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Gloeosporium-Fruchtfäule: Die Gattung G. alba zeigt langsam wachsende kreisrunde, feste und hellbraune Faulstellen. Unter feuchten Bedingungen bilden sich weiß bis rosafarbene Sporenbehälter. Foto: Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee, Bavendorf
20.11.2012
Umwelt & Verbraucher

Lagerkrankheiten beim Apfel bekämpfen

Pilzliche Krankheiten gefährden die Qualität / Fungizide und richtige Lagerung können das verhindern / Handel stellt hohe Anforderungen

Obstbauern müssen voraus schauend handeln. Selbst wenn die Äpfel bei der Ernte prächtig aussehen, ist das keine Garantie, dass dies so bleibt. Landwirte fürchten die Lagerkrankheiten. Das sind Krankheiten, die bei der Ernte noch nicht sichtbar sind und erst im Lager ausbrechen. Zu den wichtigsten zählen Lagerschorf und Gloeosporium-Fruchtfäule. Daneben treten auch immer wieder Krankheiten auf, die durch Pilze wie Monilia, Botrytis, Penicillium, Alternaria oder Nectria ausgelöst werden. Um den Verderb der Früchte zu verhindern, beugen die Obstbauern schon lange vor der Ernte vor.

Bei der Gloeosporium-Fruchtfäule bilden sich die runden, hellbraunen, faulen Stellen erst nach einiger Zeit im Lager. Der Pilz als Krankheitserreger lebt das ganze Jahr über am Baum. Durch Niederschläge ist die Übertragung in jedem Entwicklungsstadium möglich. Der Schorfpilz lebt hingegen am Boden auf den infizierten Blättern des Vorjahrs. Im Herbst kann er dann Infektionen an den Früchten hervorrufen. Dabei entstehen kleine schwarze Flecke, die sich im Lager vergrößern. 

Richtige Lagerhaltung erhält die Qualität

Damit die Früchte gesund und schön bleiben, kontrollieren Landwirte die Lagerbedingungen: gleichbleibend niedrige Temperatur, am besten ein bis drei Grad Celsius, erhöhte Luftfeuchte und eine geeignete Luftzusammensetzung - mehr Kohlendioxid, weniger Sauerstoff und wenig Ethylen. So bleiben die Früchte frisch, und die pilzlichen Erreger können sich kaum entwickeln - es ist ihnen schlicht zu kalt. Zusätzlich kommt ein Gas zum Einsatz von Methyl-Cyclopropen (MCP), einem Gas, das die Atmungsaktivität der Äpfel senkt und dadurch die Alterung verzögert. 

Nur gesunde Äpfel lagern

Das funktioniert aber nur bei gesunden Lageräpfeln. Voraussetzung dafür ist eine schonende Ernte zum optimalen Reifezeitpunkt. Rechtzeitig vor der Ernte nutzen die Obstbauern zugelassene Fungizide, um ihre Früchte gesund zu erhalten. Dafür stehen ihnen derzeit zehn zugelassene Wirkstoffe in sieben Produkten zur Verfügung. Wie das landwirtschaftliche Wochenblatt BWagrar in der Ausgabe 32/2012 berichtet, ideale Voraussetzungen für erfolgreiche Fruchtfäulebekämpfung und wirkungsvolle Resistenzvermeidung. Bei sachgerechter Anwendung kommt einwandfreie Ware in den Handel: „Die Einhaltung der Wartezeit garantiert dem Verbraucher gesundes Obst und damit sichere Lebensmittel“, so BWagrar. 

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Seit einigen Jahren fordert der Handel - abweichend von den gesetzlichen Vorgaben - niedrigere Rückstandsgehalte. Die Folge: Die Äpfel können nur noch eingeschränkt geschützt werden: Bekämpfen die Erzeuger beispielsweise den Lagerschorf und andere Schaderreger, müssen sie auf Fungizide gegen Lagerkrankheiten verzichten. Das kann wirtschaftlich riskant sein. Die Folgen der eingeengten Behandlungsmöglichkeiten seien derzeit noch nicht absehbar, schreibt BWagrar. Experten befürchteten, dass der Krankheitsdruck steigen könnte. Bislang eher unbedeutende Schaderreger könnten wirtschaftliche Bedeutung erlangen. Resistenzen bei Gloeosporium seien denkbar. Am Bodensee bemühen sich Vermarkter und Beratung, mit einer gemeinsamen Strategie, die Anforderungen zu erfüllen. Unter anderem werden Versuche zu Wirkstoffalternativen ohne Rückstandsbewertung durchgeführt.