Mäuseplage 2004 – wie wird’s 2005 ?
 
  Mäuseplage 2004 – wie wird’s 2005 ?
Im zweiten Halbjahr 2004 wurden beim Handel verstärkt Mäuseköder nachgefragt. Dennoch, kein sicheres Zeichen für bevorstehende Mäusekalamitäten.
Wenn Mäuse massenhaft auftreten, läuten bei Gärtnern und Landwirten die Alarmglocken. Die Nager haben Gemüse- und Baumwurzeln sowie junges Getreide „zum Fressen gern“. Nach jeder Massenvermehrung der Feldmäuse folgt in den nachfolgenden Wintermonaten in der Regel wieder ein Zusammenbruch der Bestände. Experten machen hierfür Witterung, Nahrungsangebot, Feinde und die Genetik verantwortlich.Die Schermaus
ist die größte in Europa heimische Wühlmaus. Sie kann bis zu 23 cm lang werden und damit die Größe einer Ratte erreichen. Bei einem Gewicht von bis zu 180 g misst der Schwanz 2/3 ihrer Körperlänge. Die Schermaus lebt größtenteils unter der Erdoberfläche und wird von den Gemüsebauern besonders gefürchtet. Sie nagt an den unterirdischen Pflanzenteilen insbesondere der Wurzelgemüse wie Möhren, Spargel oder Schwarzwurzeln. Auch in Baumschulen, Obstbaubetrieben und in der Forstwirtschaft richtet diese Maus beträchtliche Schäden an. Sie nagt die Wurzelstöcke ab, so dass die Bäume welken, keinen Halt mehr haben und umkippen.
In Gartenanlagen
fällt die Schermaus besonders auf Rasenflächen auf. Sie gräbt ähnlich wie der Maulwurf weit verzweigte Gangsysteme und wirft Hügel auf. Aber die Gänge unterscheiden sich. Ist der Querschnitt der Maulwurfsgänge breitoval, ist er bei Schermäusen längsoval.
Wellenförmige Entwicklung der Feldmaus-Populationen
Eine andere Wühlmaus ist die Feldmaus. Sie liebt Getreide und Grünland, tritt aber auch schädigend im Obst- und Gartenbau auf. Der Befall ist anhand des nesterweise auftretenden Kahlfraßes und der Laufwege auf dem Boden zu erkennen. Die Feldmaus wird nur 8 bis 11 cm lang und hat einen kurzen 3 – 4 cm langen Schwanz.
In der Vergangenheit folgten die Feldmaus-Plagen meist in 2- bis 4-jährigen Rhythmen aufeinander. So auch jetzt: Nach der letzten Kalamität im Jahr 2001 war gebietsweise im Sommer und Herbst 2004 bereits ein starker Anstieg zu erkennen. Ob und wann die Population wieder einbrechen wird, ist noch nicht sicher. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die Zahlen im Laufe des Jahres zurückgehen werden. Große Populationen von bis zu 5 000 Tieren / Hektar können innerhalb eines Jahres auf ein Prozent des Ausgangswertes zusammenschrumpfen. Auch die Schermäuse vermehren sich wellenförmig, allerdings sind die Zyklen mit vier bis sechs Jahren deutlich länger.
Experten forschen an Ursachen
Über die Gründe für die rhythmische Zu- und Abnahme der Populationen gibt es unterschiedliche Meinungen. Immer wieder werden die Witterung, das Nahrungsangebot und das Vorkommen von natürlichen Feinden genannt. Andere Fachleute begründen die Zyklen mit genetischen Ursachen. Ähnlich wie bei den nahe verwandten Lemmingen sollen sehr große Populationen eine Verhaltensänderung und damit einen Zusammenbruch der Bestände bewirken. Die Experten sind sich allerdings darin einig, dass mehrere Faktoren verantwortlich sein müssen.
Die Feldmaus: 7mal im Jahr 4-6 Junge!
Feldmäuse sind unter günstigen Voraussetzungen wahre Vermehrungskünstler. Ist das Wetter trocken und gibt es reichlich Nahrung, werfen die Tiere bis zu siebenmal pro Jahr jeweils 4 bis 6 Junge. Der Nachwuchs wird bereits nach ca. 14 Tagen geschlechtsreif und beteiligt sich dann an der Massenvermehrung. Wochenlange nass-kalte Witterung und damit nasse Nester ist hingegen „Gift“ für die ca. 10 cm großen Mäuse. Auch wenn der Boden durch den Pflug gewendet und damit die unterirdischen Behausungen zerstört werden, dürfte der Befall vorübergehend reduziert sein. Nach und nach werden dort die Tiere aber wieder von außen einwandern.
Natürliche Gegenspieler fördern – aber das reicht nicht immer
Grundsätzlich sollten die natürlichen Gegenspieler der Mäuse gefördert werden. Dazu zählen Greifvögel, Marder, Iltis und Wiesel sowie Fuchs und Wildschwein. Die Erfahrung zeigt aber, dass damit Extremsituationen nicht in den Griff zu bekommen sind. Für die Landwirtschaft gibt es beispielsweise spezielle Feldmausköder, die nur für Mäuse schädlich sind. Sie werden auf stark befallenen Parzellen mit Düngerstreuern ausgebracht. Zinkphosphidhaltige Köder wie z.B. Mäuseweizen müssen hingegen verdeckt und damit unerreichbar für Vögel in die Gänge abgelegt werden.
Eine echte Maus,
die Waldmaus oder auch Waldfeldmaus, steht unter Artenschutz. Sie hält sich nicht nur an Waldrändern, Feldgehölzen und Hecken, sondern auch gerne auf Getreidefeldern, Kartoffel- und Rübenäckern auf. Frisch ausgesäte Zuckerrübenpillen sind für sie die reinsten Leckerbissen. Im Extremfall müssen ganze Äcker umgebrochen und neu eingesät werden. Die Waldmaus wird 8 – 11 cm lang, der Schwanz ist gewöhnlich kürzer als der Körper.
Literatur-Hinweis
Den Kleinsäugern wie Mäusen, Ratten über Feldhamster, Hörnchen bis zu Hermelin und Mauswiesel widmet sich die 126-seitige DIN-A5-Broschüre Kleinsäuger in Feld, Wald und Garten sowie Haus und Hof von Werner-Otto Schröder und Rolf Barten. Gesamtherstellung Bresser, Unna. Schutzgebühr: 13 Euro.
 
        
                 
  