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Meinolf Mühterich in seiner Blaufichten-Pflanzung in Eslohe-Niederlandenbeck. Quelle: www.muetherich.de
20.12.2007
Umwelt & Verbraucher

Nadelpilze bedrohen Weihnachtsbäume

In Weihnachtsbaum- und Schmuckreisigkulturen steigen die Verluste durch pilzliche Krankheiten. Immer häufiger tritt der so genannte Zweig- und Nadelschimmel auf, der nach neuesten Erkenntnissen von Rhizoctonia-Pilzen verursacht wird. Diese Pilze sind jedoch von der Wurzeltöterkrankheit bei Kartoffeln deutlich zu unterscheiden und nur entfernt verwandt. Noch fehlen detaillierte Informationen zum Schaderreger und zu seiner Bekämpfung. Mit Anbaumaßnahmen, Pflege und Pflanzenschutz versuchen die Landwirte, ihn und andere pilzliche Krankheiten in Schach zu halten.

Kranke Bäume will niemand kaufen

„Nadelkrankheiten gab es bei uns schon immer, in den letzten Jahren hat der Pilzbefall aber deutlich zugenommen“ berichtet Meinolf Mütherich, der im Sauerland und im Rheinland auf insgesamt 150 Hektar Weihnachtsbäume und Ziergehölze pflanzt. Rund 30 000 Weihnachtsbäume werden hier Jahr für Jahr geschlagen. Frostmangel während der letzten Winter könnte die Zunahme der Krankheiten begünstigt haben: Nässe und milde Temperaturen sind für die Verbreitung ideal. Kranke Nadeln verfärben sich und fallen ab. Verkaufen lassen sich diese Bäume dann nicht mehr, denn „kranke Bäume will niemand haben“. Steigende Pflanzenverluste und Qualitätsminderungen in Weihnachtsbaum- und Schmuckreisigkulturen haben mittlerweile Forschungs- und Beratungseinrichtungen alarmiert.

Pilz an Tannennadeln

Bei der Suche nach den Übeltätern stießen die Forscher zum Teil auf neue Pilzarten, die ohne Mikroskop nicht oder nur sehr schwer identifiziert werden können. Dabei sind Schaderreger aus der Gruppe Rhizoctonia aufgefallen. Dabei handelt es sich um zweikernige Arten, die deutlich von bodenbürtigen Rhizoctonia-Arten wie der Wurzeltöterkrankheit bei Kartoffeln zu unterscheiden sind. Dass Pilze dieser Gruppe auch Tannen- und Fichtennadeln befallen, ist eine neue Erkenntnis. Erstmals wurden diese Erreger im Jahr 2001 an Abies und Picea nachgewiesen.

Nadeln sterben schnell ab

Im Sauerland richtet der vom Rhizoctonia-Pilz verursachte Zweig- und Nadelschimmel großen Schaden an. Der Pilz befällt vorzugsweise Blaufichten, aber auch Nordmanntannenkulturen sind betroffen. Das Pilzmycel überzieht die Nadeln und verfärbt sie grau-braun. Schnell sterben sie ab. Ideale Wachstumsbedingungen bieten der Spätsommer, Herbst und Winter für den Schaderreger; insbesondere dann, wenn es viel regnet und feucht ist. Tannenbaumkulturen an windgeschützten Hanglagen, die nur langsam abtrocknen, sind besonders gefährdet. Eine umfassende Bekämpfungsstrategie gibt es noch nicht, da noch zu wenig über den Pilz und seine Entwicklung bekannt ist. Allerdings empfehlen die Experten dafür zu sorgen, dass die Bäume nach Niederschlägen schnell abtrocknen können.

Aufwändig: Schutz und Pflege in Weihnachtsbaumkulturen

Meinolf Mütherich achtet bei seinen Weihnachtsbäumen darauf, dass sie nicht zu eng gepflanzt werden, damit sie besser trocknen können. Außerdem werden die unteren Äste der 1,50 Meter großen Bäume bis zu einer Höhe von 40 Zentimetern abgeschnitten. „Unsere Bäume müssen zwei Jahre länger wachsen, um wieder genügend Zweige zu bilden“ erklärt er „Das macht unseren Aufwand zwar noch höher aber wenn wir auf das Asten verzichten, können wir die Blaufichten vergessen.“ Neben den Anbaumaßnahmen helfen Pflege und Pflanzenschutz die Bäume gesund zu erhalten. Regelmäßig Gras schneiden gehört dazu: Gras behindert die Entwicklung der langsam wachsenden Bäume und bietet Schädlingen Unterschlupf. Ist der Aufwand des Mähens zu groß, setzen die Landwirte auch Herbizide ein, die das Gras absterben lassen. Einige Weihnachtsbaumbetriebe überlassen die Pflege auch Shropshire-Schafen. Diese Schafrasse hält das Gras kurz, rührt aber die frischen Tannentriebe nicht an.

Droht eine Pilzinfektion, helfen Fungizide

„Fungizide können die Infektionen von Schadpilzen sehr effektiv verhindern“ erklärt Mathias Niesar, Leiter des Referates Wald und Forstschutz vom Landesbetrieb Wald und Holz in Nordrhein-Westfalen „Hat sich der Schadpilz erst einmal eingenistet, ist die Bekämpfung kaum noch möglich.“ Der Experte stellt klar, dass Fungizide in Weihnachtsbaumkulturen nicht generell zur Vorbeugung gespritzt werden: „Erst wenn eine Gefährdung festgestellt wurde, darf der Landwirt spritzen“. Gefahr ist zum Beispiel in Verzug, wenn Bäume in der Nachbarschaft befallen sind. Dann droht die Ansteckung der gesunden Kulturen.

Auch auf dem Betrieb von Meinolf Mütherich werden im Frühjahr Fungizide gegen Nadelkrankheiten eingesetzt. „Wenn ich meine Bäume nicht schütze, habe ich zu große Verluste“ sagt der Landwirt. Das Risiko kann er nicht eingehen: Der Verlust von einer Fichte oder Blaufichte macht acht Jahre, der einer Nordmanntanne bis zu 15 Jahre Arbeit zunichte.