04.12.2007

Der Weizen-Jahrgang 2008

Steigen die Lebensmittelpreise weiter?

„Wie wird der Weizen-Jahrgang 2008?“ Diese bisher eher für einen Wein-Jahrgang typische Frage wird uns alle zukünftig stärker beschäftigen, hängen doch die Lebensmittelpreise wesentlich davon ab. Die Aussaat war jedenfalls auf „unserem“ Weizenacker im Rheinland erfolgreich – die jungen Pflanzen sprießen und überziehen die Fläche bereits mit einem zarten Grün.

„Rosewigs Garten“ ist unser Brötchen-Barometer

Klasse und Masse der Ernte sind von vielen Umständen abhängig. Gelingt die Aussaat? Sind die Pflanzen optimal mit Nährstoffen versorgt und frei von Krankheiten und Schädlingen? Kommt der Regen immer zur rechten Zeit? Vieles hängt von der Natur ab, aber auch das Können der Landwirte ist gefragt. Alles greift wie ein Puzzle ineinander. Im Idealfall, also wenn alle Faktoren zueinander passen, gibt es Top-Ernten.

Bis zur Ernte im Sommer 2008 werden wir deswegen in regelmäßigen Abständen einen Winterweizenacker genauer betrachten. Der Acker trägt laut Flurkarte die Bezeichnung „Rosewigs Garten“ und befindet sich zehn Kilometer südöstlich von Düren (Rheinland). Wir werden Ihnen an diesem Beispiel schildern, wie es um den Weizen-Jahrgang 2008 steht.

Auf dem fruchtbaren Lössboden dieser Region erntet der Mähdrescher im Mittel der Jahre sieben bis zwölf Tonnen Weizen pro Hektar. Pro Quadratmeter sind das rund zwei Brote oder 20 Brötchen. Damit gehört der Standort zu den ertragsstarken Anbaugebieten Deutschlands. Nehmen Sie also in den nächsten Monaten teil am Geschehen auf „Rosewigs Garten“ und erfahren Sie, was der Landwirt alles für unsere Brötchen und Sonntagskuchen tut.

Weizen-Jahrgang 2008, Teil 1:

Wie die Saat, so die Ernte?

22. November 2007: 12 °Celsius und ab und zu etwas Sonne – bei diesem Wetter fühlt sich der Ende Oktober aufgelaufene Winterweizen sehr wohl. Wo zunächst nur ein Blättchen pro Pflanze an der Bodenoberfläche aufgetaucht ist, sind mittlerweile ein zweites und ein drittes Blatt erschienen. „Rosewigs Garten“ ist nun von einem gleichmäßig grünen Flaum überzogen.

Fünf Wochen zuvor, genauer gesagt am 17. Oktober, hat der Landwirt hier den Winterweizen eingesät. Der Boden war nicht zu feucht und nicht zu trocken, so dass fast alle Körner gekeimt haben und aufgelaufen sind. In der Redewendung „Wie die Saat, so die Ernte“ steckt zwar viel Wahrheit drin. Doch die Erfahrung zeigt, dass bis zum Anrücken der Mähdrescher noch viele Ereignisse einen Strich durch die Rechnung machen können.

Hier auf „Rosewigs Garten“ sollen bis zum Sommer möglichst zehn oder noch mehr Tonnen Weizenkörner pro Hektar heranwachsen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Landwirt sich vor der Aussaat bereits Gedanken über die geeignete Sorte gemacht. Unter rund 100 Möglichkeiten hat er eine Sorte ausgewählt, die hohe Erträge bringt und nicht zu anfällig gegenüber Krankheiten ist. Sie reagiert zwar erfahrungsgemäß etwas empfindlich auf strenge Winter, aber die sind im Rheinland eher selten. Der Landwirt hat die Sorte bereits seit drei Jahren im Anbau, kennt also ihre Stärken und Schwächen und kann darauf gezielt reagieren.

Rote statt goldgelbe Körner

Wer bei der Weizensaat in die Sämaschine hineinschaut, wird überrascht sein: Die Weizenkörner sind nicht goldgelb, sondern rot. Die Farbe stammt vom Beizmittel, mit dem das Saatgut üblicherweise behandelt wird. Die Beizung ist die erste Pflanzenschutzmaßnahme und äußerst wichtig, wirkt sie doch gegen gefürchtete Krankheiten wie Stein- und Flugbrand. Sie hat den großen Vorteil, dass der Wirkstoff genau da aufgebracht wird, wo er wirken soll – nämlich direkt am Korn und an der sich daraus entwickelnden jungen Pflanze. Es gibt Beizmittel, die zusätzlich tierische Schaderreger wie Blattläuse, Brachfliegen oder Drahtwürmer fernhalten. Darauf hat der Landwirt auf „Rosewigs Garten“ allerdings verzichtet, weil er das Befallsrisiko für relativ gering hält. Jetzt hofft er, dass er damit richtig liegt!