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Rote Rosen haben am Valentinstag Hochsaison Quelle: Pankraz Gasseling
11.02.2010
Umwelt & Verbraucher

Frische Rosen aus der Region - auch bei Eis und Schnee

Der Unterglas-Anbau macht’s möglich: Blumengrüße zu Valentin

Auch im tiefsten Winter blühen Rosen am Niederrhein: in den Gewächshäusern spezialisierter Gärtner. Einer von ihnen ist Ludger Stegers aus Kerken. Auf seinem Rosenbetrieb erntet er rund ums Jahr – im Winter auf rund 2 000 Quadratmetern Gewächshausfläche. Zum Valentintag, dem wichtigsten Tag für Blumenpräsente, kann er seinen Kunden etwas ganz Besonderes bieten: rote Rosen aus der Region.

Ausgeschlafene Rosen halten besser

Ludger Stegers pflanzt auch Rosen im Freiland, aber von Oktober bis April wächst auf den Feldern natürlich nichts. Während dieser Zeit kommen Rosen deshalb entweder aus dem Süden oder sie wachsen in klimatisierten Gewächshäusern. Und hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Werden die Rosen mit zu viel Kunstlicht zum Blühen gebracht, welken sie umso schneller in der Vase. „Wir gönnen unseren Rosen mindestens acht Stunden Dunkelheit“, erklärt Stegers, „das spart Energiekosten und stärkt die Pflanzen.“ Natürlich wachsen die Rosen mit weniger Licht langsamer und der Ertrag ist nicht so hoch. Stegers kann sich den Schönheitsschlaf für seine Rosen nur deshalb leisten, weil der Verbraucher die höherwertige Qualität (bessere Haltbarkeit) seiner Blumen honoriert.

Sonne ist stärker als Kunstlicht

Damit die Rosenstöcke im Gewächshaus den ganzen Winter über Blüten treiben, schaltet Stegers die Speziallampen schon im September ein; allerdings nur für sechs Stunden am Tag. Im Winter bleiben die Lichtquellen bis zu 16 Stunden eingeschaltet. Mit 7 000 Lux sind die Gewächshäuser taghell erleuchtet. Mit der Sonne kann das Kunstlicht, aber nicht konkurrieren: „Ein sonniger Tag im Februar wirkt auf die Rosen wie eine ganze Woche Kunstlicht“ sagt Stegers. Das erklärt auch, weshalb ein Rosenstock im Sommer alle sechs Wochen, im Winter nur alle acht Wochen neue Blüten treibt.

Pflege rund ums Jahr

Trotz ausgefeilter Technik benötigen die Rosen viel Pflege. Jeden zweiten Tag zum Teil auch jeden Tag werden die Blütenstiele geschnitten – je nach Sorte bei mehr oder weniger geöffneten Knospen. Damit sich pro Stiel nur eine Blüte entwickelt, werden die Seitenknospen an den Trieben ausgebrochen, im Fachjargon pinziert. Bei der Kontrolle der Triebe kommt es auch darauf an, dass die Rosen nicht alle gleichzeitig blühen. Nur so kann Stegers seinen Kunden den ganzen Winter über frische Rosen anbieten. Triebe, die nicht blühen sollen, werden nach der so genannten japanischen Methode von Hand nach unten gebogen und in dieser Position befestigt. „Die Blätter sind die grüne Lunge der Rosen“, erklärt Stegers, „Die Blätter an den gebogenen Trieben versorgen die Rose mit Energie.“

Wegen der hohen Energiekosten produziert Stegers nur auf einem Drittel seiner Gewächshausfläche im Winter Rosen. Auf den verbleibenden 5 000 Quadratmetern ist die Temperatur auf sechs bis sieben Grad Celsius abgesenkt. Bei dieser Temperatur legen die Rosenstöcke eine Wachstumspause ein, erleiden aber keinen Kältestress. Ein Teil der Fläche wird jährlich neu bepflanzt. „Wir pflanzen rund 20 Rosensorten“, berichtet Stegers, „weil die Kundschaft immer neue Sorten nachfragt.“

Pflanzsubstrat statt Mutterboden

Im Unterglasanbau wachsen die Rosen nicht in Mutterboden, sondern in Metallwannen, die mit Pflanzsubstrat gefüllt sind. Als Substrat werden Kokosfaser, Steinwolle oder Perlite, das ist thermisch aufbereitetes Vulkangestein, genutzt. Im Substrat sind die Rosen vor bodenbürtigen Schädlingen wie zum Beispiel vor Nematoden, geschützt. Und sie werden bedarfsgerecht mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Jungpflanzen werden in der Regel in spezialisierten Betrieben vermehrt. Die Schnittblumenerzeuger wie Ludger Stegers beziehen die Jungpflanzen entweder als Stecklinge oder veredelt auf einer Wurzelunterlage.

Integrierter Pflanzenschutz hält Rosen gesund

Mit der Pflanzengesundheit steht und fällt der Erfolg des Betriebs von Ludger Stegers, denn die Spezialisierung lässt ihm wenig Spielraum für Alternativen. Er nutzt daher alle Möglichkeiten des integrierten Pflanzenschutzes: von Nützlingen im Gewächshaus bis zu chemischen Pflanzenschutzmitteln gegen pilzliche Krankheiten und Schädlinge. Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen berät die Gartenbaubetriebe beim Pflanzenschutz. „Die Klimaführung im Gewächshaus ist für die Pflanzengesundheit sehr wichtig“, sagt Pankraz Gasseling, Berater der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Deshalb führe die Landwirtschaftskammer Versuche zur Optimierung durch. Ist der Schädlingsdruck hoch – insbesondere im Sommer und im Freiland – ist es laut Gasseling unumgänglich Fungizide und Insektizide einzusetzen.