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Die sogenannten Gewittertierchen sind insbesondere auch für Jogger lästig. Foto: Fotolia
02.08.2013
Umwelt & Verbraucher

Gewittertierchen nerven Sportler im Sommer

Massenhaftes Auftreten von Getreidethripsen bei schwülem Wetter kann Kornentwicklung beim Getreide hemmen

Joggen und Fahrradfahren durch die Getreidefelder ist ein beliebtes Hobby. Bei schwülem Sommerwetter hält sich der Spaßfaktor aber in Grenzen. Getreidethripse, auch Gewittertierchen genannt, werden aktiv, fliegen ins Auge, jucken auf der Haut und stechen manchmal sogar. Oft vermiesen sie auch Erholungsuchenden den Aufenthalt im Garten. Sie dringen in Wohnhäuser ein und krabbeln gerne hinter Computer- und TV-Bildschirme sowie in Bilderrahmen. Die Tiere sind nicht gesundheitsschädlich, aber lästig. Im Getreide richten sie in der Regel keine bekämpfungswürdigen Schäden an. Bei anderen Kulturen entfalten sie beträchtliches Schadpotenzial.

Ein Insekt – viele Namen

Gewittertierchen ist die volkstümliche Bezeichnung für den Getreidethrips (Limothrips cerealium und Limothrips denticornis). Er ist eine von weltweit über 5 000 Thripsarten. In Deutschland gibt es über 200 verschiedene, die unterschiedliche Kulturarten befallen. Getreidethripse schwärmen besonders bei feuchtwarmem Wetter massenhaft in der Umgebung von Weizen- und Gerstenfeldern, wo sie zuhause sind. Unangenehm wird es für uns, wenn elektrisch aufgeladene Gewitterwolken ihren Flug stören. Die Thripse versuchen, auf dem Boden zu landen. Manchmal geht das dann buchstäblich „ins Auge“. Viele Insekten in Bodennähe können also Vorboten für Gewitter sein. Aufgrund der Haftblasen an den Füßen werden Thripse auch Blasenfüße genannt. Die ausgefransten Flügelränder brachten ihnen außerdem den Namen Fransenflügler ein. Damit sind sie – wenn überhaupt – eher gemütliche Flieger. Sie bewegen sich mit nur zehn Zentimeter pro Sekunde durch die Luft. Thermik und Wind sorgen dafür, dass die ein bis zwei Millimeter großen, überwiegend schwarzen Tiere bis in Wohngebiete verfrachtet werden, die an Getreidefelder angrenzen. Sie werden von hellen Farben angelockt und landen auch auf Menschen. Für diese sind Thripse nicht schädlich. Nur wenn sie mit Ihren Mundwerkzeugen in die Haut eindringen, kann es zu unangenehmem Juckreiz kommen.

Silbrige Sprenkelung

In Getreidekulturen richten sie in Normaljahren keine bekämpfungswürdigen Schäden an. Ist der Befall jedoch sehr stark, bleiben die Körner klein. Getreidethripse sitzen versteckt in den Blattscheiden und den Ähren und saugen am Pflanzengewebe. Luft strömt in die leeren Zellen ein, sodass die Saugstellen hell und silbrig glänzen. Mit der Zeit stirbt das Pflanzengewebe ab und wird braun. Die Tierchen hinterlassen dunkle, punktförmige Kotflecken. Getreidethripse legen ihre Eier ins Pflanzengewebe oder hinter die Ährenspelzen. Die schlüpfenden Larven ähneln den erwachsenen Insekten, sie sind jedoch heller gefärbt. Später verpuppen sich die Larven und aus den Puppen schlüpfen schließlich die Getreidethripse. Ein bis zwei Generationen gibt es pro Jahr. Warmes und mäßig feuchtes Wetter fördert die Entwicklung. Die Thripse überwintern als Vollinsekt oder als Larve an Pflanzenresten oder im Boden. Viele Thripsarten vermehren sich durch Jungfernzeugung (Parthenogenese); das heißt, die Weibchen legen die Eier ohne vorangegangene Befruchtung ab. 

Pflanzensauger übertragen Krankheiten

Im Gegensatz zu den Getreidethripsen verursachen andere Thripsarten wie der Gebänderte Gewächshausthrips (Parthenothrips dracenae) oder der Zwiebelthrips (Thrips tabaci) zum Teil erhebliche Schäden. Betroffen sind andere landwirtschaftliche Kulturen sowie Gemüse- und Zimmerpflanzen, wie zum Beispiel Weihnachtsstern, Gummibaum, Zimmerkalla. Um sich einen Überblick über die Zahl der Schädlinge zu verschaffen, stellen Landwirte und Gärtner farbige Leimtafeln auf.   

Es sind aber nicht nur die Saugschäden, sondern auch die Virus- oder Bakterienerkrankungen, die dadurch übertragen werden, die eine Bekämpfung notwendig machen können. Ab einer bestimmten Befallsstärke sind chemische Behandlungen zum Beispiel im Freilandanbau von Blumenkohl, Porree oder Speisezwiebeln erforderlich. In Gewächshäusern oder in Wintergärten, also in geschlossenen Räumen, können natürliche Feinde gegen die saugenden Schädlinge vorgehen. Dazu zählen Blumenwanzen, Florfliegenlarven, Marienkäfer, Nematoden und Raubmilben. Es gibt aber auch eine räuberische Thripsart (Franklinothrips vespiformis), die im kommerziellen Anbau als Nützling eingesetzt wird. Sie saugt schädliche Blatt- und Schildläuse sowie Milben und andere Thripse aus.

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