 
  Neues Stadtgrün zur Fußballweltmeisterschaft
Die Fußball-WM initiierte eine neue Grünflächen-Epoche auf dem Kurfürstendamm in Berlin
Die Fußballweltmeisterschaft hat auch die gärtnerische Branche in Berlin zu „weltmeisterlichen Höchstleistungen“ herausgefordert. Sie bleiben auch über dieses Ereignis hinaus erhalten. Im Vorfeld der WM machte die Branche nicht nur bei der Diskussion um die Sportrasenflächen auf sich aufmerksam, sondern sie zeigte auch, wozu sie in der Lage ist, wenn man sie nur lässt. Ein schönes Beispiel dafür ist der Kurfürstendamm, der Prachtboulevard Berlins.Im 18. Jahrhundert waren es noch die Herrschaftshäuser, die durch Parkanlagen und exotische Pflanzen in Kübeln und in Orangerien ihre Besitzer und Besucher gleichermaßen erfreuten.
In der Nachfolge übernahmen die Grünflächenämter in Kommunen und Städten auf breiter Basis die Stadtbegrünung. Das Fachwissen rund um die Anlage und Unterhaltung von Grünflächen hat jedoch in den letzten Jahren beständig abgenommen, vor allem Maßnahmen zur Gesunderhaltung von Pflanzenbeständen werden eher abgelehnt. Dabei ist das Handling rund um die städtische Pflanze längst Hightech.
WM gab Startschuss zur Neugestaltung von Grünflächen
Im unmittelbaren Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft fiel der inoffizielle Startschuss für die Neugestaltung des Berliner Kurfürstendamms. Der Fachbereich Grünflächen des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf hat in enger Zusammenarbeit mit Prof. Dr. habil. Hartmut Balder von der Technischen Fachhochschule Berlin ein Konzept entwickelt, das künftig mit einer attraktiven harmonischen Bepflanzung dem Prachtboulevard ein neues Outfit gibt.
Zunächst wurden die Kronen der Bäume reduziert, um den Baumbestand zu sichern und problematische Straßenabschnitte zu formen. Die optische Wirkung hat auch den gewünschten Nebeneffekt, dass durch die verbesserte Durchlüftung des Straßenzugs die Feinstaubbelastung abnimmt und die Luftfeuchte verringert wird. Das wiederum wirkt auch dem schädlichen Pilz Apiognomonia veneta entgegen, der die Blattfallkrankheit der Platanen hervorruft. Der jahrweise starke Blattfall kann bis zur Entlaubung führen.
Außerdem gab eine Rose dem Boulevard aufgrund ihrer guten Wuchs- bzw. Resistenzeigenschaften ein völlig neues Gesicht. Mit Langzeitdüngern gelingt es, die Pflanzen ganzjährig robust zu erhalten und die Pflege extensiv und kostengünstig zu gestalten.
Mit der Pflanzung war die Taufe der neuen Rosensorte „Kurfürstendamm“ durch Edith Hanke, einer überregional bekannten Schauspielerin verbunden. Im Mittelstreifen wurde die Rasenfläche durch den fachgerechten Einsatz von Rasendüngern, Wässerung und Mahd verbessert.
Schädlingsfreie Buchsbaumkugel
Zum Grünflächen-Begleitprogramm der WM 2006 gehörten auch farbige Buchsbaumkugeln. Hierzu wurden spezielle Farben auf ihre Verträglichkeit an Buchsbaum getestet und in einem aufwändigen Verfahren auf die geformten Pflanzen appliziert. Die weit verbreiteten Schädlinge Buchsbaumgallmücke und Blattfloh wurden zuvor erfolgreich durch nützlingsschonende Insektizide gezielt bekämpft. Die in Christo-Manier verhüllten Buchsbaumkugeln wurden auf dem „Fußballrasen“ des Kurfürstendamms von Jungfußballern der Sportsfreunde Charlottenburg-Wilmersdorf jubelnd enthüllt.
Damit derartige Grünobjekte fachlich – quasi weltmeisterlich - gelingen, werden auch künftig auf dem Markt gut ausgebildete junge Leute benötigt. Das gilt für Lehrlinge und Ingenieure gleichermaßen, Lehre und Forschung müssen daher auch künftig eng miteinander verknüpft bleiben.
Als Partner stehen hierfür die gärtnerischen Betriebe in Produktion und Dienstleistung zur Verfügung, die Industrie mit ihren auch künftig innovativen Produkte zur gezielten Nährstoffversorgung und umweltschonenden Kontrolle von Schaderregern. Nur wenn die optimalen Wachstumsbedingungen der Pflanzen gesichert und gezielt gesteuert werden, können sie sich an den Stress-Standorten einer Stadt, wie dem Kurfürstendamm, ohne Schädigung entwickeln.
 
   
   
   
  