 
  Erdbeeren aus fremden Landen: Besser als ihr Ruf
Zu hohe Rückstände von Pflanzenschutzmitteln sind die Ausnahme, nicht die Regel.
Erdbeerfans können heute ihre Lieblingsfrüchte das ganze Jahr über genießen. Herrscht bei uns noch Winter, reifen in wärmeren Gefilden die schönsten Früchte heran. Jährlich gelangen rund 150 000 t ausländischer Erdbeeren auf unseren Markt. Doch wie ist es um deren Qualität bestellt?Handel trägt Verantwortung, Staat prüft
Nach deutschem Gesetz muss der Importeur für die Qualität der eingeführten Ware gerade stehen. Damit ist er auch für die Einhaltung von Grenzwerten für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln verantwortlich. Bislang gibt es in der EU noch keine einheitliche Höchstmengenregelung*. Der Verbraucher ist dennoch geschützt, weil grundsätzlich keine Ware verkauft werden darf, die ein Gesundheitsrisiko darstellt. Kontrolliert wird der Groß- und Einzelhändler von der amtlichen Lebensmittelüberwachung. Zuständig sind die Lebensmittelämter, die regelmäßig und ohne Voranmeldung Proben ziehen und analysieren. Geprüft werden alle Betriebe, die Lebensmittel herstellen, verarbeiten oder vertreiben. Werden zu hohe Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden, muss sich der Händler vor dem Gesetz verantworten.
Qualitätssicherung beginnt auf dem Acker
Bereits auf dem Feld muss zu hohen Rückständen von Pflanzenschutzmitteln in der Ernte vorgebeugt werden. Ist Pflanzenschutz notwendig, bieten integrierte Anbauverfahren den besten Schutz. Der integrierte Pflanzenschutz erfolgt nach klar definierten Regeln: Für jede Kultur werden individuelle Strategien zur Gesunderhaltung der Pflanzen festgelegt. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erfolgt erst dann, wenn alle anderen Maßnahmen (Anbautechnik, Einsatz von Nützlingen etc.) ausgeschöpft sind. Nur zugelassene Mittel sind erlaubt, die Dosierungen sind festgelegt und Wartezeiten müssen eingehalten werden. Bei zertifizierten Systemen müssen alle Pflanzenschutzmaßnahmen dokumentiert werden und die Erzeugerbetriebe werden durch unabhängige Kontrolleinrichtungen überprüft.
Strenge Anbauregeln auch im Ausland
Auch jenseits unserer Grenzen müssen die Erzeuger strenge Regeln einhalten, wenn sie ihre Produkte auf dem deutschen Markt verkaufen wollen. Immer häufiger verlangen Händler und Importeure, dass ihre Lieferanten bestimmte Qualitätsanforderungen erfüllen. Im internationalen Frucht- und Gemüsehandel bewährt sich schon heute der Standard EUREP/GAP (Euro-Retailers Produce Working Group), der 1997 auf Initiative führender europäischer Einzelhandelsunternehmen entwickelt wurde. Das Ziel von EUREP/GAP ist die Entwicklung einheitlicher Kriterien für die Qualitätssicherung in der Landwirtschaft und der Aufbau eines einheitlichen Systems zur Zertifizierung.
Erdbeeren aus Israel als Beispiel
Ein Beispiel für strenge Kontrollen auf der Erzeugerstufe ist die Erdbeererzeugung in Israel. Bei einem Exportanteil von 60 Prozent an der Gesamterzeugung ist die Einhaltung internationaler Qualitätsstandards ein Muss. Wenn bei uns tiefster Winter herrscht, ist im Nahen Osten Saison: Rund 200 t israelische Erdbeeren gelangen jährlich auf den deutschen Markt. Das Gros der Erdbeeren wird auf palästinensischem Gebiet angebaut. Immer mehr israelische Erdbeerbetriebe betreiben integrierten Pflanzenschutz und sind nach den internationalen Standards EUREP/GAP und IFS (International Food Standard) zertifiziert. Die Vorgaben an die Erzeugung regeln jeden Bereich von der Düngung, der Bewässerung und dem Pflanzenschutz bis hin zu den Arbeitsbedingungen von Lohnarbeitern. Alle Maßnahmen müssen dokumentiert und bei Kontrollen offen gelegt werden. Auf den palästinensischen Erdbeerfarmen führt das führende israelische Exportunternehmen AGREXCO kontinuierlich Qualitätskontrollen durch, um die europäischen Standards garantieren zu können.
*Eine Verordnung der EU-Kommission sieht vor, dass ab Mitte 2006 gemeinsame Höchstmengen bestehen, die für alle EU-Mitgliedstaaten verbindlich sind.
 
   
  