06.04.2010

Eine Fetthennen-Art wird zur Problempflanze

Sedum stoloniferum gebärdet sich invasiv und ist kaum zu stoppen

Im Garten ist Sedum stoloniferum eine beliebte Fetthennen-Art. In der Landwirtschaft kann die Pflanze große Probleme bereiten. Gelangt sie, wie in der Schweiz, auf Viehweiden, verdrängt sie dort wertvolle Gräser. Sie erschwert mit ihren fleischigen, wasserhaltigen Blättern die Heutrocknung und steht im Verdacht, durch ihre geringe Wurzelbildung die Erosionsgefahr zu erhöhen. Einer herkömmlichen Herbizidbehandlung widersteht die Pflanze, wie Erfahrungen in der Schweiz zeigen.

Eine neue invasive Pflanzenart

Sedum stoloniferum (ausläuferbildend) blüht von Mai bis September. Ihre Blüten sind rosafarben und sternchenförmig. Die Fetthenne wird auch bei uns von vielen Staudengärtnereien für Steingärten, Trockenmauern und vor allem auch für Dachbepflanzungen angeboten. Die Pflanze ist aus dem Kaukasus und Nord-Iran eingewandert. Sie hat rote, kriechende Stängel und ist eine enge Verwandte des bekannten gelb blühenden Mauerpfeffers (Sedum acre) aus der Familie der Dickblattgewächse. Unter günstigen Bedingungen, wie etwa an sonnigen Standorten, wächst die Pflanze jährlich um 20 Zentimeter. Trockenzeiten übersteht sie bestens. Sie bildet ein oberirdisches Geflecht, das sich auf Grasflächen stark ausbreitet. Für Landwirte bedeutet dies weniger Futterertrag. Ausreißen oder Pflügen helfen nicht: Die Bruchstücke der Pflanze bilden im Kontakt mit Erde sofort wieder Wurzeln und wachsen schnell weiter. Nur eine frühzeitige Bekämpfung verspricht Erfolg bei dieser Fetthenne, wo immer sie nicht erwünscht ist.

So kann eine Gartenpflanze verwildern

Vor 40 Jahren wurde diese Fetthenne in einer Berner Ortschaft in einem einzigen Garten ausgesät. Sie verwilderte auf eine benachbarte Wiese. Von dort gelangte sie mit dem Heu in einen einige Kilometer entfernten Ort. Auf der holprigen Naturstraße fiel wahrscheinlich an verschiedenen Stellen Heu auf die Wegränder und mit ihm die Ausläufer, die Stolone. Von dort nahm die Invasion von Sedum stoloniferum ihren Anfang. Das Gewächs verbreitete sich auf den angrenzenden Wiesen und Weiden. An anderer Stelle, in einer Emmentaler Gemeinde, führte ein stark betroffener Landwirt die Verbreitung auf eine ehemalige Gärtnerei zurück.