11.11.2005

Maiswurzelbohrer ante portas

Steigender Befallsdruck von tierischen Schädlingen durch den Klimawandel? Manche Experten sehen im Maiswurzelbohrer ein aktuelles Beispiel dafür.

In Nordamerika verursacht der Maiswurzelbohrer jährlich Schäden von rund 1 Milliarde US Dollar. Seine Larven bohren sich in die Wurzel ein und schwächen die Standfestigkeit der Pflanzen erheblich. Sie fallen um, die Ernte wird schwierig. Es kommt zu hohen Ernteverlusten.

Vermutlich mit amerikanischen Hilfslieferungen während des Balkankriegs, fasste der Schädling in den 90er Jahren auch Fuß in Europa. Auf seinem Weg nach Norden ist er inzwischen in Italien, Frankreich, Belgien und den Niederlanden angekommen. Immer wieder werden Exemplare des Schädlings gefunden, zuletzt in der Nähe der Flughäfen von Paris und Amsterdam, aber auch in 10 Kilometer Entfernung von der Grenze zu Deutschland. Das beunruhigt die deutschen Landwirte, die Mais, hauptsächlich Futtermais, anbauen. Ein Lichtblick: Seit August 2005 darf der Mais einer gentechnisch veränderten, gegen den Maiswurzelbohrer resistenten Maissorte zur Futtermittelproduktion in die EU eingeführt werden, wie die DLG-Mitteilungen 9/2005 berichten.

Neue Befallsherde in Frankreich

Ein seit langem unentdeckter Befallsherd mit dem Maiswurzelbohrer alarmierte die Behörden im Departement Seine-et-Marne in der Nähe des Pariser Flughafens Le Bourget. Fast 900 Exemplare des Schädlings gingen bis zum 1. September 2005 in die Fallen. Ein Zeichen dafür, dass die Maiswurzelbohrer nicht erst in diesem Sommer eingeschleppt wurden. Auch an anderen Standorten fand man in diesem Jahr jeweils mehrere Exemplare. Wie von französischer Seite laut Landpost 37/ 2005 mitgeteilt wurde, seien die Fallen dieses Jahr an strategischen Punkten aufgestellt worden. Dazu gehören insbesondere Flughäfen, wichtige Straßenverbindungen und große Maisflächen.

EU-einheitliche Bekämpfungsrichtlinien

Auch das niederländische Landwirtschaftsministerium meldete in diesem Jahr zwei weitere Funde von je einem Maiswurzelbohrer, wie die Landpost weiter berichtet. Und zwar in der Nähe des Amsterdamer Flughafens Schipohl, wie schon 2003. Rund 10 Kilometer von dieser ersten Befallsstelle entfernt liegen die beiden neuen Fundorte Badhoevedorp und Woerdense Verlaat, und damit in der Pufferzone. Sie erstreckt sich in einem Radius von 4 bis 50 Kilometer um den Fundort herum. In diesem Bereich erfolgt ein verschärftes Monitoring. In der Sicherheitsszone (Radius: 4 bis 1 Kilometer) werden Pheromonfallen aufgestellt, um fliegende Käfer zu erwischen. In der inneren Befallszone bis zu einem Radius von einem Kilometer um den Fundort, darf der Mais nicht vor dem 1. Oktober geerntet werden. Damit soll die weitere Verbreitung des Schädlings gemäß EU-einheitlichen Bekämpfungsauflagen verhindert werden.

Falls der Käfer auf Deutschland übergreifen sollte ...

Noch scheint der Maiswurzelbohrer die Grenze nach Deutschland nicht überschritten zu haben. Aber bis auf 10 Kilometer ist er in den Niederlanden immerhin schon an die Grenze herangekommen, wie das Landwirtschaftsministerium in Den Haag im Sommer dieses Jahres auf Grund eines Fundes dem Agrarpressedienst Agra-Europe mitteilte. Falls der Käfer die Grenze tatsächlich überschreitet, können konventionell wirtschaftende Betriebe mit verschiedenen Insektiziden gegen ihn vorgehen. Für Öko-Betriebe beschränkt sich die Auswahl bei „Gefahr im Verzuge“, also bei erfolgter Einschleppung, auf ein pyrethrinhaltiges Insektizid.

Zumindest vom größten deutschen Flughafen in Frankfurt geht keine Gefahr aus. Er ist mit einem mehrere Kilometer breiten Waldgürtel umgeben, in dem der Maiswurzelbohrer kaum Nahrung findet.