19.08.2008

Gärt das Obst, kommt die Fliege

Fruchtfliegen sind lästig und unhygienisch

Fruchtfliegen werden im Sommer oft zur Plage. Sie krabbeln auf dem Obst, fallen in Saft- und Weingläser und schwimmen im Kompott. Ist es warm, werden aus wenigen Fliegen ganze Schwärme. Haushalte, Großküchen, Keltereien, Brauereien, Obstlager und eine unhygienische (offene) Abfalllagerung bieten den kleinen Insekten ideale Lebensbedingungen.

Was selten bedacht wird: sie können Bakterien und Krankheitskeime auf Lebensmittel übertragen. Deshalb sollten sie bei einer massenhaften Vermehrung bekämpft werden. Anschließend gilt es, einen Neubefall zu verhindern.

Ihre Gene machten sie berühmt

Die Fruchtfliege Drosophila melanogaster gehört der Familie der Taufliegen Drosophilidae an, und zu den am besten erforschten Organismen. Typisch sind die roten Augen der kleinen Fliegen. Die Weibchen sind etwa 2,5 Millimeter lang, die Männchen etwas kleiner. Während der Hinterkörper der Weibchen dunkel gestreift ist, ist das Abdomen der männlichen Fliegen einheitlich dunkel gefärbt. Drosophila melanogaster dienten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vielen Genetikern als Modelltiere, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich so einfach in Flaschen züchten ließen. „Eine halbe Milchtüte mit einem Stück verfaulender Banane genügte, um zweihundert Fruchtfliegen vierzehn Tage lang bei Laune zu halten“ schreibt Martin Brookes in seinem 2002 erschienenen Buch über Drosophila.

Millionenfacher Nachwuchs in 30 Tagen

Oft tauchen Fruchtfliegen scheinbar aus dem Nichts auf. Schuld sind die Eier, die schon beim Einkauf auf der Obstschale haften. Die Fliegen vermehren sich atemberaubend schnell: Bei idealen Bedingungen kann es ein Weibchen pro Monat auf mehrere Millionen Nachkommen bringen. Bis zu 400 Eier legt es, die innerhalb von zehn Tagen zur nächsten Generation heranwachsen. Die Eier sind etwa einen halben Millimeter groß und mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Sie werden auf Obst und gärendem organischem Material abgelegt. Bei Temperaturen von 25° C schlüpfen die Maden nach 22 Stunden und beginnen sofort zu fressen. Die Nahrung besteht in erster Linie aus den Mikroorganismen, die das Obst zersetzen, wie zum Beispiel Hefen und Bakterien. Erst in zweiter Linie nehmen sie das zuckerhaltige Obst auf. Nach 24 Stunden häutet sich die Larve zum ersten Mal. Nach zwei weiteren Häutungen verpuppt sich die Larve und nach einem viertägigen Puppendasein schlüpft die neue Fruchtfliegengeneration.

Hygiene ist oberstes Gebot

Fruchtfliegen suchen gärende Stoffe oder Flüssigkeiten wie Früchte, Fruchtsäfte, Wein, Essig, Bier, Küchenabfälle, Kompost oder faulendes Obst. Vorbeugen in Wohnräumen ist deshalb ganz einfach:

Flaschen mit süßem, alkoholhaltigem oder gärendem Inhalt verschließen

Frisch gekauftes Obst waschen, abtrocknen und bald verzehren

Obstteller regelmäßig auf Fruchtfliegen kontrollieren, kein überreifes Obst in den Wohnräumen lagern

Obst- und Gemüsereste entsorgen

Abfalleimer und Bio-Container gut verschließen

Falle „Marke Eigenbau“

Wenn die hygienischen Maßnahmen in Wohnräumen allein nicht ausreichen, empfehlen Schädlingsbekämpfungsexperten auch ein altes Hausmittel. Dazu wird ein flaches Gefäß mit großer Öffnung mit Fruchtsaft und jeweils einem Schuss Essig und Geschirrspülmittel gefüllt. Fruchtsaft und Essig sind für Fruchtfliegen unwiderstehlich und die Insekten versuchen, sich auf der Oberfläche der Flüssigkeit niederzulassen. Da das Spülmittel die Oberflächenspannung herabsetzt, ertrinken die Fliegen.

Was tun bei Massenvermehrung?

Insektizide dürfen in der Regel nicht in der Nähe von Lebensmitteln eingesetzt werden. Ausnahmen sind spezielle Fruchtfliegenfallen mit Flüssigköder sowie Fliegenstrips, die für den Menschen unschädliche Wirkstoffe enthalten. Auch Klebefallen gehen die lästigen Insekten auf den Leim. Vorsicht heißt es bei Pheromon-Fallen. Sie enthalten einen Sexuallockstoff, der die Fliegen so verwirrt, dass sie ihre Geschlechtspartner nicht mehr finden. Werden diese Fallen zum Beispiel in der Nähe von offenen Fenstern angebracht, können sie Fliegen aus der gesamten Nachbarschaft anlocken.