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Kolbenfäule, befallene Körner. Foto: Christian-Albrechts-Universität Kiel, Institut für Phytopathologie
05.07.2012
Umwelt & Verbraucher

Pilzliche Krankheiten breiten sich im Mais aus

Noch keine Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln möglich

Nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts wachsen in diesem Jahr in Deutschland etwa 2,68 Millionen Hektar Mais. Das sind, wie das Deutsche Maiskomitee (DMK) berichtete, rund 6,5 Prozent mehr als noch 2011. Damit setzt sich die Entwicklung der vergangenen Jahre fort, in denen die Maisfläche stetig zulegte. Mit zunehmendem Anbau verändern sich auch die Anforderungen an den Umgang mit der Kulturart. Denn je häufiger Mais auf den Schlägen angebaut wird, desto höher steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Pilze am Boden auf Ernterückständen überwintern und Pflanzenkrankheiten sich ausbreiten können. Phytosanitäre Bodenbearbeitung spielt hier eine wesentliche Rolle.

Derzeit beschäftigen sich Pflanzenschutzexperten mit dem Für und Wider eines Fungizideinsatzes. Aktuell gibt es keine Zulassungen für Fungizide im Mais, wohl aber Probleme, bei denen geeignete Präparate Bekämpfungsstrategien sinnvoll ergänzen könnten. Fusariosen führen zu Mykotoxinbelastung in Pflanze und Erntegut. Außerdem rücken Blattkrankheiten in den Fokus. In wärmeren Maisanbauregionen tritt seit dem Ende der 1990er Jahre die Turcicum-Blattdürre auf. Diese Pilzkrankheit wird von Exserohilum turcicum hervorgerufen und geht mit drei bis 15 Zentimeter langen, ovalen, auffälligen graugrünen, wässrig durchscheinenden Blattflecken einher, die zum Teil auch von einem Rand umgeben sind.

Früher war der Pilz unter der Bezeichnung Helminthosporium turcicum bekannt. Temperaturen von 18 bis 25 Grad Celsius, hohe Luftfeuchtigkeit, Regen oder Taubildung und Wind sind optimale Voraussetzungen für Entwicklung und Ausbreitung der Pilzerkrankung. Der Erreger überdauert in befallenen Ernterückständen und wird durch diese übertragen. Die untersten Blattetagen sind daher zuerst betroffen. Am stärksten wirkt sich der Blattverlust am Kolben auf den Ertrag aus.

Kabatiella-Blattflecken hingegen bevorzugen eher kühle und feuchte Witterung. Sie sind an ein bis vier Millimeter kleinen, in Gruppen liegenden Punkten auf den Blattspreiten zu erkennen. Besonderes Kennzeichen: braunes Zentrum, umgeben von einem gelben Hof. Auch hier kann sich ein brauner Rand bilden. Im weiteren Verlauf krümmen sich die Blätter. Befallen werden zunächst die mittleren, im späteren Verlauf auch die oberen, jüngeren Etagen. Die Folge: Photosynthetische Aktivität und Wachstum werden herabgesetzt, Kornertrag und Futterwert der Silage leiden.

Die ungebremste Entwicklung der pilzlichen Erreger kann mit massiven Ertragsverlusten von bis zu 30 Prozent einhergehen, abhängig von Infektionszeitpunkt und Befallsstärke. Neuere Versuche zeigen, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln die Pflanzen stärkt und sich über die Bekämpfung der Blattkrankheiten positiv auf den Ertrag auswirkt. Auch die Belastung mit Mykotoxinen kann dadurch reduziert werden.

Diesen Vorteilen stehen Kosten und Verluste gegenüber, die eine solche Behandlung mit sich bringt. Da der Mais zum Zeitpunkt der Behandlung in seinem Wachstum schon sehr weit fortgeschritten ist, braucht der Landwirt entsprechende Geräte, um überhaupt ohne Pflanzenverluste durch die Reihen fahren zu können.

Bislang sind sich die Pflanzenschutzexperten nicht einig, wie der Einsatz von Fungiziden tatsächlich zu bewerten ist. Solange es keine Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung der pilzlichen Krankheiten gibt, sind die Landwirte gefordert, dem Befallsdruck allein mit der richtigen Bodenbearbeitung, durch Fruchtfolge oder Sortenwahl zu begegnen.