Öffentliche Grünflächen – Stiefkind vieler Kommunen
 
  Öffentliche Grünflächen – Stiefkind vieler Kommunen
Grünanlagen werden immer mehr vernachlässigt. Dabei tragen sie wesentlich zur Lebensqualität der Bürger bei. Und sie zieht es wieder mehr vom Land in die Stadt.
Viele Kommunen und Städte werben mit Grünflächen für ihre Region. Denn es geht auch um ein attraktives Umfeld für Gewerbe, Handel, Immobilienbranche und nicht zuletzt Touristik.Öffentliche und private Grundbesitzer müssen deshalb nicht nur Grünflächen anlegen, sondern sie auch dauerhaft und fachgerecht pflegen. Anlagen, die tiefe und anmutige Durchblicke gewähren, um mit Thomas Mann zu sprechen, so etwas wünschen sich auch heute noch viele Menschen.
Grünanlagen schaffen Lebensqualität
Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass sich viele Städter hochwertige Grünanlagen wünschen, die ihre Lebensqualität beim Arbeiten, Wohnen und in der Freizeit verbessern. Danach hat gepflegtes Grün auch einen günstigen Einfluss auf soziale Konflikte. Aus dieser Sicht ist es besorgniserregend, wie sehr in den letzten Jahren die Pflege vieler Grünanlagen nachgelassen hat. Die sichtbare Folge: Grünflächen werden zertrampelt und laden ein, Müll zu entsorgen. Schließlich gehen damit die hohen Kosten für die Anlage solcher Flächen verloren.
Wie zeigt sich die Vernachlässigung?
Baumscheiben von Park- und Straßenbäumen, Pflanzstreifen und –rabatten werden von Wildkräutern durch- und überwachsen. Von baumbestandenen Rabatten an Bürgersteigen winden sie sich unter die Pflastersteine, heben sie an und werden zu Stolpersteinen.
In der Konkurrenz um Nährstoffe und Wasser schneiden die Wildkräuter meist besser ab als die schwächeren Kulturpflanzen. Die Folge ist, dass Schwächeparasiten leichtes Spiel bei den Zierpflanzen haben, so dass sie verwahrlosen und letztlich eingehen können. Der Grundstein dafür wird vielfach schon durch eine wenig weitsichtige Pflanzenauswahl sowie ungeeignete Pflanzmaßnahmen bzw. – techniken gelegt.
Grünanlagen- degradiert zur Müllkippe einer Wegwerfgesellschaft
Die Öffentlichkeit und teilweise auch die Fachwelt haben vielfach die Einstellung, dass man Pflanzen im städtischen Raum sich selbst überlassen könne. Insbesondere gilt das mit Blick auf gezielte Maßnahmen der Nährstoffversorgung und des Pflanzenschutzes zur Gesunderhaltung der Pflanzen. Schaden nehmen die Kulturpflanzen oft auch durch tiefbauliche u. a. Eingriffe des Menschen. In Verbindung mit der Müllproblematik ist vielerorts eine Verslummung ganzer Stadtviertel zu beobachten. Vornehmlich in touristisch weniger bedeutenden Bezirken. Solche Entwicklungen im eigenen Umfeld werden hingenommen, zumal notwendige Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Pflanzen zwar bezahlbar, aber unpopulär sind.
Für Grünanlagen mit Event-Charakter fließt das Geld
Fachlich gesehen, fehlt es vielfach an dem Verständnis dafür, dass sich auch Grünanlagen entwickeln müssen. Vielmehr wird mit hohem finanziellen Aufwand ein Pflanzkonzept als Event realisiert, das zwar optisch gut ankommt, aber häufig mangels gesicherter Wachstumsgrundlagen zum Verkümmern verurteilt ist. Damit verbunden sind Absterbeprozesse mit den genannten Folgen. Sogar Gartenschauen sind hierfür ein Beispiel.
Mangelnde Pflege – mit knappen Kassen begründet
In Zeiten knapper Kassen werden die Finanzmittel zum Unterhalt von Grünanlagen gern im öffentlichen Bereich reduziert. So wurde in den letzten Jahren vielfach der Haushaltsansatz von durchschnittlich 0,5 Prozent auf häufig weniger als 0,01 Prozent reduziert, Personal abgebaut und weniger qualifiziertes Personal mit den restlichen Aufgaben betraut. Die Arbeiten reduzieren sich vielfach auf die gesetzlich vorgeschriebene Überprüfung der Verkehrssicherheit von Pflanzen, speziell bei Park- und Straßenbäumen.
Zweiklassengesellschaft - private und öffentliche Grünanlagen
Absehbar ist aus dieser Entwicklung – analog zu anderen Ländern – die Entwicklung einer Zweiklassengesellschaft: Private Grünanlagen werden auch künftig mit hohem finanziellen Input erstellt und von qualifiziertem Personal gepflegt. Öffentliche Anlagen verlieren an Zierwert und verkommen mangels Pflege. Sozialer Sprengstoff scheint programmiert.
Hilfe durch Sponsoren
Derzeit entstehen allerdings auch neue Finanzierungs- und Gestaltungsmodelle. Da auch private Investoren von der Gestaltung öffentlicher Räume profitieren, investieren sie in der Erstellung auch hochwertiger öffentlicher Grünanlagen. Dadurch wird auch eine hochwertige Grünpflege, die Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen mit einschließt, ermöglicht. Eine Rückbesinnung auf die Prinzipien des großen Gartengestalters Lenné? Nichts gedeiht ohne Pflege! Dies wäre mehr als wünschenswert! Eine Informationskampagne könnte helfen.
 
        
                 
   
   
   
   
  