16.09.2005

DON und ZEA – die häufigsten Mykotoxine

Wenn auf Getreidekörnern Fusariumpilze mit heranwachsen, dann bilden sie Stoffwechselprodukte, die giftig für Mensch und Tier sind.

Fusariumpilze sorgen nicht nur als Krankheitserreger für Ertrags- und Qualitätsverluste bei verschiedenen Kulturpflanzen. Gleichzeitig können sie die Ernteprodukte mit ihren für Mensch und Tier giftigen Stoffwechselprodukten belasten. Diese Mykotoxine beinhalten eine große Zahl chemischer Verbindungen. Es sind etwa 170 bekannt, darunter Deoxinivalenol (DON) und Zearalenon (ZON), die im Getreidebau vorkommen. Sie gehören zu den bedeutendsten Giften überhaupt. Durch mühlentechnische Reinigungs- und Verarbeitungsprozesse lassen sie sich nur zum Teil entfernen. Deshalb sind vorbeugend acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen beim Anbau von Weizen, Gerste und Mais notwendig, um den Fusarienbefall schon auf dem Feld weitgehend einzuschränken.

Zum Abschluss der aktuellen Weizenernte können die Experten für deutsche Anbaugebiete Entwarnung geben: In diesem Jahr gibt es kaum befallene Partien.

Sicht- und Laborkontrollen

 „In diesem Jahr haben wir bisher kaum Probleme mit Fusarien-Befall im Brotweizen“, stellt Adolf Wenzel von der Plangemühle in Neuss fest. Sie vermahlt jährlich 400 000 Tonnen Weizen/ Roggen zu Mehl für Brot und andere Backwaren. Wenzel stützt seine Einschätzung auf Sicht- und Laborprüfungen: „Bevor die an uns gelieferten Partien an der Mühle abgeladen werden, führen wir im Rahmen unserer umfangreichen Qualitätsprüfung auch eine Sichtprüfung durch. Rötlich oder weißlich verfärbte Körner, die zudem etwas verschrumpelt aussehen, sind verdächtig.“ Auffällige Partien werden im Labor untersucht (ELISA-Schnelltest) und gegebenenfalls verweigert.

Für die amtliche Kontrolle des Getreides ist die Bundesforschungsanstalt für Getreide in Detmold zuständig. Dort werden die von den statistischen Landesämtern erhobenen Proben unter anderem auf DON und ZEA analysiert. Nach einer ersten Einschätzung bescheinigen die Forscher dem Weizen-Jahrgang 2005 hinsichtlich der Mykotoxine eine gute Qualität. Entscheidend ist, dass die nationalen Grenzwerte für Mykotoxine eingehalten werden. Sie betragen heute 0,5 mg DON/ Kilogramm gereinigtem und verarbeitetem Rohgetreide bzw. 0,05 mg ZEA/ Kilogramm Getreide und Getreideerzeugnissen.

Das Wetter ist die große Unbekannte

Ob die Pilze die Ähren besiedeln und tatsächlich ihre giftigen Stoffwechselprodukte bilden, hängt von verschiedenen Faktoren ab, stellt Dr. Jochen Prochnow, Fusarium-Experte der BASF, fest. Im Rahmen eines umfangreichen europaweiten Versuchprogramms konnte ermittelt werden, dass die Jahreswitterung die größte Bedeutung hat. „Die entscheidende Phase ist die Weizenblüte, die in unseren Regionen meist Anfang Juni eintrifft. Wenn kurz vor oder während der Blüte hohe Temperaturen und lang anhaltende Niederschläge vorherrschen, steigt das Risiko des Ährenbefalls deutlich an.“

Fusarien-Pilze weit verbreitet

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Fusarien-Pilze. Sie befallen auch Reis, Klee, Tomaten, Bohnen, Erbsen, Erdnuss, Zierpflanzen, Sträucher und Bäume. Sowohl Wurzeln, als auch Stängel und Früchte können betroffen sein. Häufig faulen und welken die Pflanzen, so dass die Ertragseinbußen beträchtlich sind. Im Weizenanbau muss auf die Arten Fusarium graminearum, F. culmorum, F. poae und F. avenaceum geachtet werden. Ist bereits das Saatgut infiziert, sinkt die Keimfähigkeit, es gibt viele Fehlstellen in der auflaufenden Saat. Später faulen die Wurzeln und die Stängel vermorschen, so dass die Pflanzen vorzeitig abreifen und umknicken. F. graminearum gelangt durch Luftwirbel von den Blättern zur Ähre. Daher sind Weizensorten mit einem geringen Abstand zwischen Blatt und Ähre besonders stark durch Ährenfusarien gefährdet.

Vorbeugung durch Pflanzenschutz

„Unsere Versuche haben gezeigt, dass gezielte Behandlungen mit Fungiziden (Pilzbekämpfungsmittel) die Fusarien wesentlich bremsen können. Gegenüber den unbehandelten Flächen konnten wir den Befall deutlich reduzieren“, berichtet Prochnow. Die Mittel werden bereits zur Blüte des Weizens eingesetzt. Generell gilt für die Landwirte, dass die Bestände durch gezielten Pflanzenschutz und bedarfsgerechte Düngung gesund erhalten werden. Robuste Pflanzen sind widerstandsfähiger gegenüber Pilzen.

Außerdem beugen die Landwirte mit intensiver Bodenbearbeitung und widerstandsfähigen Sorten einem Fusarienbefall vor. Die Pilze können nämlich auf Pflanzenresten überdauern. Deshalb werden auch Ernterückstände von Getreide, Mais oder Erbsen in den Boden eingearbeitet. Sie müssen möglichst schnell verrotten, so dass sie den Pilzen keinen Nährboden bieten. Besondere Vorsicht ist beim Anbau anfälliger Weizensorten nach Mais geboten. Denn die Fusarienpilze können direkt von den Maisstoppeln auf den jungen Weizen übergreifen.