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Wenn die Natur das neue Gartenjahr einläutet, werden auch Millionen von Hobbygärtnern aktiv. Foto: Matthias Wiedenau
10.03.2011
Umwelt & Verbraucher

Ein offenes Ohr für Hobbygärtner

Neues Gartenjahr beginnt – viele Organisationen beraten bei Fragen

Nach den langen Wintermonaten gibt es im Garten viel zu tun. Viele Hobbygärtner haben Fragen zum Pflanzenschutz und -anbau, auf die auch die Gartennachbarn keinen Rat wissen. Antworten können sie zum Beispiel bei den Gartenakademien in derzeit acht Bundesländern finden. Diese gehören zu staatlichen Versuchs- und Forschungseinrichtungen beziehungsweise zu den Landwirtschaftskammern. Ziel der Gartenakademien ist es, den umweltschonenden Freizeitgartenbau zu unterstützen. Dafür stellen sie ein breites Serviceangebot und geballtes Fachwissen für Hobbygärtner zur Verfügung. Aber auch zahlreiche Hobbygärtner-Organisationen bieten Beratung an. Das IVA-Magazin Profil Online sprach mit Thomas Wagner vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde.

Das Gartenjahr 2011 befindet sich in den Startlöchern. Welche Fragen brennen den Hobbygärtnern jetzt unter den Nägeln?

Nach dem nassen Sommer 2010 und dem kalten Winter dürften zu Beginn des Jahres Fragen nach den Auswirkungen auf Zwiebelgewächse, wie den Krokus, und auf hoffentlich winterharte Zierpflanzen im Vordergrund stehen. Sehr wahrscheinlich werden sich auch Entwicklungen aus den Vorjahren fortsetzen, wie das Buchsbaum- und Tujasterben, die Vermehrung der invasiven Rhododendron-Zikade und gebietsweise die enormen Schäden durch Wühl- und Schermäuse. Daneben gibt es zahlreiche „Dauerbrenner“. So zum Beispiel „Wie gehe ich gegen Schnecken vor“ oder „Was kann ich gegen die Phytophthora-Fäule an Tomaten machen“. Ob andere Schaderreger massiv auftreten, hängt ganz vom weiteren Witterungsverlauf ab. Kein Jahr ist wie das andere.   

Zu jedem zweiten deutschen Haushalt gehört ein Garten. Aber nicht jeder Hobbygärtner ist ein Pflanzenschutzexperte. Wer hilft bei Fragen?

In jedem Bundesland existieren amtliche Beratungsstellen wie die Pflanzenschutzämter. Daneben informieren aber auch Universitäten mit Gartenbau-Abteilungen oder Einrichtungen wie das Hessische Dienstleistungszentrum für Landwirtschaft, Gartenbau und Naturschutz oder das Rheinland-Pfälzische Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum. Eine Adressensammlung finden Interessenten auf unserer Internetseite unter der Rubrik „Service“. Die Beratung ist in der Regel kostenlos. Wenn es um Düngungsfragen geht, sind die Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten die erste Adresse. Auf der Internetseite sind deren Anschriften und Telefonnummern in den jeweiligen Bundesländern angegeben. Bodenuntersuchungen sind kostenpflichtig, lohnen sich aber, um die eigene Gartenerde besser einschätzen zu können. 

Engagiert sich Ihr Verband auch in der Beratung?

Ja, sogar sehr intensiv. In jedem unserer rund 15 000 Ortsverbände gibt es ehrenamtliche Fachberater, die als Ansprechpartner dienen und speziell geschult werden. Auf Regional- und Landesebene haben wir hauptamtliche Berater. Wertvolle Informationen bietet unsere Internetseite. In den Rubriken „Fachthemen“ und „Schriftenreihe“ halten wir umfangreiche Fachinformation für jedermann bereit. Sie umfassen unter anderem die Bereiche Pflanzenschutz, Sortenwahl, Düngung, Boden, Fruchtfolge, Nützlingseinsatz oder Mischkulturen. Im Bundesverband bin ich zwar für Fachfragen zuständig, engagiere mich aber weniger in der praktischen Beratung. Stattdessen organisieren wir Schulungen und Weiterbildungsmöglichkeiten, damit neue Erkenntnisse und Entwicklungen auch bis in die Ortsverbände getragen werden. Der Bundesverband vertritt in erster Linie die Interessen unserer Mitglieder – wir haben rund eine Million – im politischen Bereich. 

Pflanzenschutz im Hobbygarten hat sich gewandelt, da nur noch wenige Präparate zugelassen sind. Womit ist 2011 zu rechnen?

Alles ist nach wie vor im Fluss, 2013 steht die Novellierung des Pflanzenschutz-Gesetzes an. Außerdem wird auf EU-Ebene an der Harmonisierung der gesetzlichen Regelungen gearbeitet. Der Trend geht mit Sicherheit weiter in Richtung der so genannten „Low-Risk-Mittel“ (risikoarme Präparate). Für den Hobbybereich werden nur noch Mittel zugelassen, die auch ein Anwender ohne Sachkunde sicher für sich selbst und die Umwelt anwenden kann. Im Hobbybereich haben wir bereits Mittellücken. Diese werden wachsen. Bewährte Pflanzenschutzlösungen werden nicht mehr zur Verfügung stehen. Der speziell ausgebildete Gärtner, der von seinem Betrieb leben muss, kann im Gegensatz dazu noch aus einem größeren Mittelspektrum wählen. 

Wird die Beratung schwieriger, weil weitere Mittel wegfallen werden?

Schwer zu sagen, aber sie wird sich zumindest verändern. Wir werden noch stärker auf Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes zurückgreifen. Das heißt, man kann Schaderregerbefällen durch den Anbau toleranter oder resistenter Sorten vorbeugen, man kann verstärkt biologische Pflanzenschutzmaßnahmen wie Nützlinge, Pheromonfallen oder Leimringe verwenden oder, falls erforderlich, auch Schädlinge von Hand absammeln. Hobbygärtner müssen keine Qualitätsvorgaben und Höchsterträge erzielen, insofern werden sie sich darauf einstellen können. Unser Verband appelliert aber an Politik und Unternehmen, verstärkt die Züchtung gesunder Sorten und die Entwicklung sicherer und wirksamer Pflanzenschutzmittel voranzutreiben.

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