kartoffeln waren die Einbußen noch weit gravierender.
Gesunkene Erzeugerpreise bedeuten nicht automatisch geringere Preise im Laden
So beträgt der Preis des Mehlanteils am Brötchen weniger als 1 Cent. Selbst wenn der Bäcker das Mehl kostenlos beziehen könnte, würde sich der Verkaufspreis des Brötchens kaum ändern. Ähnlich verhält es sich beim Bier. Der Anteil der Braugerste bei der Oktoberfest-Maß liegt bei ca. 2,25 Cent. Bei einem Bierpreis von 7 Euro für den Wies’n-Liter schlagen Schwankungen des Erzeugerpreises nicht bis zum Endverbraucher durch.
Weniger als 10 Euro für den Jahresbedarf an Kartoffeln
Anders bei Erzeugnissen, die nicht durch Verarbeitung und Dienstleistungen belastet sind. Bei den großen Discountern kostete das Kilo Kartoffeln unmittelbar nach der Ernte im Oktober ca. 11 Cent. Somit kann der Verbraucher seinen Jahresbedarf von durchschnittlich 67 Kilogramm für weniger als 10 Euro decken, auch wenn die Preise inzwischen wieder etwas gestiegen sind.
Weltweite Vorräte reichen ca. 3 Monate
Erstmals seit drei Jahren sind nach der Ernte 2004 die weltweiten Weizenvorräte wieder leicht angewachsen. Nach Berechnungen des US-Landwirtschaftsministeriums übertreffen die 621 Millionen geborgenen Tonnen den Bedarf um 16 Millionen Tonnen. Die bestehenden Reserven von 145 Millionen Tonnen würden im Notfall etwa 3 Monate reichen. Mittelfristig rechnen die Marktexperten der OECD* mit einem stabilen Weltmarkt. Das heißt, die jährliche Zunahme des Verbrauchs um 1,2 bis 1,3 Prozent kann durch die höhere Erntemenge gedeckt werden. Damit würden die Preise für die deutschen Verbraucher und Landwirte im Getreidebereich ebenfalls weitgehend konstant bleiben.
*Organisation for Economic Co-operation and Development 
  